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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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aussehen.«
    Sie standen vor dem Haupteingang des Miami General, wo ein steter Strom von Fahrzeugen vom Biscayne Boulevard hereinkam und Patienten und Besucher absetzte oder aufnahm.
    »Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Kez.
    »Er ist noch immer bewusstlos«, antwortete Cathy. »Aber die Ärzte sagen, dass er so weit okay ist.«
    Kez musterte sie aufmerksam. »Das kaufst du denen aber nicht ab, oder?«
    »Ich nehme an, es ist alles eine Frage der Perspektive.« Cathy zuckte die Schultern. »Soweit es mich betrifft, geht es Saul erst dann wieder gut, wenn er wieder zu Hause ist.«
    »Ein Tag nach dem anderen«, sagte Kez. »Mehr kannst du nicht tun.«
    Cathy nickte. »Wo gehen wir hin? Muss ich mich umziehen?«
    »Niemals!« Kez schaute sich Cathys Jeans und das kornblumenblaue T-Shirt mit dem fuchsienroten Aufdruck FAST an. »Ich habe dir doch gesagt, du siehst großartig aus.«
    Sie hatten verabredet, dass Cathy ihren Mazda auf dem Krankenhausparkplatz lassen sollte, damit Kez sie abholen und sie gemeinsam essen gehen konnten.
    »Wenn ich dir sage, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wann ich das letzte Mal so glücklich gewesen bin, jemanden zu sehen … würde dir das etwas ausmachen?«, fragte Kez.
    »Soll das ein Scherz sein?« Cathys ohnehin schon warme Wangen wurden noch röter. »Ich fühle genauso.«
    »Magst du indisches Essen?«
    »Ich liebe es.«
    Kez fuhr aus der Parklücke und schaute Cathy an. »Sicher?«
    »Wenn ich etwas sage, dann meine ich es auch so«, erwiderte Cathy.
    »Ja«, sagte Kez, »ich glaube, das tust du.«
    Sie gingen ins Anokha in Coconut Grove und setzten sich draußen hin. Cathy genoss das entspannende Ambiente und stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass sie fast verhungert war. Kez beobachtete sie dabei, wie sie Aloo Chaat und Patrani Machchi hinunterschlang, während sie selbst nur wenig aß.
    »Du musstest nicht extra mit mir essen gehen«, sagte Cathy, »wenn du selbst keinen Hunger hast.«
    »Du warst halb verhungert, und ich habe gut zu Mittag gegessen«, erwiderte Kez. »Außerdem könnte ich gut ein paar Pfund verlieren.«
    »Du machst schon wieder Witze«, sagte Cathy. »Für mich siehst du großartig aus.«
    »Aber die Zeiten, die ich in Jacksonville gelaufen bin, waren richtig Scheiße.«
    »Oh«, sagte Cathy. »Ich habe dich bis jetzt gar nicht danach gefragt.«
    »Du hast ja auch andere Dinge im Kopf«, erwiderte Kez. »Und glaub mir, die achthundert Meter waren es auch nicht wert, erwähntzu werden, und die fünfzehnhundert waren sogar noch schlechter.« Sie nippte an ihrem Weißwein. »Ich nehme an, ich habe meine Trainingspartnerin vermisst.«
    »Tut mir leid«, sagte Cathy.
    »Ist nicht deine Schuld«, erwiderte Kez.
    Sie verzichteten auf ein Dessert, holten sich stattdessen einen Käsekuchen in der Cheesecake Factory am CocoWalk und machten sich auf den Weg zur Wohnung in der Matilda Street, wo sie auf der Veranda lange miteinander redeten und Kaffee tranken. Cathy aß ihren Kuchen, doch Kez wollte keinen. Dann ging sie für ein paar Minuten ins Haus und kam mit einem hübschen beschnitzten Walnusskästchen wieder zurück, aus dem sie alles für einen Joint herausholte.
    »Oder hast du was dagegen?«, fragte sie.
    Beim letzten Mal hatte sie nicht gefragt, doch heute schien alles anders zwischen ihnen zu sein. Leichter. Besser.
    »Kein Problem.« Cathy lächelte. »Ich teile gern mit dir.«
    Hinterher war sie nicht sicher, ob es das Dope gewesen war, was den letzten Unterschied gemacht hatte, ob es ihre Empfindungen gesteigert und das Liebemachen intensiviert hatte. Cathy wusste nur, dass sie noch nie so etwas erlebt hatte – und das nicht nur, weil sie es zum ersten Mal mit einer Frau getan hatte.
    Sie nahm an, dass das Marihuana ihre völlige Entspannung bewirkt hatte, dass es ihr die Hemmungen genommen und geholfen hatte, ihre Unsicherheit zu beseitigen.
    Tatsache war jedoch, dass die Frage, ob man hetero- oder homosexuell war, nichts mehr mit dem hier zu tun zu haben schien. Das hier war etwas vollkommen anderes. Hier ging es darum, dass sie beide, Cathy und Kez, zusammen und einfach nur sie selbst waren.
    Cathy hatte es sich anders vorgestellt. Selbst während der Stunden in Naples, als sie versucht hatte, nicht mehr an Saul zu denken, und als der Gedanke an Kez ihr geholfen hatte, das Schreckliche auszublenden, das Saul widerfahren war. Sie hatte sich vorgestellt, dass sie Kez’ Körper, den Körper einer Frau, als zu weich empfinden könnte,

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