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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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antwortete David. »Das können wir nicht wissen.«
    »Wie war das bei dir, als du damals bewusstlos warst?«, fragte sie ihn. »Konntest du die Leute über dich reden hören?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich kann mich wegen der Drogen, die man mir damals gegeben hat, nicht daran erinnern. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich tatsächlich nichts hören konnte.«
    Cathy redete und redete. Sie erzählte ihm jede noch so kleine Sache, die ihr in den Sinn kam. Wenn niemand in der Nähe war, redete sie mit ihm sogar über ihre Gefühle für Kez und darüber, wie sehr sie sie vermisste.
    »Ich denke immer wieder an den Nachmittag zurück, als wir dich und Teté im CocoWalk getroffen haben und du gesagt hast, wir sollten einen trinken gehen, aber wir sind nicht mitgegangen, weil Kez mit mir allein sein wollte. Doch hinterher hat sie sich Sorgen gemacht, dass du vielleicht verärgert sein könntest, und ich habe ihr gesagt, wegen so was würdest du dich nie aufregen, aber trotzdem: Duhättest ein wenig Zeit mit Kez verbringen können, und dann hättest du vielleicht verstanden, wie ich für sie empfinde. Wenn es dir also wieder besser geht, hoffe ich, dass wir das nachholen können, obwohl ich nicht sicher bin, ob Kez je wieder Zeit mit mir verbringen will.«
    Sie hielt kurz inne, hoffte wenigstens auf eine winzige Reaktion, ein Fingerzucken, irgendetwas, aber da war nichts, und da würde auch für längere Zeit nichts sein.
    Und sollte sie je auch nur die geringsten Zweifel an ihren tiefen Gefühlen für Saul gehegt haben, war dieser nun verflogen.
    Sie nahmen sich Zimmer in einem Motel in der Nähe des Krankenhauses. Abwechselnd gingen sie dorthin, um zu duschen und kurz zu schlafen, bevor sie wieder ins Krankenhaus zurückkehrten.
    David ließ sich fast nicht aus dem Krankenhaus bewegen. Sam sorgte sich zwar, dass das seinen Vater krank machen könnte, zugleich aber war er zutiefst dankbar dafür, denn solange der grauhaarige, hakennasige Wachhund seine Pflicht erfüllte, konnte er Verbindung mit Patterson halten, gelegentlich bei Martinez nachfragen (bis jetzt nichts Interessantes zu Terri) und spätabends am Strand spazieren gehen. Konkret hieß das, er konnte alles tun, was niemanden verärgerte, vor allem nicht die einheimische Polizei.
    Sam wollte keinen Tropfen böses Blut zwischen sich und Joseph Patterson oder seinen anderen Kollegen. Er wollte sie so motiviert an diesem Fall arbeiten sehen wie nur möglich. Im Moment befanden sie sich noch in der Phase, die viele Cops als »Die Ersten 72« bezeichneten, jener Phase, in der statistisch gesehen die meisten Fälle gelöst wurden. Danach blieb meist nur noch ein Detective mit den Ermittlungen vertraut, besonders in Countys, wo die Personaldecke so dünn war wie in Naples. Lediglich in wirklich hochkarätigen Fällen blieben mehr Leute am Fall, anstatt sich anderen Verbrechen zuzuwenden.
    Saul mochte ja einer der wichtigsten Menschen in Sams Leben sein, aber er war nicht einmal ansatzweise »hochkarätig« … und vor allem war er noch nicht tot.
    Sam fühlte sich noch immer hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, hinaus auf die Straße zu gehen, und dem Wunsch, Terri unter Beobachtung zu halten.
    Nicht, dass er wirklich glaubte, sie sei die Täterin gewesen.
    Früh am ersten Morgen hatte er Gelegenheit gehabt, Terris Fußsohlen zu sehen, gut eine Stunde, nachdem er mit Detective Patterson geredet hatte.
    Sie hatten ein paar Minuten ungestört im Warteraum für Verwandte verbracht – David und Grace waren auf der Intensivstation, und Cathy war auf der Couch eingeschlafen.
    Terri hatte ihre Mokassins ausgezogen, den Fuß gehoben und ihn massiert.
    Es war ein ordentlicher, sauberer Fuß gewesen mit roten Zehennägeln. Glatte Sohlen und Absätze.
    Kein Makel.
    Das, so glaubte Sam, hätte der Zeitpunkt sein sollen, da er jeden Verdacht gegen Terri hätte fallen und sie von der Angel hätte lassen sollen, doch dem war nicht so gewesen. Schließlich gab es keinen wirklichen Grund, warum der Fuß, der seinem Bruder auf den Hals getreten hatte, in irgendeiner Weise hätte verletzt sein sollen.
    Also beobachtete er sie noch immer – nur für den Fall.
    Außerdem gab er ihr ohnehin die Schuld an allem.
    Er gab ihr die Schuld, weil sie nicht bei Saul gewesen war, als er überfallen worden war. Weil sie schon wieder Streit mit ihm gehabt hatte. Weil sie einfach laufen gegangen war und ihn so verzweifelt zurückgelassen hatte, dass er den ganzen

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