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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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war er. Er hat dagestanden und getan, was sie alle tun: mich auslachen.«
    »Nein«, sagte Cathy. »Das würde Saul nie tun.«
    »Vielleicht nicht laut«, sagte Kez, »aber ich habe seine Augen gesehen, und ich habe gewusst, was er gedacht hat.«
    »Und was hat er gedacht?« Cathy war übel.
    »Dass ich verrückt bin«, antwortete Kez. »Auf der Erde zu sitzen und mit Tieren zu reden.«
    »So was würde Saul niemals denken«, sagte Cathy schwach.
    »Verstehst du es immer noch nicht?« Kez’ Stimme und Augenwaren plötzlich scharf und klar. »Es geht hier nicht um Saul, Cathy, es geht um mich. Meine Beichte. Das brauche ich schon seit langer, langer Zeit, damit ich endlich aufhören kann … damit man mich aufhalten kann.«

107.
    »Mehr weiß ich nicht«, sagte Sam zu Grace. »Wirst du es Dad weitererzählen?«
    »Sofort«, versprach Grace. Ihr Herz raste.
    »Es wird ihr schon nichts passieren«, sagte Sam und hupte wild, weil irgendein alter Kerl gemütlich vor ihm die 10th Avenue South überquerte.
    »Sam, bitte, pass auf dich auf.« Grace hörte die Hupe und wusste, wie verzweifelt er an den Strand wollte.
    »Mach dir keine Sorgen.« Sam zuckte ob der Dummheit dieses abgedroschenen Spruchs unwillkürlich zusammen. »Oder versuch zumindest, dich nicht verrückt zu machen.«
    »Ich komme schon klar«, sagte sie. »Dein Sohn und ich, uns beiden geht’s gut, aber wir … wir alle wollen dich und Cathy wieder sicher zu Hause sehen.«
    »Das will ich auch«, sagte Sam.
    »Keine unnötigen Risiken«, sagte Grace. »Bitte.«
    »Ich werde alles mit Samthandschuhen anfassen«, erwiderte er. »Ich liebe dich, Gracie.«
    »Ich dich auch«, sagte sie.

108.
    »Saul hat mir leidgetan, ehrlich. Ich hasse, was ich ihm angetan habe, mehr als bei allen anderen, denn egal, was er zuerst mir angetan hat, ich weiß, dass er dir am Herzen liegt.«
    »Er hat gar nichts getan!« Ein kleiner, spitzer Hammer hämmerte schmerzhaft in Cathys Kopf, doch die Benommenheit war verschwunden, und sie rappelte sich aus dem Sand auf. »Und Saul liegt mir nicht nur am Herzen, ich liebe  ihn. Wir alle.«
    »Ich weiß«, sagte Kez, die noch immer kniete. »Und vielleicht wird er mir im Lauf der Zeit egal sein, aber du wirst mir immer etwas bedeuten.«
    »Ich scheiß drauf!« Cathy bückte sich und versetzte Kez einen wuchtigen Stoß. Kez fiel zur Seite; sie machte keinerlei Anstalten, sich zu verteidigen. »Und wenn du glaubst, dass es dafür Vergebung gibt, weil du es ausgerechnet mir beichtest, irgendeine Form von Absolution, dann bist du …«
    »Verrückt?«, beendete Kez den Satz für sie.
    Eine Familie, die gerade vorbeikam, hörte die erhobenen Stimmen, sah das Schubsen und machte einen weiten Bogen um die beiden.
    »Ich verstehe das nicht.« Cathy krallte die Hände in ihre Haare und zerrte daran, als würde der Schmerz ihr helfen, sie wieder auf den Boden zu bringen. »Ich verstehe überhaupt nichts!« Die anderen Teile der Beichte schob sie beiseite, die Morde; sie konnte es nicht ertragen, auch nur darüber nachzudenken. »Warum warst du überhaupt im Zoo? Du hast mir gesagt, du wärst in Jacksonville gewesen. Das war eine Lüge … wie alles nur eine verdammte Lüge war!«
    »Nicht alles«, sagte Kez mit tonloser, leiser Stimme. »Nicht meine Gefühle für dich.«
    »Halt’s Maul!«, rief Cathy. »Warum warst du hier? Hast du Saul verfolgt?« Ihr Verstand versuchte, dem Ganzen irgendeinen Sinn zuentnehmen. »War es, weil er mit Terri zusammen war? Weil sie ein Cop ist? Hast du geglaubt, sie wüssten über dich Bescheid?«
    Kez schüttelte den Kopf. »Nichts dergleichen. Es war so, wie ich dir gerade gesagt habe. Ich gehe oft in den Zoo, wenn ich hier in meiner Wohnung bin.«
    »Deiner Zuflucht .«
    »Ja.«
    »Du hast dich also versteckt?«
    »In gewissem Sinn.« Kez stand endlich auf, nahm den Schläger und warf sich das Hemd wieder über die Schulter. »Das war nach der Frau aus dem Einkaufszentrum.«
    »O Gott«, sagte Cathy.
    Ein Kind, das in der Brandung spielte, drehte sich zu ihr um.
    »Beweist das nicht, wie viel mir an dir liegt?« Kez kam einen Schritt näher und zuckte zusammen, als Cathy zurückwich. »Bei Saul habe ich mich zurückgehalten. Hätte ich es nicht getan, läge er jetzt nicht im Krankenhaus, sondern in der Leichenhalle.«
    Cathy stieß einen Schrei aus. Kez packte ihre rechte Hand und hielt sie fest.
    »Nur noch ein Lauf«, sagte sie. »Du hast es mir versprochen.«
    »Du hast den Verstand verloren«,

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