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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wofür ihnen Clem ewig dankbar sein würde. Als sie ihre Körbe packten, erinnerten sie Clem und Alice daran, dass sie bei ihnen jederzeit willkommen seien.
    »Ihr jungen Leute dürft euch jetzt nicht verkriechen«, meinte Mrs. Gorden Swift. »Ihr könnt gerne zu den Tanzabenden in den Gemeindesaal kommen.«
    Alice errötete, da sie an ihren Fuß denken musste, und Clem half ihr rasch aus der Verlegenheit. »Ich kann nicht tanzen.«
    Mrs. Swift lachte. »Nun, Clem Price, das kann keiner, bevor er es nicht versucht hat. In York gibt es viele hübsche Mädchen. Sie werden Schlange stehen, um einen feinen Burschen wie dich das Tanzen zu lehren. Wie alt bist du jetzt? Achtzehn?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Dann erwarten wir dich. Ihr jungen Leute solltet am gesellschaftlichen Leben teilhaben.«
    Clem sagte zu. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass er unbedingt ein neues Paar Stiefel brauchte, wenn er sich überhaupt bei einem Gesellschaftsabend zeigen wollte.
    »Was machen wir mit
ihr
?«, fragte Alice, als die letzten Trauergäste davongeritten waren.
    »Sie loswerden.«
    »Sie weigert sich zu gehen.«
    »Tatsächlich?«, Clem marschierte in die Küche, wo sich Dora an den Resten eines gespendeten Obstkuchens gütlich tat. »Morgen verschwindest du. Pack deine Sachen. Ich will dich hier nicht mehr sehen!«
    »Das ist mein Haus, ich bleibe! Mein Bruder wird kommen und hier mit mir wohnen. Einer muss sich ja um den Hof kümmern.«
    »Falls du bis Sonnenaufgang fertig bist, bringe ich dich im Pferdewagen nach York. Falls nicht, werfe ich deinen Kram in die Einfahrt, und du kannst zu Fuß gehen.«
    Dora erlitt einen ihrer Anfälle und stieß wüste Beschimpfungen gegen Clem und Alice aus, die ihr keinerlei Beachtung schenkten. Als sie sich kratzend und beißend auf Clem stürzen wollte, schlug er ihr hart ins Gesicht. »Das ist für Noah. Ein Vorgeschmack auf das, was dich morgen erwartet, wenn du nicht beim ersten Hahnenschrei im Wagen sitzt. Geh jetzt packen.«
    »Pass gut auf, was sie mitnimmt«, warnte er Alice. »Sonst hast du keine Pfanne mehr im Haus.«
    »Ich passe schon auf. Sie bekommt nichts aus der Küche, aber den Nippes aus dem Wohnzimmer kann sie geschenkt haben. Ich bin froh, das Zeug loszuwerden.«
    Nachdem die beiden Frauen an diesem Abend zu Bett gegangen waren, holte Clem Noahs alte Seekiste hervor. Die Unordnung in den Büchern und Papieren überraschte ihn nicht sonderlich. Dora hatte überall herumgestöbert und nach Wertsachen gesucht, doch da sie nicht lesen konnte, hatte keines der Schriftstücke ihr Interesse geweckt. Er fand die Grundstücksurkunden, die säuberlich mit Bändern verschnürt waren, und versank in Erinnerungen, als er auf Alices und seine alten Schulbücher stieß. Natürlich war er nie zur Schule gegangen. Alice hatte ihren jüngeren Bruder unterrichtet, und abends hatte Noah mit seinen Kindern am Küchentisch gesessen und sie Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt. Er hatte ihre »Schulausbildung« sehr ernst genommen. Nur am Wochenende waren sie von den lästigen Aufgaben befreit gewesen. Clem lächelte. Alice war gut in Rechtschreibung, doch im Rechnen hatte
er
schließlich Vater und Schwester überflügelt.
    Als er den großen alten Stuhl am Kamin betrachtete, in dem Noah immer gesessen hatte, wurde ihm die Ungeheuerlichkeit des Ereignisses bewusst. Noah war tot. Ihr Vater. Clem konnte sich ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen. Bis jetzt hatte er noch keine Zeit gehabt, in Ruhe darüber nachzudenken. Alles war so plötzlich geschehen. Er erinnerte sich noch, wie er gelacht hatte, als Noah die Verfolgung des Vikars aufgenommen hatte. Wie hätte er ahnen sollen, dass er seinen Pa zum letzten Mal lebend sah? Noah. Seinen Pa. Gott, wie würde er ihn vermissen. Clem knallte die Kiste zu, als könne er damit die aufsteigenden Tränen zurückdrängen.
    »Verdammt noch mal, Noah«, murmelte er in sich hinein, »als du Dora ins Haus geholt hast, hast du uns das Familienleben gründlich verdorben – und es war uns nur noch so wenig Zeit vergönnt. Doch sie wird uns nicht mehr länger auf der Pelle sitzen.«
     
    Es war nicht leicht, sie loszuwerden. Nachdem sie ihre Sachen im Schuppen eines Freundes neben der Brücke untergestellt hatte, marschierte sie geradewegs aufs Polizeirevier und verlangte die Verhaftung von Clem Price, der sie aus ihrem Haus geworfen habe. Wachtmeister Fearley, dem sichtlich unwohl war, betrat mit Dora im Schlepptau die Bank, um Clem dort abzufangen.
    Die Bank war

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