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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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durfte. Sie musste Nick zu Hilfe eilen. Voller Panik raufte sie sich die Haare und dachte angestrengt nach. Die Pferde! Sie rannte zu den Ställen. Von dort konnte sie besser sehen. Die Absturzstelle war mindestens eine halbe Meile entfernt, und der Rauch, der vom Wind auseinandergetrieben wurde, erschwerte zusätzlich die Sicht.
    In aller Eile fasste sie einen Entschluss. Jacqueline zäumte Dixie auf und sattelte sie. Sie hatte keine Ahnung, ob sie das Zaumzeug richtig anlegte oder nicht. Mit fahrigen Gesten zog sie den Sattelgurt fest und saß auf. Sie hatte panische Angst davor, allein zu reiten, aber ihre Sorge um Nick war größer. Hoffentlich war er noch am Leben!
    Jacqueline musste einige Koppeln durchqueren, um zur Absturzstelle zu gelangen. Immer wieder stieg sie ab, öffnete erst das Gatter und schloss es dann hinter sich. So dauerte es eine Ewigkeit, bis sie das Flugzeug erreichte. Aber sowohl Nick als auch Ben hatten ihr eingeschärft, wie wichtig es war, die Gatter zu schließen; kein Notfall rechtfertige es, sie offen zu lassen, schon gar nicht, wenn sich Vieh auf der Koppel befand.
    Endlich konnte Jacqueline die Maschine sehen. Sie hatte beim Absturz die Erde auf einer Länge von mehreren Metern aufgefräst, sich dann überschlagen und war auf dem Dach liegen geblieben. Eine Tragfläche war abgebrochen, das Leitwerk verbogen.
    Jacqueline galoppierte näher heran und sprang vom Pferd. Sie ließ sich auf die Knie fallen. Die Tür war beim Aufprall aus dem Rahmen gerissen und weggeschleudert worden. Jetzt lag sie, zusammengefaltet wie Papier, ein paar Schritte entfernt. Nick hing in seinem Gurt. Er rührte sich nicht. Blut lief ihm aus den Haaren übers Gesicht.
    »Nick!«, schrie sie. Er zeigte keine Reaktion.
    Auf allen vieren kroch Jacqueline in das Wrack und zerrte an dem Gurt, aber er war verdreht und sehr straff gespannt, weil Nick mit seinem ganzen Gewicht darin hing. Endlich schnappte die Schnalle auf, und Nick fiel wie ein Sack vornüber. Jacqueline fühlte seinen Puls. Er lebte! Für einen Moment überkam sie grenzenlose Erleichterung, aber dann roch sie Benzin. Aus dem Tank lief Treibstoff aus. Ihr blieb fast das Herz stehen.
    »O mein Gott!«, rief sie und blickte sich panisch um. Auf der ausgedorrten Erde ringsum konnte sie kleine Benzinlachen sehen, aus dem Leitwerk stieg Rauch auf.
    »Nein!«, wimmerte sie. »Nick! Wach auf! Bitte, wach auf! Das Flugzeug wird gleich anfangen zu brennen!«
    Er rührte sich nicht.
    Jacqueline hatte sich nie zuvor so hilflos gefühlt. Sie packte den Bewusstlosen und versuchte, ihn aus dem Wrack zu ziehen. Er warschwer. Doch ihre Angst verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Irgendwie gelang es ihr, Nick herauszuzerren. Ihr war klar, dass er möglicherweise innere Verletzungen oder Knochenbrüche hatte, aber falls das Flugzeug in die Luft flog, würde das seine geringste Sorge sein. Jacqueline warf immer wieder ängstliche Blicke in Richtung Leitwerk. Immer mehr Rauch schien aus dem zerstörten Wrack herauszuquellen. Bei einer Explosion hätten sie beide nicht die geringste Chance.
    »Wach doch auf, Nick! Bitte!«, schluchzte sie, völlig am Ende. Er stöhnte.
    »Nick! Aufwachen, hörst du?« Sie schlug ihm ins Gesicht, damit er zu sich kam. Er reagierte nicht. »Bitte, Nick! Das Flugzeug wird explodieren!«
    Was, wenn er nicht aufstehen kann?, dachte sie verzweifelt. Wenn seine Beine gebrochen sind? Unermüdlich zerrte sie ihn Zentimeter für Zentimeter von dem Wrack weg.
    Plötzlich schoss eine Stichflamme aus dem Heck. Jacqueline schrie auf. Namenloses Entsetzen packte sie. Nick stöhnte. Es schien, als käme er wieder zu sich. Sein Kopf rollte von einer Seite zur anderen, er hob die Arme, aber sie fielen schlaff wieder herunter. Irgendwann gelang es ihm, sich aus eigener Kraft auf den Bauch zu drehen. Er griff sich an den Kopf.
    »Was … ist passiert?« Nick zuckte vor Schmerz zusammen und starrte benommen auf seine blutverschmierte Hand. Vorsichtig richtete er sich ein Stück auf.
    »Wir müssen von hier weg, Nick! Das Flugzeug wird gleich explodieren!« Jacqueline versuchte, ihn hochzuziehen.
    »Was?« Er schaute sich verwirrt um. »Verdammt!«, entfuhr es ihm, als er das brennende Leitwerk sah. Nick rappelte sich mühsam auf, ächzte und verzog das Gesicht vor Schmerzen. »Lauf, Jackie, lauf!«
    »Nicht ohne dich.« Sie legte einen seiner Arme um ihre Schulter, umfasste ihn und schleppte ihn vom Wrack weg. Als sie gutzehn Meter zurückgelegt hatten, entzündete

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