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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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war oder dass ihre Mutter und ihr Bruder bei einem Unfall ums Leben gekommen waren. Es verletzte ihn tief, dass sie offenbar kein Vertrauen zu ihm hatte.
    Jacqueline spürte Nicks Zurückhaltung. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Als sie auf Wilpena angekommen waren, brachten sie die Pferde in ihre Boxen, sattelten sie ab und versorgten sie mit Futter. Dann gingen sie in Richtung Haus, wo immer noch Licht brannte. Jacqueline hielt es nicht länger aus.
    »Nick, habe ich irgendetwas gesagt, als du mich und Vera im Hawker Hotel abgeholt hast? Irgendetwas, das dich gekränkt hat?«
    Nick zögerte. »Warum fragst du?«
    »Weil du dich seitdem seltsam benimmst. Falls ich dich in irgendeiner Form gekränkt haben sollte, möchte ich mich dafür entschuldigen.«
    Er sah sie prüfend an. Sie kam ihm verändert vor. »Nein, du hast mich nicht gekränkt. Im Gegenteil, du warst reichlich anlehnungsbedürftig.«
    »Oh. Ist das eine höfliche Umschreibung dafür, dass ich mich an dich herangemacht habe?«
    Sie gingen auf Nicks Hütte zu und verlangsamten ihren Schritt. »Ich hab das nicht allzu ernst genommen, weißt du. Du warst schließlich betrunken.«
    »Was genau habe ich denn gesagt?«
    Nick blickte zu Boden. Offensichtlich war ihm das Thema unangenehm.
    »Habe ich zu dir gesagt, dass du wahnsinnig attraktiv und unwiderstehlich bist?«, fragte sie lächelnd.
    »Du hast gesagt, ich sei süß. So was hört kein Mann gern. Ein Welpe ist süß, aber kein gestandener Mann.«
    Jacqueline lachte laut heraus. Sie wusste, dass er ihr eine Bemerkung wie diese nicht nachtragen würde. »Na, so schlimm ist das aber nicht! Was habe ich sonst noch gesagt?«
    Nick holte tief Luft.
    »Du hast gesagt, du habest dich in mich verliebt. Aber wie gesagt, du warst betrunken und heilfroh, dass ich nach Hawker gekommen war, um dich nach Hause zu holen.«
    Jacqueline blieb abrupt stehen und sah ihn an. Obwohl sie seinen Gesichtsausdruck in der Dunkelheit nicht richtig deuten konnte, fand sie den Mut, offen über ihre Gefühle zu sprechen. »Manchmal sagt man unter Alkoholeinfluss die Wahrheit. Man sagt Dinge, die man sich nüchtern nicht zu sagen trauen würde.«
    Ein unbändiges Glücksgefühl erfasste Nick. Sie hatte Mut, was ihren Zauber noch verstärkte. »Glaubst du, das könnte auch auf Leute mit einer Kopfverletzung zutreffen?« Er sah sie eindringlich an.
    »Gut möglich«, flirtete sie.
    Ging es von ihm oder von ihr aus? Sie war sich nicht sicher, aber eine Sekunde später lagen sie sich in den Armen und küssten sich leidenschaftlich. Sie wurden beide regelrecht überwältigt von der Heftigkeit ihrer Gefühle. Nick stieß mit einer Hand die Tür auf, und sie verschwanden im Inneren der Hütte.
    Ben saß am Küchentisch und schenkte sich Tee ein. Er wusste nicht mehr, wie viele Tassen er schon getrunken hatte. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, deshalb gab er einen Schuss Brandy hinein. Seine Söhne schliefen, und Vera hatte sich vor einer ganzen Weile in ihr Zimmer zurückgezogen. Er nahm an, dass sie ebenfalls zu Bett gegangen war. Er wartete auf Nachricht von Nick. Sein Bruder musste Jacqueline oder Yuri gefunden haben, sonst wäre er längst wieder da und hätte eine Suchmannschaft zusammengestellt. Es sei denn, ihm war etwas zugestoßen. Normalerweise wäre ihm dieser Gedanke nicht gekommen, weil Nick der robusteste Mann war, den er kannte. Aber der seelische Druck und die Müdigkeit setzten Ben schwer zu, sodass er nicht mehr klar denken konnte.
    Ben hörte Schritte im Flur, im selben Augenblick betrat Vera die Küche. »Du bist ja noch auf!«
    »Ich warte auf Nick. Ich frage mich, wo er so lange bleibt.«
    Vera nickte. Sie machte sich selbst große Sorgen.
    »Sobald es in ein paar Stunden hell wird, werde ich mich auf die Suche machen. Dieses untätige Herumsitzen bringt mich noch um den Verstand!«
    »Warum legst du dich nicht ein wenig hin, Ben?« Vera musterte ihn besorgt. »Ich habe wenigstens ein Stündchen geschlafen.«
    Ben machte eine unwillige Handbewegung. Er war am Tisch eingeschlafen, und er wusste nicht, wie lange er gedöst hatte. Er hatte die Augen einfach nicht mehr offen halten können.
    Vera schenkte sich Tee ein und setzte sich Ben gegenüber. Eine Weile sprach keiner ein Wort. Dann sagte Ben leise: »In Augenblicken wie diesen wird einem plötzlich klar, wie kurz das Leben ist. Man muss nach dem Glück greifen und es festhalten, wo immer es einem begegnet. Man darf sich keine Gedanken darüber

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