Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
ganz zu schweigen davon, ihn an der Untersuchung teilhaben zu lassen.
    Mitgefühl war jedoch vorhanden, ebenso wie professionelle Höflichkeit.
    »Sie hat gesagt, sie sei durch die Stadt gewandert.« Endlich beantwortete Patterson Sams Frage über Terris Verbleib. »Sie hat in einer Bar was getrunken – dafür gibt es keinen Beweis –, doch dann hat sie einen Bus genommen und sich nicht weit von hier eine Pizza geholt. Sie hat uns die Quittung gezeigt.«
    »Das hört sich an, als würden Sie sie zum Kreis der Verdächtigen zählen«, bemerkte Sam.
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte der andere Mann rasch. »Sie ist eine von uns. Tatsache ist jedoch, dass sie als Pärchen in die Stadt gekommen sind und einen Streit hatten, der heftig genug war, um sie einen Nachmittag und einen Abend voneinander zu trennen, und als Nächstes liegt Ihr Bruder im Krankenhaus. Also mussten wir ihr ein paar Routinefragen stellen.«
    »Sicher«, sagte Sam, dankbar, dass jemand das getan hatte.
    Seine Gedanken kehrten zu Saul zurück, zu dessen grässlichen Verletzungen, der Wildheit des Überfalls und der körperlichen Kraft, die für solch einen Angriff nötig war. Terri hatte ihnen erzählt, dass sie regelmäßig in ein Fitnessstudio gehe, dass sie es mochte, in Form zu bleiben, und das war sie auch: eine kurvenreiche, schöne junge Frau, zäh genug für ihren Job, aber auch nicht mehr.
    »Sie war auch am Strand, wissen Sie«, erklärte Patterson.
    Sam sagte nichts dazu.
    »Ich habe Sand an ihren Mokassins bemerkt, als sie ins Hotel gekommen ist. Sie hat gesagt, sie hätte nach der Pizza den Bus zurückgenommen, sei eine Zeitlang am Strand spazieren gegangen und habe sich dann hingesetzt, um ein wenig nachzudenken.« Der Detective zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, so ist es bei vielen jungenLeuten nach einem Streit. Sie lungern am Strand herum und starren den Mond an.«
    »Und wo war sie genau, als es passiert ist?«, fragte Sam.
    »Gut eine Meile nördlich vom Tatort.«
    »Kann das jemand bestätigen?«
    »Gibt es einen Grund dafür, es bestätigen zu lassen, Detective Becket?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Sam. »Reine Gewohnheit. Wie Sie gesagt haben, Routine.«
    »Sie hat gesagt, da seien noch andere Leute spazieren gewesen. Wir haben uns ein wenig umgehört.«
    Sam schwieg erneut. Die Frage, die er in den letzten Augenblicken hatte stellen wollen, drückte ihm aufs Gemüt, doch dann beantwortete Patterson sie, ohne dass Sam sie ausgesprochen hätte.
    »Es war tatsächlich nur Sand auf ihren Mokassins«, sagte er, »kein Blut.«
    Erleichterung erfasste Sam.
    »Nicht, dass das viel beweisen würde«, fügte Patterson hinzu, »wenn Terri Suarez eine Verdächtige wäre. Nicht, nachdem der Arzt erklärt hat, die Tritte seien mit nackten Füßen ausgeführt worden.«
    Die Erleichterung verflog sofort wieder.
    Er musste es fragen.
    »Ich nehme nicht an, dass Sie Terri – Officer Suarez – gebeten haben, Ihnen ihre Füße zu zeigen, oder?«
    »Nein.« Nun schaute Patterson Sam neugierig an. »Sind Sie sicher, dass es da nichts gibt, was Sie mir erzählen wollen?«
    »Nichts«, antwortete Sam.
    »Gibt es nicht vielleicht irgendetwas über Ms Suarez, das ich wissen sollte?«
    »Nichts.« Sam schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass wir so ein Gespräch führen.« Er spürte, wie sein Kiefer sich verspannte, und seine Augen brannten. »Andererseits fällt es mir noch immer schwer zu glauben, was meinem Bruder passiert ist.«
    »Was ist er eigentlich für ein Kerl?« Die Frage war freundlich. »Ist er ein Kämpfer?«
    »Er studiert Medizin«, antwortete Sam. »Unser Dad ist Arzt.« Er atmete tief durch, um sich wieder zu fassen. »Mein Bruder ist ein ganz lieber Kerl. Jetzt bete ich zu Gott, dass er auch ein Kämpfer ist.«
    »Wenn ich mir Ihre Familie so anschaue, wird er zumindest eine Menge Unterstützung in seiner Ecke haben.« Er sah, wie Sam wieder um Fassung rang, streckte die Hand aus und drückte seinem Kollegen hilfreich den Arm. »In der Zwischenzeit werden wir diesen Bastard finden.«
    »Ich würde Ihnen gerne helfen.« Sam wusste bereits, wie der andere Mann darauf antworten würde.
    »Das Beste, was sie tun können«, sagte Patterson, »ist für Saul da zu sein.«
    Sam nickte. »Stimmt«, sagte er.
    Und er log.

52.
    Sam sah nach Saul, vergewisserte sich, dass es keine Veränderung gab, und überließ es dann den anderen, bei ihm zu sitzen, während er selbst nach unten ging und hinaus in die

Weitere Kostenlose Bücher