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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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der Lage, dir das von mir zu erzählen. Weil ich glaube, dass du mich für etwas Besonderes hältst … zumindest vermittelst du mir das Gefühl.«
    »Das bist etwas Besonderes.«
    »Danke«, sagte Kez. »Dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.«
    Sie legten sich wieder hin, und Kez bettete ihr stacheliges, rotes Haar auf Cathys Brust.
    »Ich kann dein Herz hören«, sagte sie.
    »Schlägt es schnell?«, fragte Cathy.
    »Schön ruhig und regelmäßig«, antwortete Kez.
    »Okay«, sagte Cathy. »So fühle ich mich auch.«

59.
    In ihrem heimischen Schlafzimmer lag Grace hellwach neben Sam.
    Es war nicht das Baby, was sie vom Schlafen abhielt, und auch nicht das Wissen, dass Cathy sich am Abend wieder mit Kez getroffen hatte und nicht nach Hause gekommen war, denn im Augenblick war Grace dankbar dafür, dass Cathy wenigstens einen Hauch von Glück erlebte. Es war noch nicht einmal Saul, der sie nicht schlafen ließ, denn David blieb über Nacht im Miami General; er wollte in der ersten Nacht nahe bei seinem Sohn bleiben.
    Ihre Gedanken waren ein einziges Chaos.
    Auch konnte sie nicht mit Sam sprechen, selbst wenn er wach gewesen wäre.
    In ihrer ganzen Ehe und auch davor hatte es nie eine solche emotionale Distanz zwischen ihnen gegeben, und es tat weh. Grace hatte wiederholt versucht, ihre Motivation für die Geheimniskrämerei in Bezug auf Terri zu erklären, hatte ihm gesagt, dass sie seinen Ärger verstehe. Sam hatte erwidert, er wisse genau, warum sie so gehandelt habe; dennoch schmerze es ihn, dass sie unterschiedliche Vorstellungen hätten, was das gegenseitige Vertrauen betrifft.
    »Ein Paar teilt alles miteinander«, hatte er erklärt.
    »Ich weiß«, hatte Grace erwidert. »Und es tut mir leid.«
    »Das weiß ich.«
    Also hatte sie darauf gewartet, dass er ihr verzieh, dass er darüber hinwegkam, doch das war nicht geschehen.
    Und wenn sie ehrlich war, ärgerte sie das allmählich.
    »Ich habe mich doch entschuldigt«, hatte sie gestern gesagt, kurz nachdem sie nach Hause gekommen waren. »Du weißt, dass ich es ernst meine.«
    »Ja, ich weiß«, hatte Sam gesagt.
    »Können wir das denn jetzt bitte abschließen«, hatte sie gebeten, »und daraus lernen.«
    »Sicher«, hatte er gesagt.
    »Warum habe ich nur das Gefühl, als würdest du das nicht so meinen?«, hatte Grace gefragt.
    »Weil ich es nicht einfach so vergessen kann.«
    »Was willst du von mir, Sam?«
    »Ich will …«, hatte er begonnen, war dann jedoch verstummt.
    »Was?«
    »Ich will, dass es nie geschehen wäre«, hatte er rundheraus gesagt. »Was natürlich absurd und kindisch ist und mit Sicherheit nicht die Art, wie ich mit dir zusammen sein will. Ich kann es einfach nicht verdrängen.«
    »Kannst du es nicht wenigstens versuchen?«, hatte Grace ihn gebeten.
    »Das habe ich.«
    »Dann versuch es noch mal.«
    »Das tue ich. Das werde ich.« Erneut hatte er kurz geschwiegen. »Es wird schon wieder in Ordnung kommen.«
    »Ich hoffe es«, hatte Grace gesagt.
    Sam hatte ihre Hand genommen und sie an sich gezogen, und einen Augenblick lang hatte sie geglaubt, alles würde wieder gut. Doch dann hatte er sich wieder von ihr gelöst, und die Kluft zwischen ihnen war ihr sogar noch größer erschienen; das hatte ihr Angst gemacht.
    Und deshalb lag sie nun wach im Bett.
    Claudia hatte heute Abend wieder angerufen. Sie hatte ständig angerufen, seit Grace ihr die Halbwahrheit über Saul erzählt hatte. Und Grace hatte ihr noch mehr Lügen aufgetischt. Sie kämen schon zurecht, hatte sie gesagt; doch nun lag sie im Bett und hinterfragte auch ihr Motiv für diese Täuschung. Sie hatte geglaubt, um Claudias willen so zu handeln, aber vielleicht tat sie es mehr für sich selbst. Sie konnte es im Moment einfach nicht ertragen, ihre Schwester sagen zu hören, dass den Sonnenschein und Grace zu verlassen und nach Seattle zu ziehen die Erinnerung an die schlechten alten Zeiten in Chicago wieder geweckt hatte …
    Dann bist du also nicht nur eine Lügnerin.
    Du bist auch selbstsüchtig.
    Das Baby bewegte sich in ihrem Leib.
    »Was bin ich nur für eine Mom?«, murmelte Grace.
    »Hm?«, sagte Sam.
    »Nichts«, antwortete Grace. »Schlaf weiter.«

60.
    12. September
    Um drei Uhr Montag früh wanderte Cathy durch Kez’ Wohnzimmer, eine Tasse Kamillentee in der Hand, obwohl sie bereits wusste, dass das nicht reichen würde, und das war eine Schande. Cathy wollte nämlich nichts mehr, als sich wieder an Kez zu kuscheln; aber Kez war vor ein paar Stunden

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