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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Clems erste Anlaufstelle in der Stadt. Mit Mr. Tanner konnte er vermutlich am besten über die Farm sprechen.
    »Tut mir leid, das von deinem Vater zu hören«, sagte Tanner. »Ich habe Noah immer gemocht. Ich konnte leider nicht zur Beerdigung kommen, denn dann hätte ich die Bank für einen Tag schließen müssen.«
    »Schon gut, Mr. Tanner. Ich wollte fragen, wie die Dinge stehen … mit uns.« Ihm war nicht ganz klar, was er eigentlich wissen wollte.
    »Ja, ich habe dich schon erwartet. Dich oder Alice. Carty hat den Totenschein ausgestellt und wird eine Abschrift für dich herbringen. Hier ist die Bankerklärung. Alice muss einige Papiere unterschreiben …«
    »Das mache ich.«
    »Du bist noch minderjährig, mein Sohn. Wie alt ist Alice?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »In Ordnung. Ist sie mitgekommen?«
    »Nein. Sie muss melken. Wir haben keine Hilfen.« Während Clem sprach, ließ er den Blick über die ordentlichen Zahlenkolonnen auf dem Blatt schweifen und stutzte bei der letzten Zeile. »Was bedeutet das? Da steht ›fünfhundert Pfund, drei Shilling und sieben Pence‹.«
    »Richtig. Euer Guthaben.«
    »Ich dachte, wir sind pleite.«
    »
Seien
pleite«, berichtigte Tanner. »Oh, nein. Euer Dad bezeichnete diese fünfhundert Pfund als seinen ›Notgroschen‹. Er hat sie für schlechte Jahre zurückgelegt. Des Öfteren hat er das Geld anbrechen müssen und dann immer gedacht, das Ende der Welt sei gekommen. Ich sagte ihm, wir würden ihm Kredit geben, aber dein Dad war ein stolzer Mann. Hat niemanden um etwas gebeten.«
    »Nur seine Kinder«, erwiderte Clem zornig.
    Tanner strich sich über seinen dunklen Bart und stützte das Kinn in die Hand. »Hat es euch an irgendetwas gefehlt, Clem?«, fragte er leise.
    »Wir hatten zu essen, lebten aber ärmlich«, antwortete Clem trotzig. Er schaute sich um, ob auch keiner lauschte. »Sehen Sie mich an! Es ist mir peinlich, in meiner Arbeitskleidung in die Stadt zu kommen, von den alten Stiefeln ganz zu schweigen.«
    Tanner zuckte die Achseln. »Den Wert eines Mannes misst man nicht an seiner Kleidung. Das wirst du noch lernen.«
    »Wir brauchen Farmarbeiter. Unsere tausend Morgen da draußen werden vergeudet.«
    »Das ist mir klar, aber Noah war ein vorsichtiger Mann. Zu viele sind untergegangen, weil sie immer mehr Farmland gekauft haben. Die weiten Ebenen können in der Trockenzeit gefährlich werden.«
    »Und was ist mit denen, die nicht untergegangen sind? Den Pedlows, den O’Mearas und den Cadmans? Wie steht es mit ihren großen Weizenfeldern? Sie sind reich geworden, statt unterzugehen.«
    »Auch sie haben schwere Zeiten erlebt. Die Farm der Pedlows ist vor Jahren beinahe den Buschbränden zum Opfer gefallen. Eines Tages werde ich dir erzählen, was auf den großen Farmen während der letzten zwanzig Jahre passiert ist.«
    »Ganz bestimmt«, drängte Clem. »Eins möchte ich aber wissen. Wie haben sie ihre Probleme gelöst?«
    »Mit Darlehen. Hypotheken. Ich darf nicht über einzelne Kunden sprechen, aber viele Farmer haben Schulden. Für Noah waren Schulden immer wie ein rotes Tuch. Verstehst du das?«
    »Nicht richtig. Es ist mir noch nicht ganz klar. Ich möchte schwarz auf weiß sehen, was es mit so einem Darlehen auf sich hat. Könnten Sie es mir erklären?«
    In diesem Moment stürmte Dora in die Bank und drängte die anderen Kunden mit ihrem Reifrock beiseite. »Da ist er, Wachtmeister! Verhaften Sie ihn!«
    Clem blieb ungerührt sitzen und betrachtete ein Bild an der hinteren Wand, das die Hauptstraße von Perth zeigte. Tanner hingegen stand auf und strich sich die Rockschöße glatt.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Er hat mich rausgeworfen«, schnappte Dora. »Mich von Haus und Hof vertrieben, dieses verdammte Ekel. Mein Ehemann stirbt, und ich werde behandelt wie ein Niemand.«
    Wachtmeister Fearley schaltete sich ein. »Sie möchte eine Klage vorbringen, Mr. Tanner.«
    »Ich war bisher der Annahme, Sie seien nicht mit Noah Price verheiratet gewesen«, bemerkte Tanner.
    »Doch, war ich.«
    »Nein, war sie nicht«, sagte Clem und schaute weiterhin das Bild von Perth an. Er hatte die Stadt nicht mehr betreten, seit sie die erste erbärmliche Farm verlassen hatten. Es kam ihm vor, als seien hundert Jahre vergangen. Er war damals noch ein kleiner Junge gewesen.
    »Besitzen Sie eine Heiratsurkunde?«, erkundigte sich Tanner.
    »Ja, irgendwo habe ich eine.«
    »Hat sie nicht«, warf Clem ein.
    »Noah hat mich geliebt!«, schrie Dora. »Ich war seine Frau,

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