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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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kleine Sandwolken in die Höhe.
    Okay.
    Flanagan hielt etwas in der linken Hand.
    Einen Baseballschläger …  den Schläger.
    Mein Gott.
    Sam schob die rechte Hand unters Hemd, schloss die Finger um die Sig Sauer und öffnete das Holster. Sein Instinkt übernahm das Kommando. Aber natürlich wusste er, dass er die Waffe nur als letzte Rettung einsetzen durfte, dass er kein Recht hatte, sie zu benutzen, nicht außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs, und außerdem waren noch andere Menschen in der Nähe, unschuldige Passanten. Sein Blick huschte hin und her, und zufrieden stellte er fest, dass es an diesem Montagnachmittag keine größeren Menschenansammlungen gab und vor allem keine Kinder.
    Sie näherten sich dem alten Holzpier. Sam wünschte sich, dass sie daran vorbeiliefen. Wenn er ihnen am Strand folgen konnte, hätte er mehr Zeit und Gelegenheit, eine Entscheidung zu treffen und denrichtigen Moment auszusuchen, wohingegen auf dem Pier die Gefahr bestand, dass Flanagan sich in die Enge getrieben fühlte … schlimmer konnte es nicht kommen.
    Sie nahmen je zwei Stufen auf einmal zum Pier hinauf und blieben dann stehen.
    Sam stieß einen leisen Fluch aus, verlangsamte die eigenen Schritte und blieb zurück. Er versuchte, sie im Blick zu behalten, und sah, dass sie auf der Stelle joggten. Vielleicht, hoffte er, würden sie wieder herunterkommen, und er hoffte auch, dass Terri genug Verstand hatte, sich ebenfalls zurückzuhalten, sollte sie die beiden sehen.
    Kez keuchte – sie keuchten beide –, und Cathy schaute sich um. Sie war erleichtert, dass auf dem Pier noch weitere Leute waren. Es waren nicht viele, aber genug. Einige schlenderten umher, andere fischten, und wieder andere beobachteten einen Surfer draußen auf den Wellen …
    »Okay«, sagte Kez und schwang wieder den Schläger. »Jetzt will ich los.«
    Cathy starrte sie verständnislos an.
    »Jetzt«, sagte Kez. »Hart und schnell.«
    Cathy sah, wohin sie schaute: zum Ende des Piers. Und plötzlich erkannte Cathy, dass Kez nicht vorhatte, dort stehen zu bleiben …
    Ihr zog sich der Magen zusammen.
    Cathy war nicht sicher, ob Kez allein gehen oder sie auf die Reise mitnehmen wollte.
    »Nein«, sagte Cathy.
    »Das ist der einzige Weg«, erwiderte Kez.
    »Nein«, wiederholte Cathy.
    »Für mich«, fügte Kez hinzu und lächelte Cathy an.
    Es war ein zärtliches, süßes, trauriges Lächeln.
    Und dann rannte sie los.
    Cathy wartete eine halbe Sekunde …
    … und lief ihr hinterher.
    Sam sah sie losrennen.
    »Scheiße.«
    Er sprintete los, versuchte, sich von den beiden nicht abhängen zu lassen, sie in Sichtweite zu behalten, doch der verdammte Ozean war ihm im Weg. Er wusste, dass er zu ihnen hinauf aufs Pier musste. Er stürmte die Stufen hinauf; seine Sneakers trampelten über das alte Holz, und sein Blick huschte umher …
    Kez war viel zu nahe an Cathy, als dass Sam einen Schuss hätte riskieren können, aber es geschah zu schnell. Die Versuchung, Cathys Namen zu rufen, war riesig, doch Sam wusste, wie gefährlich das sein konnte – Cop, nicht Dad –, also biss er die Zähne zusammen und schwieg, während er sich ihnen langsam näherte, die Hand unter dem Hemd, die Pistole im Griff, bereit zu feuern, falls ihm keine andere Wahl blieb …
    Terri hatte sie ebenfalls entdeckt, aus größerer Entfernung. Sie war sofort losgelaufen, hatte schon ihre Waffe gezogen und hielt sie mit beiden Händen, den Lauf gesenkt, während sie die Frauen verfolgte. Sie erinnerte sich an ihre Ausbildung und versuchte, Saul aus ihren Gedanken zu verdrängen – Cop, nicht Freundin.
    Sie war jedoch nicht sicher, ob sie das konnte.
    Cathy wusste jetzt, sie wusste es, dass Kez nicht anhalten würde. Wenn sie das Ende erreichten, würde sie springen. Vor ihrem geistigen Auge konnte sie es bereits sehen, konnte sehen, wie Kez verletzt im Wasser trieb, wie die Leute versuchten, sie zu retten, wie die Cops kamen und dass Kez das nicht wollte. Kez wollte …
    »Nein!«, schrie sie, beschleunigte wie verrückt und kam tatsächlich vor Kez, wirbelte herum und versperrte ihr den Weg. »Das lasse ich nicht zu!«
    »Mach Platz!« Kez stieß gegen sie und versuchte, sich an ihr vorbeizudrängen.
    »Alles wird gut.« Cathy versuchte, sie zu packen.
    »Lass mich los! «
    Sam duckte sich in einen kleinen Unterstand auf halbem Weg über den Pier. Er kniete sich hinter einen der Tische, zog seine Sig Sauer und hielt sie neben sich, den Blick auf Cathy und Kez gerichtet. Erbetete

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