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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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um genug Abstand zwischen den beiden. Er wusste nicht, was er sonst tun würde, besonders wenn noch andere Menschen in der Nähe waren …
    Terri sah es schon aus großer Entfernung von unten.
    Sie sah, wie Kez sich losriss und den Baseballschläger hob …
    Terri stemmte die Füße in den Sand, hob die Waffe und zielte.
    Sam sah, wie Kez den Schläger zurückriss …
    … dann hörte er den Schuss.
    Er sah, wie der Baseballschläger aus Kez’ Hand flog und in hohem Bogen in die Wasser des Golfs von Mexiko fiel.
    Er sah, wie Kez sich auf Cathy stürzte und sie packte.
    Er sah mehr, als dass er es hörte, wie Cathy schrie, sah ihren weit offenen Mund, sah den Schrecken und die Angst auf ihrem Gesicht.
    Und dann sah er sie einen Schritt nach hinten machen.
    Das gab Sam den Platz, den er brauchte.
    Freie Schussbahn.
    Er hob die Sig Sauer, zielte …
    Kez warf sich erneut auf Cathy.
    Und Sam schoss.
    »Nein!«, schrie Cathy.
    Kez fiel bereits.
    Kein Schmerz zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, sondern etwas anderes, etwas Wildes.
    Doch es verblasste rasch.
    Die Menschen schrien, kreischten, rannten in Panik umher, duckten sich. Einige warfen sich sogar auf die Planken aus Angst vor weiteren Schüssen.
    »Nein!«, schrie Cathy noch einmal, und ihre Stimme wurde vom Wind davongetragen.
    Sie kniete sich neben Kez, nahm sie auf den Schoß.
    Sam lief zu ihr, bückte sich und versuchte, sie hochzuziehen. »Lass mich …«, begann er.
    »Nein«, sagte sie nun ruhiger. Sie wusste, dass es zu spät war.
    Kez versuchte, etwas zu sagen.
    Cathy beugte sich über sie und drückte das Ohr an ihren Mund.
    Sie spürte das noch warme Blut auf ihrer Wange.
    Sie hörte nur ein Wort.
    »Danke.«
    »O Gott, Kez, halt durch«, sagte Cathy.
    Aber sie war bereits tot.

113.
    Das Chaos brach los.
    Von überall kamen die Cops. Die Hölle tat sich auf, professionell wie persönlich.
    Die Polizei von Naples und die Männer des Collier County Sheriff. Gerichtsmedizin, Spurensicherung, Uniformen, Detectives. Nach Miami Beach, zu Sams und Terris Einheiten, wurde ein Bericht geschickt – und auch an die Jungs von der Abteilung für Innere Angelegenheiten.
    Sam und Terri wurden noch vor Ort verhört. Sam schlug sich nicht gerade gut dabei, aber das war ihm egal. Die berufliche Hölle konnte warten; darum würde er sich kümmern, wenn es so weit war. Die persönliche Hölle jedoch war etwas anderes. Er hatte gesehen, wie sie Cathy weggeführt hatten, und sie war so furchtbar still gewesen: kein Weinen, kein Protest, einfach nichts. Sam wollte bei ihr sein, sie in den Armen halten und versuchen, sie zu trösten.
    Am meisten fürchtete er sich davor, dass sie ihm nicht verzeihen würde, was er Kez angetan hatte. Davor hatte er viel mehr Angst als vor dem Verlust seines Jobs, einer Anklage oder sogar einer Gefängnisstrafe. Dann aber dachte er an Grace und das Baby, und die Vorstellung, nicht bei ihnen sein zu können, wenn die Zeit kam, war genauso furchterregend.
    Sam ging es im Geiste immer wieder durch, während er und Terri – die man natürlich voneinander getrennt hielt – die Fragen beantworteten, erst auf dem Pier, wo noch immer Kez’ Leiche lag und überall Kameras blitzten, während die Gerichtsmediziner eine erste Untersuchung vornahmen. Die Öffentlichkeit war hinter Absperrband zurückgedrängt worden, Namen und Adressen von Zeugen notiert. Das hier war ein Tatort und Sam einer der Leute, die gefeuert hatten – der Mann, der Kez Flanagan erschossen hatte. Das einzig Gute an derganzen Sache – ein wahrer Segen – war, dass niemand sonst verletzt worden war. Kein unschuldiges Blut war vergossen worden, und selbst inmitten all dieses Chaos, dieser unfassbaren Realität, gelang es Sam, dankbar dafür zu sein.
    Einige Zeit später wurden sie ins Büro des Sheriffs von Collier County gebracht. Sam zeigte sich weiterhin kooperativ. Er beantwortete Fragen und gab freiwillig Erklärungen ab. Sie belehrten ihn, dass alles, was er sage, vor Gericht gegen ihn verwendet werden könne, aber das wusste er. Das wusste er doch.
    Aber er wusste auch, dass sein Hirn nicht richtig arbeitete, denn immer wieder spielte er die Szene noch einmal durch: wie sich alles aufgebaut hatte, die Schießerei, wie Flanagan gestorben war und wie Cathy sie im Schoß gehalten hatte. Und dann war da Cathys Gesicht mit dem Blut der anderen Frau auf der Wange. Sam sah sie immer wieder und wieder und wieder …
    Es wurde ein langer Abend.

114.
    Es war fast neunzehn

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