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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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beinahe einer anderen Person gehören«, wagte Cathy sich weiter vor.
    »In gewissem Sinne«, erwiderte Kez, »stimmt das auch.«
    Das war der Augenblick, da Cathy das Foto in dem polierten Holzrahmen auf dem Couchtisch bemerkte. Es war das einzige Foto, das sie hier sah.
    Es zeigte sie auf der Aschenbahn von Trent. Das musste eines derBilder sein, die Kez an dem Tag aufgenommen hatte, da sie sich kennen gelernt hatten.
    »Gefällt es dir?«, fragte Kez.
    »Ja, sehr«, antwortete Cathy gerührt. Es war ein gutes Actionfoto, das beste, das sie je von sich selbst gesehen hatte. Ihr langer Pferdeschwanz flatterte im Wind; ihr Gesicht war konzentriert, und ihre Beine arbeiteten.
    Kez lächelte. »Hm, ich nehme an, das ist doch meine Wohnung.«
    Sie warfen einen Blick in den Kühlschrank, weil Kez sagte, sie habe Hunger, doch es war nichts drin außer einem Päckchen gemahlenen Kaffees, zwei verschrumpelten Äpfeln, ein wenig Marihuana, in Alufolie eingewickelt.
    »Perfekt.« Kez holte das Dope raus.
    »Du hast gesagt, du bist hungrig«, erinnerte Cathy sie. »Wir könnten ausgehen.«
    »Stimmt.« Kez ging ins Wohnzimmer voraus.
    »Oder ich könnte uns etwas kaufen, wenn du von der Fahrt zu müde bist.«
    »Eigentlich bin ich gar nicht so hungrig.« Kez setzte sich aufs Sofa, packte vorsichtig das Dope aus, lehnte sich zurück und lächelte zu Cathy hinauf. »Ich möchte lieber rauchen und ein bisschen quatschen.«
    »Okay.« Cathy setzte sich neben sie.
    »Ich war lange Zeit allein«, erklärte Kez. »Ich hatte niemanden, mit dem ich etwas hätte teilen können.«
    »Jetzt bin ich ja hier«, sagte Cathy.
    »Und das macht mich froh.«
    »Mich auch«, erwiderte Cathy.
    Was weitgehend stimmte … doch noch während sie es sagte, verspürte sie eine unbestimmte Unruhe, die sie schon empfand, seit sie bemerkt hatte, dass Kez ihr 44er Shirt und den Baseballschläger in die schwarze Sporttasche gesteckt hatte, die sie aus der Matilda Street mitgenommen hatte. Das kam Cathy ein wenig seltsam vor, doch dann dachte sie sich, dass Kez die Sachen vermutlich immer mitnahm, wenn sie irgendwohin fuhr – wegen ihres Dads.
    Dann war es also nicht seltsam, sondern rührend.
    Nur die Art, wie Kez sich auf der Fahrt benommen hatte, beunruhigte Cathy noch ein wenig. Sie hatte geglaubt, diese Beziehung sei mehr als nur in Ordnung für sie, doch wenn das stimmte, warum wünschte sich dann ein Teil von ihr, daheim bei Grace zu sein und mir ihr zu reden?
    »Wo ist das Telefon?«, fragte sie.
    »Ich habe keins«, antwortete Kez.
    »Was ist mit deinem Handy?«
    »Das ist in der Matilda Street.«
    »Dann werde ich gleich gehen und mir eine Telefonzelle suchen müssen«, sagte Cathy.
    »Sicher«, erwiderte Kez gelassen. »Kein Problem.«

83.
    Um zehn Uhr fünfzehn hatte Sam Terri wieder am Telefon und tat sein Bestes, um sie auf seiner Seite zu halten, indem er ihr von Davids Lachen-Theorie erzählte.
    »Ich will dir ja nicht in die Parade fahren«, sagte sie, »aber das ist mir schon vor einiger Zeit eingefallen, und wärst du bereit gewesen, mit mir über die Morde zu sprechen, hätte ich es dir gesagt.«
    Sam verspürte das Verlangen, ihr zu sagen, dass es nicht gerade förderlich war, jetzt das beleidigte Kind zu spielen und zu versuchen, Punkte zu sammeln; aber im Augenblick bestand kein Zweifel daran, dass er Terri brauchte, und so schluckte er eine entsprechende Erwiderung herunter.
    »Sag mal«, fragte er stattdessen, »glaubst du, dass sich damit eine Verbindung zu Flanagan herstellen lässt?«
    »Ich habe sie nur einmal getroffen, und das auch nur ganz kurz«, antwortete Terri. »Also kann ich den Ball direkt zu dir zurückwerfen.«
    »Das ist nur fair«, sagte Sam.
    »Hast du noch irgendwas anderes über sie ausgegraben?«
    »Noch nicht«, berichtete Sam, »obwohl ein Freund schon daran arbeitet.«
    »Detective Martinez«, vermutete Terri. »Inoffiziell, nehme ich an, ja?«
    »Das nimmst du richtig an«, sagte Sam.

84.
    Seit sie zu Hause angekommen war, hatte Grace unter Krämpfen gelitten.
    Das ist der Stress, sagte sie sich. Und Lucia war irgendwohin gegangen, sodass Woody im Augenblick ihr einziger Gefährte war, aber sie war ziemlich sicher, dass die Krämpfe keine Probleme ankündigten. Wenn sie es vorsichtig angehen ließ, vielleicht ein paar Atemübungen machte, würden die Schmerzen schon verschwinden.
    In jedem Fall würde sie nicht David oder Sam damit belästigen; die beiden hatten schon genug am Hals. Sie sollte jetzt

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