Leuchtende Sonne weites Land - Roman
speziellen Sonderpreis machte. Sie hatten die Krise überwunden und gingen wieder besseren Zeiten entgegen. Sogar Teddy und Des hatten sie wieder eingestellt, was Jacqueline besonders freute. Sie fand, sie hätte ihre Abfindung nicht besser anlegen können.
Von Henry hatte sie nichts mehr gehört, was sie aber nicht im Mindesten störte. Ihr Vater hatte ihn offenbar bei seinem Bruder aufgestöbert und ihm telefonisch gehörig die Meinung gesagt. Henry bedauere angeblich sehr, dass alles so gekommen sei, hatte Lionel berichtet, aber er glaube, dass er vor allem sich selbst bedauere, weil er alles verloren habe.
»Ja, Terry will schon in aller Herrgottsfrühe kommen«, sagte Nick. »Ich hab übrigens gute Nachrichten. Das Elektrizitätswerkwill Leitungen unten an der Straße verlegen, dann kriegen wir einen Anschluss und brauchen den Generator nur noch in Notfällen.«
»Oh, das ist wunderbar!«
»Und Telefonleitungen sollen auch bald folgen«, fügte Nick hinzu. Er wusste, dass Jacqueline sich darüber ganz besonders freuen würde.
Sie riss die Augen auf. »Dann kann Dad mich in Zukunft anrufen!«
»Genau. Hast du gehört, Leo? Du kannst am Telefon mit deinem Großvater plaudern.« Leo gab ein vergnügtes Gurgeln von sich.
»Das Essen ist in einer Stunde fertig«, sagte Jacqueline. Im gleichen Moment zupfte jemand an ihrem Rock. Sie senkte den Blick und lächelte. »Hallo, Yuri!«
»Hallo«, erwiderte der Junge schüchtern, aber mit einem Lächeln.
»Wo ist denn deine Mama?«
Yuri drehte sich um und zeigte mit dem Finger auf Dot, die nur wenige Meter hinter ihnen stand.
»Hallo, Missus.« Dot hielt Jacqueline den Korb hin, den sie trug. »Ich hab ein paar Yamswurzeln.«
»Oh, das ist lieb von dir, danke, Dot. Auf dem Tisch hinterm Haus steht ein Korb Gemüse für dich.«
»Danke, Missus. Dein kleiner Sohn wird mit jedem Tag größer!«
Jacqueline lächelte. »O ja, man kann ihm fast beim Wachsen zusehen. Ich habe auch ein Glas Zitronencreme in den Korb gestellt. Vera hat sie vor ein paar Tagen gemacht.« Mit Zitronen vom eigenen Baum. »Die kann man wie Marmelade essen – auf Fladenbrot gestrichen, wird Yuri sie bestimmt mögen.«
Plötzlich kam Geoffrey schreiend und gestikulierend aus dem Haus auf sie zugerannt.
»Das Krankenhaus in Hawker hat uns gerade angefunkt«, keuchte er.
Jacqueline schnappte erschrocken nach Luft.
»Vera ist eingeliefert worden! Dad will, dass wir so schnell wie möglich hinkommen!«
Jacqueline sah Nick bestürzt an. »O nein!« Sie hatte gleich geahnt, dass so viel Glück vom Schicksal bestraft würde. »Hoffentlich ist es nichts Ernstes.« Sie hatten tags zuvor am Wilpena Pound gepicknickt, da war es Vera noch sehr gut gegangen.
»Ich hol den Wagen«, sagte Nick. Er reichte Jacqueline seinen Sohn und eilte im Laufschritt davon. Sie hatten sich nach Leos Geburt einen Jeep gekauft, weil der größer war und eine Rückbank hatte.
Jacqueline, das Kind auf den Armen, rannte ins Haus, wo sie in aller Eile ein paar Sachen für Leo in eine Tasche warf. Als sie wieder herauskam, stand Nick mit dem Jeep schon da. Die Jungs saßen alle vier im Fond. Sie kletterte hinein, und er gab Gas.
Als sie im Memorial Hospital in Hawker eintrafen, waren Tess und Tim bereits da. Das beunruhigte Jacqueline noch viel mehr. Ben hätte nicht alle zusammengetrommelt, wenn Vera nicht ernsthaft erkrankt wäre.
»Wisst ihr Näheres?«, fragte sie Tess als Erstes.
»Nein, nicht das Geringste.«
Sie und Tim waren bei dem Picknick dabei gewesen, sie wusste, dass es Vera da noch gut gegangen war. Es war ein wunderschöner, windstiller Tag gewesen, den sie alle genossen hatten. Sie hatten eine Decke unter einem Baum ausgebreitet, hatten sich die leckeren Sachen schmecken lassen, die sie von zu Hause mitgebracht hatten, und die Männer hatten ein paar Bierchen getrunken. Leo war ganz fasziniert gewesen von den Wallabys und den vielen Vögeln.
»Wie ist es ihr denn heute Morgen gegangen?«
»Gut«, antwortete Jacqueline. »Sie hat gut geschlafen und war guter Dinge. Ben musste in die Stadt, Vorräte besorgen, und da ist sie mitgefahren. Sie wollten im Hawker Hotel etwas essen.« Sielegte den Arm um Tess’ Schulter. »Alles in Ordnung, Tess?«, fügte sie dann besorgt hinzu. »Du bist ganz schön blass.«
»Ich mach mir nur Sorgen um Vera. Aber ich glaube, ich muss mich setzen.«
Tim zog einen Stuhl für seine Frau heran, die im sechsten Monat schwanger war.
Eine Tür flog auf, und Ben, weiß wie
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