Letzter Weg
Park. Plötzlich stieß Cathy einen Schmerzensschrei aus und kam abrupt in einer Sandwolke zum Stehen.
»Verdammt!«, fluchte sie. »Mein Knöchel.«
Kez eilte an ihre Seite. »Ist es schlimm?«
»Ich glaube nicht.« Cathy verzog das Gesicht. »Hab ihn mir nur ein wenig verdreht.«
»Setz dich.« Kez nickte in Richtung einer australischen Pinie. »Ich helfe dir.«
Cathy schüttelte den Kopf. »Ich kann gehen.« Sie betastete ihren linken Knöchel. »Ich glaube nur nicht, dass ich jetzt noch laufen sollte. Tut mir leid.«
»Sei nicht dumm«, sagte Kez. »Wir sollten Eis darauf tun.«
Sie besorgten sich einen improvisierten Eiswickel und Mineralwasser in einem Café an der Collins Avenue gegenüber vom Parktor.
»Ich habe gar nicht gewusst, dass dein Dad an dem Hausmeister-Fall arbeitet«, sagte Kez, nachdem sie sich einen Stuhl organisiert hatten, auf den Cathy ihren Fuß legen konnte.
Cathy nickte. »Er arbeitet unablässig daran.«
»Und? Noch keine Verdächtigen?«
»Ich wäre die Letzte, die das erfährt«, antwortete Cathy. »Sam redet zu Hause fast nie über die Arbeit.« Sie lächelte zaghaft. »Und niemals vor mir, damit es mir nicht den Kopf verdreht.«
»Dein Kopf«, bemerkte Kez, »scheint mir ziemlich fest zu sitzen.« Sie hielt kurz inne. »Allerdings kann ich verstehen, warum deine Leute es vorziehen, ein solches Thema zu meiden.«
Cathy schwieg einen Augenblick. »Ich nehme an, du kennst meine Geschichte.«
»Einen Teil davon«, erwiderte Kez.
»Die redigierten Highlights.« Cathy klang gereizt. »Ziemliche Freakshow, was?«
»Eine traurige und grausame Show«, erwiderte Kez.
Cathy sah Mitgefühl in Kez’ Gesicht – und noch etwas anderes. Sie war nicht sicher, was es war. Sie wandte den Blick ab und betrachtete ihren Knöchel.
»Hast du Schmerzen?«, fragte Kez.
Cathy schüttelte den Kopf. »Er fühlt sich schon besser an.«
»Kümmere dich darum«, mahnte Kez.
»Mach ich.«
Kez nahm sich eine Minute und sagte dann: »Ich habe darüber nachgedacht, was du damals durchgemacht haben musst, aber es ist nur schwer vorstellbar. Als ich meinen Vater verloren habe, war ich lange Zeit ziemlich durcheinander, und dabei ist er eines natürlichen Todes gestorben – zumindest einer Art natürlichen Todes.«
»Einer Art?« Cathy bereute ihre Frage sofort. »Tut mir leid. Das ist etwas Persönliches.«
»Schon gut. Ich habe es ja selbst angesprochen«, sagte Kez. »Und ja, es ist etwas sehr Persönliches, aber ich glaube, es macht mir nichts aus, es mit dir zu teilen … was interessant ist, da ich es noch nie mit jemandem geteilt habe.«
Cathy schwieg.
»Ich habe meinen Dad sehr geliebt, und ich habe immer gewusst, dass er ganz verrückt nach mir war.« Kez atmete tief durch. »Ich dachte, er würde genauso für meine Mutter empfinden.« Kurz presste sie die Lippen aufeinander. »Aber wenn es zum Wesentlichen kam, war Joey Flanagan nicht besser als die meisten Männer.«
Kez schaute Cathy beim Sprechen direkt an, doch ein Schleier von irgendetwas – vielleicht Selbstschutz – hatte sich über ihre Augen gesenkt, und Cathy vermochte nicht zu sagen, ob sich Schmerz oder Zähigkeit dahinter verbargen.
»Jedenfalls«, fuhr Kez fort, »hat er einen schweren Herzinfarkterlitten, als er Mrs Jerszinsky gefickt hat, unsere Nachbarin, während meine Mutter einkaufen war und ich sie durchs Schlüsselloch im Schlafzimmer meiner Eltern beobachtet habe.«
»Wow!«, sagte Cathy.
»Das kommt aber nicht annähernd an deine Traumas ran«, sagte Kez. »Das ist, als wollte man einen kleinen Rüttler mit einem Erdbeben vergleichen, nehme ich an. Aber ich war sieben Jahre alt, und wie ich schon sagte, war ich nachher ganz schön durcheinander.«
»Das kann ich mir vorstellen. Wie kam es, dass …« Cathy hielt inne.
»Wie es kam, dass ich sie beobachtet habe?«, vervollständigte Kez die Frage. »Es war Wochenende, und mein Dad glaubte, ich wäre bei einer Freundin auf der anderen Straßenseite. Aber wir hatten uns gestritten, und ich war früher nach Hause gekommen, habe ein paar seltsame Geräusche gehört und hab nachgesehen.«
»Und dein Dad …«
»Daran denke ich nicht gerne«, sagte Kez.
»Klar«, erwiderte Cathy. »Das kann ich verstehen.«
»Ja, das kannst du wohl.« Kez zuckte mit den Schultern. »Ich habe mich oft gefragt, ob es dieser Nachmittag war, der mich ein für alle Mal von den Männern kuriert hat – obwohl unsere Sexualität natürlich von den Genen kommt.«
Cathy hatte
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