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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Saul mit dieser Information ein wenig entspannter ruhen würde, als es sonst der Fall gewesen wäre.
    »Okay, Dad«, sagte Sam leise, nachdem er genug geredet hatte. »Wenn du bereit bist, können wir dann Terri hereinbitten?«
    Saul nickte drängend; seine Augen leuchteten.
    »Und Grace?«, fragte David.
    »Erst einmal nur Terri, okay?«
    Und da war es wieder, dieses Seltsame, dachte David, stellte jedoch keine Fragen, sondern küsste seinen jüngeren Sohn ein zweites Mal und sagte ihm, dass er bald wieder zurück sein werde. Dann ging er hinaus.
    Sam löste sich vom Bett und ging zur Wand. Das war die beste Stelle, von der aus er Sauls Miene deutlich sehen konnte, denn die Monitore verrieten ihm nicht viel; sie konnten nicht Furcht von Freude unterscheiden.
    Die Tür öffnete sich, und sie kam herein.
    Der Herzmonitor piepte schneller.
    Es fiel Sam schwer, nicht den Monitor oder Terri anzuschauen, doch es gelang ihm, den Blick auf das Gesicht seines Bruders gerichtet zu halten.
    »Hallo, Baby.« Terri beugte sich vor, um ihm über die Wange zu streicheln und ihn zu küssen. Dann richtete sie sich wieder auf. »Es tut mir leid, Saul.« Ihre leise Stimme zitterte ein wenig. »Alles tut mir schrecklich leid. Es tut mir leid, dass ich so wütend war und weggelaufen bin. Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir war …«
    Sam beobachtete Saul so intensiv, bis ihm die Augen schmerzten.
    Er sah nicht einmal den Hauch von Vorsicht in den Augen seines Bruders.
    Und sicherlich keine Furcht oder Wut.
    Nur Liebe.
    Sam lockerte ein wenig auf, verspannte sich dann aber wieder. Er war bereit für den nächsten großen Moment, die 64.000-Dollar-Frage.
    Er trat wieder näher ans Bett heran, Terri gegenüber, und schaute zu Saul hinunter.
    »Ich muss dich etwas fragen, Brüderchen.« Seine Stimme klang ruhig. »Es ist sehr wichtig.«
    Saul riss sich von Terri los und sah zu seinem großen Bruder hinauf.
    »Weißt du, wer dir das angetan hat?«, fragte Sam.
    Der Monitor piepte unregelmäßig, und die Pupillen in Sauls braunen Augen weiteten sich.
    »Saul«, sagte Terri sanft. »Baby. Erinnerst du dich?«
    Sie drängte und ermutigte ihn, von Bedrohung keine Spur.
    Sams Blick huschte zu Terris Gesicht, doch er sah nur Eifer.
    Eifer von derselben Art, wie er ihn empfand, soweit er sagen konnte.
    »Saul …« Er nahm wieder die Linke seines Bruders. »Kannst du meine Hand drücken?«
    Er spürte eine leichte Bewegung und dann einen schwachen, aber deutlich spürbaren Druck.
    »Das ist gut.« Sam wartete noch einen Augenblick. »Okay, Saul, wenn du weißt, wer dir das angetan hat, wenn du dich an irgendetwas erinnerst, dann drück meine Hand noch mal.«
    Sam spürte einen Druck von Sauls Fingern, und sein Herz machte einen Satz, nur dass Sauls Augen nun voller Qual waren. Sam vermochte nicht zu sagen, ob der Druck der Hand nun eine Antwort auf seine Frage war oder ob er dem Schock der Erinnerung entsprang.
    »War das ein Ja, Saul? Erinnerst du dich an irgendwas?«
    Saul machte ein Geräusch, ein schreckliches, würgendes Geräusch, und die Monitore reagierten entsprechend. Die Tür flog auf, und eine Ärztin – Lucy Khan, dem Namensschild nach – kam herein und funkelte Sam und den Monitor an.
    »Das wär’s dann, Leute«, sagte sie. »Mein Patient muss jetzt ruhen.«
    »Schon gut«, sagte Sam und schaute zu Terri. Sie weinte. Dann blickte er wieder zu Saul. »Es kommt alles wieder in Ordnung, Mann.«
    »Das ist zu viel und zu früh«, sagte Dr. Khan. »Bitte gehen Sie jetzt.«
    »Schon gut«, sagte Sam und machte sich auf den Weg zur Tür. »Wer immer das getan hat, Brüderchen, wir werden ihn finden. Mach dir keine Sorgen.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.« Terri wischte sich die Augen ab und brachte ein Lächeln zustande.
    »Raus!«, befahl Lucy Khan.
    Auf dem Flur ging Sam direkt zu David und Grace.
    »Er erinnert sich, was passiert ist.«
    »Bist du sicher?«, fragte David.
    »Ich könnte es beschwören«, sagte Sam.
    »Kann ich jetzt zu ihm?«, fragte Grace.
    Sam schüttelte den Kopf. »Dr. Khan hat uns rausgeschmissen. Sie hat gesagt, er müsse sich ausruhen.«
    »Eine nette Frau«, sagte David, »und noch dazu sehr klug.«
    »Sie scheint Saul gut versorgen zu wollen«, bemerkte Sam.
    »Und nur das zählt«, erwiderte Grace.
    Sam sah, wie sie ihn anschaute, sah das Bedürfnis in ihren Augen, das er nur selten zuvor gesehen hatte, und er schämte sich.
    »Ist schon okay«, sagte er leise.
    Er drehte sich um und sah, dass Terri

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