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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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uns überhaupt erkennen wird.«
    Grace wünschte, sie wäre bei ihm. Sie wollte ihn einfach nur in den Armen halten.
    »Möchtest du, dass ich Cathy anrufe?«, fragte sie.
    Sam hatte bereits einen Entschluss getroffen, was das betraf. »Erst, wenn wir wissen, wie sein Zustand ist. Ich glaube, wir sollten ihr ein bisschen mehr Zeit geben, meinst du nicht?«
    »Doch«, antwortete Grace. »Ich komme zu euch, sobald ich kann.«
    »Kannst du fahren?«
    »Geht schon«, antwortete Grace. »Sollte er wach sein, bevor ich ankomme, küss ihn von mir.«
    »Mach ich«, sagte Sam.

66.
    Bis jetzt sehe es gut aus, sagte man David im Krankenhaus.
    Der Rancho Level – ein Messwert, der keinerlei Kooperation eines Patienten bedurfte, wenn dieser nicht kommunizieren konnte, sondern der lediglich seine Reaktion auf externe Stimuli überwachte – war hervorragend. Saul war in der Lage, einfache Befehle zu befolgen. Seine Aufregung und seine Verwirrung waren vollkommen normal für die traumatische Situation, in der er aufwachte.
    Er war noch immer sediert, und David war dankbar dafür.
    Nein, »dankbar« war eigentlich nicht das richtige Wort …
    Um sein Gefühl zu beschreiben, gab es keine Worte.
    David hatte beschlossen, auf Sam und Terri zu warten, ehe er hineinging. Sam hatte ihm noch immer nicht gesagt, was da in Bezug auf Terri vor sich ging, und irgendetwas in ihm schreckte vor der Vorstellung zurück, um was es sich dabei handeln könnte. Das war auch der Grund dafür, warum er weder Sam noch Grace um Aufklärung gedrängt hatte; auch Letztere, das fühlte er, war deswegen sehr aufgeregt. Aber jetzt konnte er sich in jedem Fall wieder auf solche Dinge konzentrieren; er war sich gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er alles andere bis zu Sauls Erwachen ausgeblendet hatte.
    Gott sei Dank.
    Die Probleme zwischen Sam und Grace waren noch so eine Sache, die ihn zutiefst beunruhigt hatte, erkannte er nun. Sobald Saul das Schlimmste überstanden hatte – so Gott will –, würde er auch das ergründen und ihnen die Köpfe waschen, falls nötig. Da war ein Baby unterwegs, um Himmels willen. Und selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, gab es wohl kaum zwei Leute, die verrückter aufeinander waren als Sam und Grace. David wollte verdammt sein, wenn er zuließ, dass sie das aufs Spiel setzten.
    »Gott sei Dank«, sagte Sam, als David ihm vom Rancho Level erzählte.
    Auch Grace war inzwischen hier, das goldene Haar zerzaust und dunkle Ränder unter den Augen, da sie keine Zeit für Make-up gehabt hatte. Trotzdem ist sie so schön wie eh und je, dachte David, besonders mit dem Kind in ihrem Leib.
    Allerdings stand ihr die Angst ins Gesicht geschrieben … und nicht nur um Saul.
    Zeit, das wieder in Ordnung zu bringen, sagte sich David.
    »Können wir schon rein?«, fragte Terri. Ihren schönen, dunklen Augen war die Sorge deutlich anzusehen.
    »Nur jeweils zwei zur gleichen Zeit«, antwortete David, »und wir dürfen ihn nicht ermüden.«
    Er und Sam gingen zuerst hinein …
    … und wurden sofort von einer gewaltigen Woge der Erleichterung überflutet.
    Saul erkannte sie. Das war so klar und deutlich, wie es nur sein konnte, und nicht nur aufgrund der hektischen Kurve auf dem Herzmonitor, sondern auch wegen der Erleichterung in seinen Augen.
    Er erkannte sie, obwohl er unter starken Beruhigungsmitteln stand.
    »Gott sei Dank«, murmelte Sam.
    »Amen«, sagte David und ging um das Bett herum auf die andere Seite.
    »Du bist okay, mein Junge.« David beugte sich über seinen Sohn, streichelte ihm die Wange und küsste ihm die Stirn. »Ich weiß, dass die Ärzte dir das bereits gesagt haben, aber ich sage es dir noch einmal: Hab keine Angst. Das ist alles nur vorübergehend. Es wird einige Zeit dauern, aber du kommst wieder in Ordnung.«
    »Du siehst gut aus«, sagte Sam zu seinem Bruder und nahm seine linke Hand.
    Und da war sie, die Liebe zu ihnen beiden, lebendig und klar in Sauls Augen.
    David redete weiter mit ihm, erzählte ihm, was unternommen wurde, um ihm zu helfen. Er gab ihm gerade genug Informationen –nicht zu viele –, um ihn zu beruhigen. Er wusste, dass sein Sohn ihm mehr glauben würde als jedem anderen Arzt, denn David hatte es sich zur Regel gemacht, seine Frau und seine Kinder niemals anzulügen, und daran hatte er sich auch während Judys Krankheit gehalten. Falls David Saul also sagte, dass er sich eine Zeitlang mies fühlen würde, aber nur eine Zeitlang, bevor es ihm wieder besser ging, dann hoffte er, dass

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