Letzter Weg
stocksauer.
»Aber wenn du das nicht gerne für mich tust«, fuhr Kez fort, »sag es mir besser gleich, damit wir umkehren und die ganze Sache vergessen können.«
Cathy schwieg noch immer. Sie versuchte zu verarbeiten, was gerade geschehen war, zu verstehen, weshalb Kez auf einmal so besessen war.
» Willst du das?«, fragte Kez.
Cathy wollte nur umkehren, nicht ihre Beziehung beenden.
»Willst du es?« Kez’ Stimme klang schon wieder sanfter.
Cathy schaute sie von der Seite an und sah wieder diese Verletzlichkeit.
Dann schüttelte sie den Kopf und seufzte.
»Lass uns nach Naples fahren«, sagte sie.
74.
Terri wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, als Hilfe zu holen. Verdammt! Sie hatte diesen Fall so sehr für sich haben wollen, um allen zu zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt war. Doch wenn sie an die Gefahr dachte, in der Cathy schwebte, würden die Beckets ihr die Schuld geben – und verdammt sollten Sam und Grace sein, weil sie auch nur gedacht hatten, sie könnte das dem Mann angetan haben, den sie liebte. Doch sollte Cathy irgendetwas passieren, weil sie, Terri, es nicht gemeldet hatte, würde Saul ihr nie vergeben, und das könnte sie nicht ertragen.
Als sie nach ihrem Einbruch wieder im Ford saß, machte Terri ihren ersten Anruf in Sams Büro für den Fall, dass er dort war und nicht im Miami General.
Er war nicht da. Kurz dachte sie darüber nach, seinem Freund Martinez zu erzählen, was sie in Erfahrung gebracht hatte. Nur, dann würde er eine Fahndung nach Kez Flanagan ausgeben, was die Gefahr für Cathy nur vergrößern würde.
Terri rief auf Sams Handy an, erreichte aber nur die Mailbox.
»Scheiße«, fluchte sie, atmete tief durch und hinterließ eine Nachricht:
»Sam, ich bin’s, Terri. Ruf mich bitte sofort zurück. Es geht um Leben und Tod. Ruf sofort zurück.«
75.
David war als Erster hineingegangen, meinte er doch, das bei weitem geeignetste Familienmitglied zu sein, um Saul zu beruhigen – besonders für den Fall, dass er sich inzwischen der Tragweite der medizinischen Situation bewusst sein sollte.
»Dein Dad wird ihm helfen«, sagte Grace.
Sam spürte den Vibrationsalarm seines Handys, fischte es aus der Tasche und schaute aufs Display.
»Eine Nachricht von Terri«, sagte er und las sie.
»Was ist?« Grace sah, wie seine Gesichtsmuskeln sich verspannten.
»Ich muss sie anrufen«, antwortete er.
»Warum? Was ist passiert?«
»Ich weiß es nicht.« Er war bereits unterwegs. »Mach dir keine Sorgen.«
Sam gelangte zu einem leeren Büro, ging hinein und schloss die Tür hinter sich.
Dann wählte er Terris Nummer und hörte sich an, was sie zu sagen hatte.
»Danke, Terri«, sagte er.
»Du brauchst mir nicht zu danken. Dank Saul.«
»Unternimm nichts.« Sam erhielt keine Antwort. »Terri, geh jetzt nicht hoch, okay? Bleib einfach sitzen, bis ich dich zurückrufe. Hast du verstanden?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Terri.
Grace war noch immer im Flur und wartete auf ihn. Sie war nun viel zu aufgeregt, um nach Saul zu sehen, und Sam fühlte mit ihr; doch er würde ihr nichts von seinem Telefonat erzählen – jedenfalls nicht, ehe er die Information überprüft hatte.
»Ich muss mit Saul sprechen«, sagte er.
Angst zeichnete sich auf Grace’ Gesicht ab. »Du glaubst, dass es Terri gewesen ist?«
»Nein.« Zumindest das konnte er für sie tun.
Dass Sam sich bei ihr bedankt hatte, war wenigstens etwas, überlegte Terri.
Dann aber hatte Sam diesen guten Eindruck sofort wieder zerstört, indem er ihr gesagt hatte, sie solle warten und nichts tun.
Er hatte ihr Befehle erteilt.
Aber er war nicht ihr Boss.
Und Terri hatte nicht die Absicht zu warten. Sie war bereits an der Toll Plaza vorbei und auf der I-75, ohne zu wissen, wohin sie fahren sollte, wenn sie erst einmal in Naples war. Aber wenigstens würde sie vor Sam dort sein, und sie hatte auch nicht vergessen, dass sie Hilfe brauchte und dass Cathys Sicherheit im Augenblick das Wichtigste war.
Aber sie musste als Erste dort sein.
David schaute zu Sam auf, als dieser ins Zimmer kam.
»Vielleicht kannst du ihn ein wenig beruhigen, Sohn. Sie haben die Dosis der Schlafmittel wieder raufgesetzt, aber für meinen Geschmack ist er noch viel zu aufgeregt. Versuch ihn zu beruhigen.«
»Ja, okay.« Sam sah Angst und Verzweiflung im Gesicht seines Bruders. »Ich würde gerne einen Moment mit Saul allein sein, Dad.«
Sams ungewöhnlich ernstes Gesicht war nicht zu übersehen. »Was ist passiert?«, fragte
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