Leuchtende Sonne weites Land - Roman
sich der Treibstoff rings um die Maschine. In Sekundenbruchteilen hatte sich ein Feuerring um das Wrack gebildet. Nicks Knie gaben nach. Er sackte zu Boden und riss Jacqueline mit sich. Im gleichen Moment gab es eine Explosion. Die Flammen schlugen meterhoch. Selbst aus dieser Entfernung konnten sie die Hitze des Feuers spüren. Scheinbar war der Treibstofftank fast leer gewesen, sonst hätte es eine Katastrophe gegeben.
Aber schon drohte die nächste Gefahr. Nick und Jacqueline sahen mit Entsetzen, dass die Funken in dem stürmischen Wind in alle Richtungen getragen wurden – auch bis zu ihnen. Wie sollten sie von diesem grausamen Ort wegkommen? Dixie war in Panik davongaloppiert und wartete in einiger Entfernung. Aber selbst wenn es Jacqueline gelänge, das Pferd einzufangen, wie sollte sie den halb bewusstlosen Nick auf Dixie hieven?
Plötzlich tauchte hinter ihnen scheinbar aus dem Nichts eine Gruppe Aborigines auf, einige sehr jung, andere alt. Die einen hatten belaubte Zweige dabei, mit denen sie die kleinen Brände im Gras ausschlugen. Die anderen traten das Feuer mit den Füßen aus, sogar jene, die barfuß gingen.
Während Jacqueline die Szene in ungläubigem Staunen beobachtete, geschah ein weiteres Wunder: Es fing zu regnen an. Die Aborigines plapperten aufgeregt in ihrer Sprache und lächelten. Mithilfe des lang ersehnten Regens gelang es ihnen zu verhindern, dass sich das Feuer weiter ausbreitete.
Grenzenlose Dankbarkeit erfüllte die junge Frau. Tränen der Erleichterung stiegen ihr in die Augen.
Nick drehte langsam den Kopf zur Seite und stöhnte. Er schien von dem, was rings um ihn her passierte, kaum etwas mitzubekommen.
»Alles in Ordnung, Nick?«
Jacqueline wischte sich die Tränen ab, die sich auf ihren Wangen mit den Regentropfen vermischten. Sie blickte auf. Einer derUreinwohner führte Dixie zu ihr – ein alter Mann, der viel kräftiger war, als er aussah. Er half Jacqueline in den Sattel und hievte dann Nick, der nur halb bei Bewusstsein war, hinter ihr auf das Pferd. Die anderen Aborigines blieben beim Wrack. Sie würden erst weggehen, wenn sie sicher sein konnten, dass das Feuer tatsächlich erloschen war.
»Ich danke Ihnen«, stammelte Jacqueline. Der alte Mann sah sie mit unbewegter Miene an und zeigte stumm in die Richtung, in der die Farm lag.
Am ersten Gatter stieg Jacqueline ab, öffnete es und machte es hinter ihnen wieder zu. Sie ging zu Fuß weiter. Nick war mit dem Oberkörper vornübergekippt. Seine Kopfwunde blutete stark. Jacqueline hoffte, dass er sich oben halten konnte und sie es irgendwie bis zum Haus schafften, wo sie Vera verständigen und bitten würde, Mike herüberzuschicken, damit er Nick ins Krankenhaus fuhr.
Als sie die Farm erreichten, hatte der Regen das Feuer in dem Fass gelöscht. Jacqueline half Nick vom Pferd und brachte ihn dann ins Haus, wo sie ihn zu ihrem Bett führte, ihm Hemd, Hose und Stiefel auszog und sich dann auf die Suche nach Verbandszeug machte. Sie fand es im Flurschrank, eilte zurück, säuberte die Wunde, so gut sie konnte, und legte Nick einen Verband an. Bens Bruder war wie betäubt. Seine Augen waren geschlossen, und er sprach kein einziges Wort. Jacqueline setzte sich zu ihm aufs Bett und legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Es wird alles gut werden, du wirst sehen«, flüsterte sie, unendlich dankbar, dass er noch am Leben war.
Sie merkte jetzt erst, wie viel Kraft sie dieser furchtbare Morgen gekostet hatte, sie war körperlich und emotional völlig am Ende. Plötzlich schlug Nick die Augen auf, nahm sie in seine Arme und küsste sie.
Jacqueline war völlig überrumpelt, aber sie wehrte sich nicht. Sie ließ sich einfach fallen, genoss die Geborgenheit, die sie in seinen Armen empfand, verwundert über die Tiefe ihrer Gefühle für ihn. Ihr wurde klar, dass sie Nick für immer hätte verlieren können. All ihre aufgestauten Emotionen brachen sich Bahn in einem leidenschaftlichen Kuss.
Als sie sich schließlich voneinander lösten, flüsterte Nick: »Ich liebe dich.« Im gleichen Augenblick schlief er vor Erschöpfung ein.
Jacqueline starrte Nick fassungslos an. Hatte sie richtig gehört? Ob er sie für jemand anderes gehalten hatte? Vielleicht hatte er sie in seiner Verwirrtheit mit Rachel Roberts verwechselt.
»Nick«, wisperte sie. Er antwortete nicht.
Da hörte sie Ben draußen nach ihr rufen. Sie lief zur Hintertür. »Ich bin hier!«, schrie sie.
»Fordern Sie über Funk Hilfe an! Schnell!«, stieß Ben panisch
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