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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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verkaufte. Sie war Psychologin, keine Polizistin; sie interessierte sich nur dafür, wie sie dem Jungen helfen konnte.
    Und sie hatte ihm geholfen; das hatten sie alle.
    Doch hier war er wieder, zurück im Dunkel. Allerdings war es irgendwie nicht das Gleiche. Das hatte Grace im Gefühl.
    Das war anders, ernsthaft anders. Auch Annie glaubte das, und Greg hatte sich am Wochenende ebenfalls in dieser Richtung geäußert.
    An diesem Nachmittag sah er schon nicht mehr ganz so aus, als wäre er auf einem Trip, wirkte weit weniger gehetzt; aber er war noch immer deutlich verstört und körperlich ausgelaugt, auf undefinierbareWeise verletzt. Es wäre ziemlich einfach, erkannte Grace, seinen plötzlichen Absturz mit irgendeiner neuen Chemikalie zu erklären, die er sich reingezogen hatte; sie wusste, dass beispielsweise eine üble Acidmischung ihn noch lange im Griff hatte, nachdem das Zeug aus seinem Kreislauf heraus war; aber dennoch … ihr Instinkt warnte sie, dass hier etwas anderes am Werke war.
    Seit Gregory am Samstag wieder gegangen war, fragte Grace sich, was er damit gemeint hatte, die Albträume könne er ertragen, nur das Aufwachen nicht.
    »Was hast du damit gemeint, Greg?«, fragte sie ihn nun, als sie wieder auf der Veranda saßen.
    Er schloss die Augen und schauderte.
    »Lass dir Zeit«, sagte Grace.
    Die Augen blieben geschlossen, und sein Mund bewegte sich für kurze Zeit lautlos.
    »Er hat mich gesehen«, sagte er dann so leise, dass Grace ihn kaum hören konnte.
    »Wer hat dich gesehen?« Grace beugte sich so weit vor, wie das Baby in ihrem Leib es zuließ.
    Gregory sagte erneut dieselben Worte.
    »Er hat mich gesehen.«
    Er schlug die Augen auf, wirkte einen Moment lang erschrocken und desorientiert.
    »Greg?«, fragte Grace sanft. »Alles in Ordnung?«
    »Ich kann das nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Doc.«
    »Du hast gesagt, irgendjemand habe dich gesehen«, hakte Grace nach. »Hat jemand dich irgendetwas tun sehen, Greg? Ist es das, wovon du träumst?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete er.
    »Ich will dir doch nur helfen«, sagte Grace. »Du weißt, dass ich alles vertraulich behandele.«
    Erneut schüttelte er den Kopf. »Ich …«, begann er. »Tut mir leid, Doc.«
    Der letzte Satz hatte etwas Endgültiges, als habe er aufgegeben.
    Der Gedanke ließ Grace schaudern.
    Grace hatte gerade zugesehen, wie Greg in den Wagen seiner Mutter gestiegen war, nachdem sie sich einverstanden erklärt hatte, Annie und Jay später am Abend zu besuchen, als Cathys Mazda heranfuhr.
    Im selben Augenblick, da sie die Fremde auf der Beifahrerseite aussteigen sah, vermutete Grace, dass es sich um Kez Flanagan handeln musste. Nicht nur wegen des leuchtend roten, kurzen Haars, das Cathy ihr beschrieben hatte, sondern auch daran, wie sich bewegte.
    Sie war definitiv eine Leichtathletin, eine Läuferin wie Cathy, nur zäher, schlanker und weniger feminin.
    »Hi«, rief Grace den beiden von der Tür aus zu.
    »Hi, Grace.« Cathys Wangen waren gerötet. »Das ist Kez Flanagan.« Sie lächelte. »Kez, dass ist meine Mom, Grace.«
    »Hallo, Dr. Becket.« Kez streckte die Hand aus.
    »Dr. Lucca«, korrigierte Cathy sie ein wenig verlegen.
    »Grace reicht«, sagte ihre Mutter freundlich und schaute auf Kez’ Hände. »Tolle Nägel«, bemerkte sie.
    Sie gingen zusammen hinein, und Cathy schloss die Tür. »Sie macht sie sich selber.«
    »Das ist ja erstaunlich«, sagte Grace. »Ich bekomme nicht mal einen Grundton drauf, ohne alles zu verschmieren.«
    »Ist Woody eingesperrt?«, fragte Cathy.
    Wie aufs Stichwort flitzte der kleine Hund aus dem hinteren Teil des Hauses heran, sprang zur Begrüßung an Cathy hoch und wandte sich dann dem Gast zu, um ihn zu beschnuppern.
    »Lass das.« Kez wich an die Wand zurück und stieß dabei gegen den kleinen Kippstandspiegel mit dem Mosaikrahmen. »Bitte«, sagte sie in scharfem Ton und mit noch heiserer Stimme als gewöhnlich. »Ich kann nicht gut mit Hunden.«
    »Ist schon okay.« Cathy hob den kleinen Racker hoch, drückte ihn an sich und ließ sich von ihm das Gesicht lecken. »Woody ist cool«, sagte sie zu Kez, »ein richtiges Lamm.«
    »Da bin ich sicher.« Kez blieb dicht an der Wand. »Vielleicht sollten wir jetzt gehen.«
    »Wir wollen ein wenig am Strand laufen«, erklärte Cathy ihrerAdoptivmutter. »Aber ich dachte, wir kommen vorher noch auf einen Saft vorbei.«
    »Sperr Woody ins Arbeitszimmer«, sagte Grace zu Cathy.
    »Das ist nicht

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