Letzter Weg
dass das einstige Einfamilienhaus in Apartments unterteilt worden war.
»Ist es das?«, fragte Cathy.
Kez öffnete das Handschuhfach und holte eine kleine Fernbedienung hervor. Dann fuhr sie langsam um das Haus herum zu einer Reihe von Garagen. Sie drückte auf einen Knopf, wartete, bis das Tor sich öffnete, fuhr hinein und stellte den Motor ab.
»Zuflucht«, sagte sie.
81.
»Du solltest nach Hause gehen«, sagte David kurz vor zehn in sanftem Ton zu Grace.
»Es geht mir gut«, erwiderte sie.
Sie log. Tatsächlich war ihr mehr als nur ein wenig unbehaglich zumute. Sie fühlte sich schon seit einiger Zeit unwohl. Ihr war übel; sie zitterte, und sie brauchte ein bisschen Bewegung oder ein paar Stunden Schlaf – vermutlich Letzteres.
Nur dass Schlaf nicht in Frage kam, bevor sie nicht wussten, dass Cathy in Sicherheit und Kez Flanagan in Polizeigewahrsam war.
Und noch etwas anderes bereitete ihr große Sorgen: Sams Entscheidung, Sauls Information nicht an die Polizei von Naples weiterzugeben. Nicht, dass sie seine Argumente nicht hätte verstehen können – ihr war alles recht, was Cathy vor noch größerer Gefahr bewahrte. Doch das Wissen, dass Sam dort draußen war, auf sich allein gestellt, ohne Erlaubnis und ohne Rückendeckung, ängstigte Grace so sehr, dass sie nicht einmal daran denken wollte.
»Grace, Liebes«, sagte David sanft. »Wenn du dir übermäßig Sorgen machst, ändert das auch nichts. Das wissen wir beide.«
»Du bist wohl nicht verrückt vor Sorge?« Sie sprach noch immer leise, da sie Saul nicht wecken wollte.
»Ich bin auch nicht hochschwanger«, sagte David.
»Und ich bin ein ganzes Stück jünger als du«, konterte Grace.
David lächelte und tätschelte ihre Hand. »Alte Leute brauchen weniger Schlaf.«
»Hast du heute Patienten?«, fragte Grace.
»Heute Nachmittag«, antwortete er. »Ich hab also vorher noch Zeit genug, mich auszuruhen.«
»Dann lass uns zusammen gehen.«
»Gleich«, sagte er leichthin.
»Aber wenn Saul längere Zeit schlafen wird …« Sie stockte, als ihr ein neuer Gedanke kam. »Du fürchtest doch nicht etwa, dass Kez hierherkommen könnte?«
»Wohl kaum. Schließlich ist sie auf dem Weg nach Naples.«
»Und wenn nicht?«
»Sam hat gesagt, es sei Cathy gewesen, die Terri das erzählt hat, schon vergessen?« David lächelte wieder. »Wir haben bereits genug Probleme, über die wir uns Sorgen machen müssen, ohne neue dazu zu erfinden.«
»Du hast recht.« Grace stand auf. Diesmal fiel es ihr sogar noch schwerer als gewöhnlich.
»Möchtest du, dass ich dich nach Hause fahre und ins Bett bringe?«
Der Gedanke war unglaublich verlockend.
»Ich komme schon zurecht«, sagte Grace. »Und sollte ich etwas brauchen, ist ja auch noch Lucia da.«
David ging mit ihr zum Aufzug und sagte, dass er noch ein wenig bleiben und mit Dr. Khan sprechen wolle, wenn sie zur Visite kam.
»Dann werde ich auch nach Hause fahren und mal nachsehen, ob ich irgendwas über Kez und ihre Familie ausgraben kann.«
»Ich könnte dir vielleicht helfen«, bot Grace an.
Die Aufzugtür öffnete sich, und David schob sie sanft hinein. »Ruh dich aus, Mami.«
»Bitte, übertreib es nicht«, mahnte sie.
Die Tür glitt zu.
»Hör auf, dir Sorgen zu machen«, sagte David.
»Das werde ich, wenn du es tust«, entgegnete Grace.
82.
Es war so anders.
Hübsche Möbel, pastellfarben, prachtvolle Klematis auf der Veranda … und als Kez ihr das zeigte, kam es Cathy vage vertraut vor.
»Es ist beinahe so, als wäre ich schon mal hier gewesen«, sagte sie.
»Es ist wie unzählige andere Balkone in Florida.« Kez zuckte mit den Schultern. »Wie überall auf der Welt.«
Vielleicht war es ja das, was Cathy an dem Apartment so überraschte. Kez hatte es als ihre Zuflucht bezeichnet, und es war sicherlich nett anzuschauen. Es strahlte eine gewisse Ruhe aus, was vermutlich der Grund war, warum es Cathy so gefiel. Aber die Matilda Street war auch friedlich, perfekt für Kez – zumindest empfand Cathy es so – mit ihrer Schlichtheit, den Postern und den Fotos von Dingen, die für Kez eine Bedeutung hatten.
Das hier war zu … hübsch.
»Was denkst du?«, fragte Kez, als sie wieder ins Wohnzimmer kam.
»Es ist schön«, antwortete Cathy, was nur eine halbe Lüge war; aber wenn sie Kez sagte, was sie wirklich dachte, würde sie bestimmt beleidigt sein.
»Es ist sehr anders«, fügte sie hinzu. »Im Vergleich zur Matilda Street, meine ich.«
»Ich weiß«, sagte Kez.
»Es könnte
Weitere Kostenlose Bücher