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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Nachmittag und Abend nach ihr gesucht hatte.
    Aber selbst wenn sie sich nicht gestritten hätten, selbst wenn Terri nicht gegangen wäre, hätten sie vielleicht gemeinsam einen nächtlichen Spaziergang am Strand unternommen, und vielleicht wären sie dann gemeinsam überfallen worden.
    Es sei denn, der Täter hatte auf ein einsames Opfer gelauert.
    Auch die drei anderen Opfer waren nach Einbruch der Dunkelheit allein am Strand gewesen.
    Das wiederum bedeutete, dass es wahrscheinlich nicht passiertwäre, wäre Terri bei Saul gewesen, und Sam wusste nicht, ob er ihr das jemals würde verzeihen können.
    Womit er nicht besser war als Althea mit ihrem unversöhnlichen Herzen, weil er nicht da gewesen war, als ihr kleiner Junge sich von ihr losgerissen hatte und von dem Betrunkenen überfahren worden war.
    Falls es Saul wieder besser ging, würde Sam einen Weg finden, Terri zu verzeihen.
    Sie sah genauso zerrissen aus, wie er sich fühlte, und sie hatte Sam immer wieder gesagt, dass sie bei Saul sein, gleichzeitig aber auch den Abschaum jagen wolle, der ihm das angetan hatte – genau wie Sam.
    Auch hatte sie Sam erzählt, wie sehr sie sich dafür hasse, dass sie einfach weggelaufen war.
    Grace hatte sie das Gleiche gesagt.
    »Dafür hasse ich mich«, hatte Terri zu ihr gesagt, »mehr als ich je für möglich gehalten hätte.«
    Und Grace, die noch immer am Boden zerstört war, war sofort zu Sam gegangen und hatte ihm alles wortgetreu berichtet.
    Mehr konnte sie im Augenblick nicht tun.
    Zu wenig, zu spät.
    Sam hatte sie nicht wieder zurückgewiesen, jedenfalls nicht auf jene schmerzhafte Art wie vor der Intensivstation früh am ersten Morgen; aber er teilte auch nicht seine intimsten Gefühle mit ihr, wie er es sonst tat, und manchmal, wenn er sie anschaute, bemerkte sie, wie er sich rasch wieder abwandte, und sie hatte schreckliche Angst, dass er nicht mehr liebte, was er sah.

54.
    6. September
    So viel Angst sie auch um Saul haben mochte, Cathy empfand auch Schuld.
    Sie fühlte sich so eingesperrt, die langen Stunden im Krankenhaus, die schlechte Atmosphäre zwischen den anderen … Nur David schien noch er selbst zu sein, aber er wurde von der Angst um seinen Sohn verzehrt. Das alles forderte seinen Tribut von Cathy.
    Sie wollte – musste – etwas tun, was sie stets unter Stress tat.
    Laufen, immer weiterlaufen.
    Und sie wollte auch Kez; dessen war sie sich nun vollkommen sicher. Sie wollte mit ihr reden, bei ihr sein. Sie wollte in ihrer Nähe sein, ihre starken Arme um sich spüren – und das nicht nur zum Trost.
    Cathy rief am Dienstagnachmittag an. Sie ging raus auf die Krankenhauszufahrt, überprüfte ihre Mailbox zum x-ten Mal, fand nichts, und nachdem sie sich auf eine weitere Zurückweisung vorbereitet hatte, tippte sie wieder Kez’ Nummer ein.
    »Ich kann im Augenblick nicht mit Ihnen reden …«
    Das war Kez’ Stimme, doch lag keinerlei Wärme darin. Sie sprach schnell; vielleicht hatte sie den Spruch in aller Eile aufgenommen. Wenn Kez schon keine Handys mochte, mochte sie normale Telefone wohl auch nicht.
    Aber Cathy brauchte sie.
    »Kez, ich bin es, Cathy«, sagte sie. »Es ist wirklich wichtig, dass du mich anrufst.«
    Sie musste ihr alles erzählen, auch dass Saul überfallen worden war; sie musste Kez verständlich machen, wie viel sie ihr bedeutete.
    »Saul ist überfallen worden, in Naples, und es geht ihm sehr schlecht. Wir sind alle zusammen, die ganze Familie, aber es gibt nur einen Menschen, mit dem ich wirklich reden will, und das bist du,Kez. Ich vermisse dich sehr. Du hast mir gesagt, ich solle darüber nachdenken, wie ich wirklich für dich empfinde, und das habe ich – ehrlich!«
    Wie armselig.
    Cathy hasste sich selbst.
    Kez würde sie sogar noch mehr verachten.
    »Bitte, ruf mich zurück«, sagte sie.
    Sie musste.

55.
    »Ich habe es schon oft gesagt«, sagte Grace zu Lucia am Telefon, spät am Dienstagabend, »aber es war noch nie so wahr wie jetzt. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie machen würde.«
    »Sie kämen schon zurecht«, erwiderte Lucia.
    Sie hatte eine Nachricht auf Grace’ Mailbox hinterlassen. Vordringlich wollte sie natürlich wissen, wie es Saul ging, aber sie wollte ihre Chefin auch wissen lassen, dass sie alle Termine für nächste Woche abgesagt hatte. Also musste Grace sich keinerlei Sorgen um ihre Patienten machen, und ja, Lucia hatte sich auch daran erinnert, dass die Fragileren zu Dr. Shrike geschickt werden mussten – Magda Shrike, Grace’ alte Mentorin

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