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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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als er sich abrupt wieder umdrehte. »Hör zu, Vera, ich weiß, du denkst, du tust das Richtige, aber das tust du nicht.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, ihre Unterlippe zitterte. »Mach es uns nicht noch schwerer, Ben.«
    »Vera, es ist völlig in Ordnung, dass du Zeit brauchst, um dir über deine Gefühle klar zu werden. Nimm dir alle Zeit der Welt! Aber vergiss nicht, du kannst immer zu mir zurückkommen. Ich werde warten.«
    Fast wäre es um ihre Fassung geschehen. Aber sie zwang sich, stark zu sein. Sie durfte sich nicht von der romantischen Vorstellung von wahrer Liebe, die ein ganzes Leben lang anhielt, beeinflussen lassen. Für sie gab es diese Liebe nicht. »Ich werde nicht zurückkommen, Ben, warte nicht auf mich«, erwiderte sie mit belegter Stimme. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    Ben schien selbst den Tränen nahe. Vera hasste sich dafür, dass sie ihm das antun musste. Jetzt war genau das passiert, was sie hatte vermeiden wollen: Sie hatte ihm das Herz gebrochen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal den Kummer erleben würde, jemanden zu verlieren, den ich liebe«, sagte er leise.»Trotzdem bereue ich nicht einen einzigen Augenblick, den wir miteinander verbracht haben.«
    Er drehte sich um und ging schleppenden Schrittes davon.
    Vera schaute ihm nach, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Erst dann wurde ihr klar, dass er ihr seine Liebe gestanden hatte, und sie begann herzzerreißend zu schluchzen.
    »Verity, pack deine Sachen zusammen, wir werden ins Royal Exchange Hotel ziehen«, befahl Henry so resolut er konnte. In seiner Feigheit war er einem offenen Gespräch über Geld tagelang ausgewichen, aber jetzt trieb ihn die Not dazu. Ob es ihm gelingen würde, Verity in den Griff zu bekommen, war allerdings eine andere Frage.
    Sie räkelte sich nach einem Einkaufsbummel inmitten mehrerer Taschen und Schachteln auf dem Bett ihrer Luxussuite und guckte ihn verblüfft an. »Du meinst doch hoffentlich nicht diese billige Absteige zwei Blocks von hier!«
    »Das ist keine billige Absteige«, gab Henry unwirsch zurück. Das Royal Exchange war zwar himmelweit vom Ambassador entfernt und gehörte zu jener Art von Etablissement, in dem zu wohnen er sich nie hätte träumen lassen, aber er hatte keine andere Wahl und Verity auch nicht. »Mehr kann ich mir im Moment nicht leisten. Erst müssen meine Investitionen Gewinn abwerfen. Und deine Einkaufstouren sind für die nächste Zeit auch gestrichen. Du hast sowieso genug zum Anziehen. Du könntest ein Dutzend Koffer mit den Sachen füllen, die du seit unserer Ankunft in Melbourne gekauft hast.« Er erinnerte sich sehr gut, dass ihr und Johnnys ganzes Hab und Gut in zwei Koffer gepasst hatte, als sie von Bord gegangen waren.
    Verity machte große Augen. »Das kann nicht dein Ernst sein, Henry!« Er wollte sie sicher nur auf den Arm nehmen. Oder?
    »Und ob das mein Ernst ist! Wir werden uns schnellstmöglich ein kleines Haus oder eine bescheidene Wohnung in einem der Vororte suchen. Deine Eltern werden sich um eine eigene Unterkunft bemühen müssen.« Er hatte es satt, auch noch diese Schmarotzer durchzufüttern.
    »Das haben sie schon längst getan«, erwiderte Verity.
    »Wie bitte?« Henry starrte sie entgeistert an.
    »Ja, sie haben vor drei Tagen den Mietvertrag für eine Wohnung unterschrieben und sind gestern Nachmittag eingezogen.« Verity setzte sich auf. Ihr Kleid spannte sich über ihrer Taille, die dicker und dicker wurde. Auch ihr Gesicht war aufgedunsen. Sie sah lange nicht mehr so hübsch aus.
    »Und das sagst du mir jetzt erst?«, fuhr Henry sie wütend an. »Wir brauchen doch keine Doppelsuite für dich, mich und Johnny!« Er schäumte vor Wut, als er an die völlig unnötigen Kosten dachte. Wieso war ihm nicht aufgefallen, dass Maxine und Ron nicht mehr da waren? Dann erinnerte er sich: Er hatte am Tag zuvor schon um die Mittagszeit angefangen zu trinken und war am späten Nachmittag blau gewesen. »Deine Eltern hätten mir wenigstens sagen können, was sie vorhaben. Nachdem sie wochenlang auf meine Kosten gelebt haben, haben sie nicht einmal den Anstand besessen, sich von mir zu verabschieden!«
    Die Darcys hatten sich in letzter Zeit ziemlich reserviert verhalten ihm gegenüber, doch nachdem sie wochenlang auf engstem Raum miteinander gelebt hatten, war das nicht weiter verwunderlich. Sie gingen sich alle gegenseitig auf die Nerven.
    »Ich wollte es dir ja heute Abend beim Essen sagen«, schmollte Verity mit schuldbewusstem

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