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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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folgende Tag ein Samstag war, gab es eine Menge zu erledigen: Die Vorbereitungen für das Grillfest am Sonntag und für die Ankunft der Schafscherer am Montag mussten getroffen werden. »Nach der Arbeit morgen muss ich in die Stadt und Bier für die Party besorgen. Hättest du Lust mitzukommen, Jackie?«
    »O ja, gern.« Sie strahlte ihn an.
    »Ich glaube, wir sollten die Party absagen«, murmelte Ben düster.
    Jacqueline und Nick guckten ihn verdutzt an.
    »Aber warum denn?«, wollte Nick wissen. »Falls du dir Sorgen machst, dass die Scherbänke nicht rechtzeitig fertig werden – das schaffen wir schon.«
    »Nein, das ist es nicht. Vera verlässt uns, wozu also noch eine Party geben?« Ben starrte dumpf den Tisch an.
    »Was?« Jacqueline wusste, dass Vera mit dem Gedanken gespielt hatte, aber sie hatte auch gesagt, sie wisse nicht, wohin.
    »Ja, sie will abreisen. Wir dürfen ihr kein schlechtes Gewissen deswegen machen. Es ist ganz allein ihre Entscheidung. Ich werde sie morgen nach Port Augusta fahren. Tut mir leid, dass ich dir und den Jungs die ganze Arbeit überlassen muss, Nick, aber Vera will den Zug nach Adelaide kriegen, und wie soll sie sonst nach Port Augusta kommen?«
    Nick kannte seinen Bruder gut, er konnte ihm ansehen, wie aufgewühlt er war. »Mach dir deshalb keine Gedanken, Ben. Das schaffen wir schon«, versicherte er ihm.
    Am anderen Morgen stand Vera in aller Frühe auf. Als Jacqueline aufwachte, hatte sie schon ihren Koffer gepackt.
    »Ich kann nicht glauben, dass du wirklich fortgehst, Vera«, sagte Jacqueline, als sie sich in der Küche eine Tasse Tee machte. Sie wäre gern noch ein bisschen liegen geblieben und hätte von Nick geträumt, aber sie sorgte sich wegen Vera.
    Auch Ben war schon aufgestanden. Er hatte nur wenige Stunden unruhig geschlafen und war hinausgegangen, um die Pferde und die Hunde zu füttern.
    »Es ist das Beste so«, erwiderte Vera ruhig. »Ben hat sich in mich verliebt, und ich will ihm nicht das Herz brechen.«
    »Du wirst mir fehlen, Vera. Wirst du mir schreiben?«
    »Aber sicher. Sag Tess, dass ich mich bei ihr melden werde, machst du das? Ich bringe es nicht fertig, ihr über Funk Auf Wiedersehen zu sagen.«
    Jacqueline nickte stumm. Sie brachte kein Wort mehr heraus.

26
    Vera und Ben wechselten kaum ein Wort auf der Fahrt nach Port Augusta. Vera starrte fast die ganze Zeit aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft, ohne sie wahrzunehmen. Immer wieder blinzelte sie die Tränen weg, bemüht, sich ihre Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
    Hin und wieder erblickte sie ein Känguru auf der Suche nach Grashalmen und jungen Pflanzentrieben, die nach dem Regen aus dem Boden sprossen. Blühende Wildblumen setzten Farbtupfer in die vom Staub befreite Landschaft, doch Vera war blind für die Schönheit der Natur. Sie hätte am liebsten haltlos geschluchzt, aber sie riss sich zusammen. Der Abschied von Jacqueline war schon schlimm genug gewesen. Beide wussten, dass sie sich wahrscheinlich nie wiedersehen würden. Aber Vera hatte noch einmal versprochen zu schreiben, sobald sie eine feste Anschrift hatte. Von Zeit zu Zeit streifte sie Ben mit einem verstohlenen Seitenblick, aber er hatte die Kiefer fest zusammengebissen und schaute starr geradeaus. Auch er hielt seine Gefühle unter Kontrolle.
    Am Bahnhof bestand Ben darauf, Veras Koffer zu tragen. Als sie eine Fahrkarte gekauft hatte, gingen sie gemeinsam zum Bahnsteig.
    »Du brauchst nicht zu warten, bis der Zug kommt«, sagte Vera, der es vor dem Abschiednehmen graute.
    Ben blickte gekränkt drein. »Tja, dann … auf Wiedersehen, Vera«, sagte er steif. »Ich wünsche dir alles Gute.«
    »Danke, Ben. Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, und ichwünsche dir auch alles Gute für die Zukunft.« Veras Stimme zitterte. »Auf Wiedersehen«, flüsterte sie.
    Sie wusste nicht, ob sie ihm einen Kuss auf die Wange geben oder ihm die Hand reichen sollte, und so tat sie keines von beiden. Sie fürchtete, ihre Selbstbeherrschung könnte zerbröseln, wenn sie ihn berührte.
    Ben nickte, die Lippen fest aufeinandergepresst. Eine Sekunde lang schien er mit sich zu ringen, ob er noch etwas sagen sollte. Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht, doch dann wandte er sich um und ging davon.
    Vera brach es schier das Herz. Sie schloss die Augen. Jede Faser ihres Körpers sehnte sich danach, ihm nachzulaufen und ihn zurückzuhalten, aber sie stand da wie versteinert.
    Ben war vielleicht zehn Schritte gegangen,

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