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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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das Kind fallen lassen.
    Grace und Sam besuchten die Hoffmans am Donnerstagnachmittag.
    Jay und Annie waren nur noch Schatten ihrer selbst, und die Verwirrung der kleinen Janie war schmerzhaft deutlich zu sehen. In der einen Minute wurde sie ihren Eltern von Verwandten abgenommen, damit sie außer Sicht spielen konnte, in der anderen trugen Mutter oder Vater sie herum. Vor allem Annie drückte sie so fest an sich, dass Janie einmal sogar schrie.
    »Eine üble Szene«, bemerkte Sam leise.
    »Die schlimmste«, stimmte Grace ihm zu.
    Auch junge Leute halfen – ein paar von Gregorys Freunden, wie Grace vermutete. Mit seinen Eltern zu reden war ihnen sichtlich unangenehm, und wenn sie miteinander sprachen, dann nur im Flüsterton. Dann und wann aber vergaßen sie allen Anstand und hoben die Stimmen auf eine natürlichere, jugendliche Lautstärke. Bisweilen lachten sie sogar und schauten sich dann schuldbewusst um. Grace hatte Mitleid mit ihnen. Sie wusste, was es bedeutete, in so jungen Jahren bereits mit Tod und Schmerz konfrontiert zu werden.
    Grace war gerade im Badezimmer gewesen, um sich die Nase zu pudern, und ging nun durch den Flur zum Wohnzimmer, als sie zwei der Teenager mit gedämpften Stimmen reden hörte.
    »Er war am Strand, Mann, in der Mordnacht. Er war da .«
    Grace blieb stehen und verhielt sich vollkommen ruhig.
    »Ryan, um Himmels willen, hör auf.«
    »Ich kann nicht anders.«
    Grace versuchte, die beiden nicht anzustarren, sondern so gelassen wie möglich auszusehen. Der Junge, der als Erster gesprochen hatte – der mit Namen Ryan, der so offensichtlich verängstigt war –, war groß, mit breiten Schultern und einem runden, frischen Gesicht. Grace schätzte ihn ungefähr auf Gregorys Alter.
    »Er hat sich ausgeschossen, Mann.« Der andere Junge war einen Kopf kleiner, dürrer und hatte rotes Haar und Akne. Er packte Ryan am Arm und versuchte, ihn wegzuziehen. »Er hat bloß Pech gehabt.«
    Einen Augenblick lang war Grace nicht sicher, was sie mehr erschreckte: der Bezug zu dem Mord am Strand oder zu hören, wie ein Teenager eine Überdosis Drogen abtat wie einen gewöhnlichen Unfall.
    »Er war am Strand.«
    Gütiger Gott.
    Grace wartete eine Weile. Sie sah, dass Sam mit Jay und dessen Bruder sprach. Annie war nirgends zu sehen. Vermutlich hatte sie sich versteckt, um wenigstens für kurze Zeit Erholung zu finden – was wahrscheinlich nicht funktioniert hatte.
    Der große Teenager mit dem frischen Gesicht ging alleine auf die Veranda hinaus.
    Grace nutzte die Gelegenheit und folgte ihm.
    »Ryan?«
    Er drehte sich um. »Ja?«
    »Ich bin Dr. Grace Lucca. Tut mir leid, dass ich dich störe.«
    »Kein Problem«, sagte Ryan.
    »Könnten wir wohl einen Moment miteinander reden?« Grace ging ein paar Schritt näher ans Wasser, weg vom Haus, und der junge Mann folgte ihr verwirrt.
    »Ich schulde dir eine Entschuldigung.« Sie sprach leise. »Aber ich konnte nicht anders, als vor ein paar Minuten das Gespräch mit deinem Freund zu belauschen.«
    Ryans Blick schoss an ihr vorbei. Er suchte nach einer Fluchtmöglichkeit.
    »Ist schon gut«, beruhigte ihn Grace. »Du steckst nicht in Schwierigkeiten, aber es ist offensichtlich, dass du wegen Gregs Tod sehr beunruhigt bist …«
    »Wer nicht?«, entgegnete Ryan defensiv.
    »Nicht jeder weiß«, sagte Grace, »dass Greg vielleicht einen Mord gesehen hat.« Sie sah Ryans Sorge. »Wirklich, es ist okay. Ich will nur helfen, wenn ich kann.«
    »Da gibt es nichts zu helfen«, entgegnete er.
    »Das glaube ich aber doch«, sagte Grace. »Aber solltest dubeschließen, mir nicht zu sagen, worüber ihr da drinnen gesprochen habt, muss ich vielleicht die Cops bitten, dir ein paar ernste Fragen zu stellen.«
    »Das ist keine so große Sache.« Ryans Wangen waren heiß, und erneut zuckte sein Blick zur Tür und dem Zimmer dahinter. »Aber wenn meine Mom und mein Dad herausfinden«, seine Stimme war kaum noch ein Flüstern, »dass ich etwas mit dem Zeug zu tun gehabt habe, auf das Greg so gestanden hat … die bringen mich um.«
    »Deine Eltern müssen das nicht herausfinden«, sagte Grace, »obwohl ich es dir nicht garantieren kann.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber dir ist doch klar, dass du jede Information weitergeben musst, die für die Untersuchung von Gregorys Tod von Bedeutung ist, oder?«
    »Verdammt«, sagte der Teenager, »das ist nicht fair.«
    »Ich weiß.« Mitfühlend, aber sachlich. »Ich nehme an, Greg war ein Freund von dir?«
    »Sicher.« Ryan schaute

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