Leuchtende Sonne weites Land - Roman
hervor. »Nicks Maschine ist abgestürzt! Wir werden zur Absturzstelle fahren!«
»Nick ist hier, Ben.«
»Hier?«, wiederholte er verblüfft. Er hatte sich schon gewundert, warum Dixie gesattelt draußen angebunden war. »Wo ist er?«
»In meinem Zimmer.«
Ben, kalkweiß im Gesicht, lief ins Haus. Jacqueline folgte ihm. Er blieb vor dem Bett stehen und schaute aus angstgeweiteten Augen auf seinen Bruder hinunter. »Wie geht es ihm? Was ist mit seinem Kopf?«
»Er hat eine böse Wunde, aber sonst geht es ihm gut. Das glaube ich jedenfalls.«
Ben eilte zum Funkgerät und funkte Rachel Roberts an. »Rachel, Nick ist mit dem Flugzeug abgestürzt. Er ist verletzt. Over.«
»Wie schwer sind seine Verletzungen? Over.«
»Er hat eine Kopfwunde. Jackie hat ihm bereits einen Verband angelegt. Aber wir wissen nicht, ob ihm sonst noch etwas fehlt. Over.«
»Ich bin gleich da, Ben. Ich besuche gerade einen Patienten ganz in der Nähe. Ich kann in zwanzig Minuten bei euch sein. Over und Ende.«
Ben war sichtlich erleichtert. Er schaltete das Funkgerät aus und verließ mit Jacqueline das Zimmer. »Ich hab ihm gleich gesagt, er soll nicht aufsteigen. Ich hab ihm gleich gesagt, es ist zu windig«, schimpfte Ben, dessen Angst in Zorn umgeschlagen war. »Er kann froh sein, dass er noch am Leben ist, dieser Sturkopf!«
Die Jungen kamen herein. Alle wirkten bedrückt und angespannt. »Was ist mit Onkel Nick? Lebt er?«, fragte Bobby ängstlich.
»Ja, ja, er hat eine Kopfverletzung, aber Rachel wird gleich da sein. Er liegt in Jackies Zimmer.«
Alle bis auf Jimmy warfen nacheinander einen Blick in das Zimmer. Jacqueline erinnerte sich, dass Ben ihr erzählt hatte, Jimmy könne kein Blut sehen. Wahrscheinlich fürchtete er sich deshalb vor dem Anblick seines verletzten Onkels.
»Wie ist Nick eigentlich hergekommen?«, wandte sich Ben an Jacqueline.
Sie berichtete ihm, was passiert war.
»Sie haben ihm das Leben gerettet, Jackie«, sagte Ben sichtlich bewegt. »Ein Glück, dass Nick Sie auf Dixie hat reiten lassen. Sonst wäre er jetzt vielleicht nicht mehr am Leben.«
Er hatte Recht, wie Jacqueline jetzt erst klar wurde. Die Jungen sahen sie an. Dieses Mal lag keine Feindseligkeit in ihrem Blick, aber keiner sagte ein Wort.
»Gut, dann werden wir jetzt zur Absturzstelle fahren. Mal sehen, ob noch was zu retten ist«, meinte Ben.
»Vielleicht sind die Aborigines noch dort«, sagte Jacqueline. Als Ben sie fragend ansah, fügte sie erklärend hinzu: »Sie haben das Feuer gelöscht und mir geholfen, Nick auf das Pferd zu setzen. Ohne sie wäre ich verloren gewesen.«
Ben nickte. »Wir werden trotzdem nachsehen. Kann ich Sie hier allein lassen? Rachel müsste jeden Moment kommen.«
»Gehen Sie nur, machen Sie sich um mich keine Sorgen, ich komme schon zurecht«, versicherte Jacqueline ihm.
Nachdem Ben und seine Söhne fort waren, schaute Jacqueline nach Nick. Da er immer noch schlief, beschloss sie, sich ein wenig frisch zu machen. Erst jetzt nahm sie wahr, dass ihre Kleidung verschmutzt und durchnässt war. Eine attraktive Person wie Rachel Roberts sollte sie lieber nicht so sehen.
Jaqueline war gerade fertig geworden, als sie ein Auto vorfahren hörte. Sie öffnete die Tür. Die Ärztin, in Hosen und kurzärmeliger Bluse, sprang die Stufen zur Veranda hinauf. Sie trug kein Make-up, was sie bei ihrer schönen Haut auch nicht brauchte, und hatte ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Jacqueline, die sich eines ihrer New Yorker Kleider übergestreift, sich frisiert und hochhackige Schuhe angezogen hatte, kam sich auf geradezu lächerliche Weise aufgedonnert vor.
»Hallo«, grüßte Rachel. »Sie müssen die neue Haushälterin sein. Jackie, nicht wahr?«
»Ja. Bitte kommen Sie herein«, erwiderte Jacqueline befangen.
»Danke. Ich bin Dr. Rachel Roberts, aber sagen Sie Rachel zu mir. Das tun alle.« Sie betrat das Haus und musterte die junge Frau, die ihr geöffnet hatte, mit einem flüchtigen Blick. »Ein bezauberndes Kleid. Aber wie können Sie in diesen Schuhen staubsaugen?«
Jacqueline wurde rot. »Ich … äh … ich bin patschnass geworden, als ich Nick hierherbrachte, und ich hatte nichts anderes zum Wechseln. Und die Schuhe habe ich an, weil sie so gut zum Kleid passen«, stammelte sie verlegen.
»Verstehe.« Rachel lächelte. »Ich dachte schon, Sie hätten sich für mich so schick gemacht. Das wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Ich liebe es salopp, wissen Sie.«
Jacqueline
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