Leuchtende Sonne weites Land - Roman
Zeit, ins Bett zu gehen«, konterte Nick und stand auf.
»Du kannst nicht ewig davonlaufen, kleiner Bruder. Irgendwann, das garantiere ich dir, wird eine Frau auch dein Herz erobern. Vielleicht schneller, als du denkst.«
»Gute Nacht!«, rief Nick und eilte zur Hintertür hinaus. Er hatte keine Lust, über sein Privatleben zu diskutieren.
Auf dem Weg zu seiner Hütte dachte er jedoch über Bens Worte nach. Er war gewiss nicht abgeneigt, sich von einer schönen Frau wie Jacqueline verführen zu lassen, doch das bedeutete noch lange nicht, dass er auch gewillt war, ihr sein Herz zu schenken.
Als Vera am anderen Morgen in die Küche kam, waren Ben, Nick und die Jungen mit dem Frühstück fast schon fertig. Jacqueline schlief noch.
»Guten Morgen«, flüsterte Vera heiser.
Ben lächelte ihr zu. Seine Söhne schoben sich den letzten Bissen in den Mund und standen auf.
»Na, wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Ben, als er ihr eine Tasse starken schwarzen Kaffee hinstellte.
»Mir ging’s schon mal besser«, gab Vera zurück. Sie nippte dankbar an dem heißen Getränk.
Ben sah seine Söhne an. Er komme gleich nach, sagte er. Geoffrey, dem er von den Problemen mit den Aborigines erzählt hatte, hatte versprochen, kein Risiko einzugehen und sofort zum Haus zurückzukehren, falls Ureinwohner auftauchen sollten. Bobby, Sid und Jimmy sollten vorerst nichts von der Angelegenheit erfahren.
Nick erhob sich ebenfalls. »Wie geht’s Jackie?«
»Sie hat ein bisschen Kopfweh«, antwortete Vera, was eine glatte Untertreibung war. »Ich auch.« Sie fasste sich an den Kopf, in dem es hämmerte und pochte. »Jackie hat erzählt, du hättest uns abgeholt und nach Hause gefahren. Es ist mir zwar peinlich, aber ich erinnere mich nicht mehr daran. Trotzdem danke, Nick. Ich wüsste nicht, wie wir ohne dich heimgekommen wären.«
»Sally hätte euch ein Zimmer gegeben, wenn sie mich oder Ben nicht erreicht hätte«, entgegnete Nick. »Cyril und Tom waren anscheinend so betrunken, dass sie sich nicht mehr hinters Steuer hätten setzen können.«
»Irgendwann haben wir sie aus den Augen verloren«, sagte Vera. »Ich weiß noch, dass wir von Männern umringt waren, aber sie waren alle harmlos.«
Ben und Nick wechselten einen viel sagenden Blick. Die beiden Frauen ahnten nicht, wie gefährlich die Situation hätte werden können.
»Ich kann nicht glauben, dass ich mich gar nicht an die Heimfahrt auf der Ladefläche erinnern kann«, sagte Vera kopfschüttelnd. »Aber mir scheint, auch Jackie hat Erinnerungslücken«, fügte sie trocken hinzu.
Wie auf ein Stichwort schlich Jacqueline in die Küche. »Guten Morgen«, flüsterte sie mit belegter Stimme und warf Nick einen verlegenen Blick zu.
»Ich hab gerade gesagt, dass ich mich gar nicht an die Heimfahrt erinnern kann. Du?«
»Ja, sicher«, antwortete Jacqueline. Sie schenkte sich eine Tasse Tee ein und gab zwei gehäufte Teelöffel Zucker hinein. Sie hatte die ganze Nacht von Nick geträumt. Jetzt allerdings machte er einen etwas befangenen Eindruck, und sie glaubte den Grund dafür zu kennen. »Zumindest teilweise. Ich glaube, ich bin irgendwann eingeschlafen. Oder?« Sie sah Nick an.
Der nickte, vermied es aber, aufzusehen. »Ich geh dann mal und schau nach den Jungs.«
»Warte, Nick, ich möchte dich etwas fragen«, sagte Jacqueline.
»Kann das nicht warten?« Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Ich hab einiges zu erledigen.« Er fürchtete, sie könnte ihr Geheimnis ausplaudern.
»Hast du gewusst, dass Rachel Roberts bald heiraten wird?« Jacqueline beobachtete seine Reaktion genau.
Nick blickte verdutzt drein. »Ich hab gewusst, dass sie mit einem Arzt zusammen ist, der als Assistenzarzt in Sydney arbeitet. Aber dass sie heiraten werden … nein, das wusste ich nicht.«
Auch Ben war erstaunt. »Ich hätte nicht gedacht, dass das etwas Ernstes zwischen den beiden ist. Ich war der Meinung, sie wolle dich nur eifersüchtig machen.«
Nick rieb sich verlegen das Kinn.
»Sally hat mir erzählt, er sei gekommen und habe Rachel einen Antrag gemacht«, fuhr Jacqueline fort. »Sie will mit ihm nach Sydney gehen, weil er dort seine Assistenzzeit am Royal Prince Alfred Hospital beenden muss.«
Ben riss bestürzt die Augen auf. »Rachel geht von hier fort?«
»Nur vorübergehend. In sechs Monaten kommen sie beide zurück.«
Ben sah seinen Bruder an. »Es war ein Fehler, eine so feine Frau gehen zu lassen, das hab ich dir schon hundertmal gesagt.«
»Und
Weitere Kostenlose Bücher