Leuchtendes Land
nicht mehr der Boss! Nach der entbehrungsreichen Zeit auf den Goldfeldern war er auf seinem eigenen Besitz zum zweiten Chef degradiert worden!
Was hatte Thora mit all dem zu tun? Wieso hatte sie ihm kein Telegramm geschickt? Hatte man auch sie verdrängt, ihr das einzige Doppelbett im Haus streitig gemacht? Bei Gott, darum würde er sich schon kümmern! Wenn Alice und George Thora beleidigt hatten, würden sie dafür büßen.
Die Tage zogen sich hin. Die Ebene vor ihm nahm kein Ende. Er konnte das Pferd nicht noch mehr antreiben und gewährte ihm nur widerwillig Ruhepausen. Währenddessen lief er nervös umher, schmiedete Pläne und machte sich Sorgen um Thora. Zwar würde er ein Vermögen nach Hause bringen, doch die Freude darüber konnte seine Enttäuschung nicht aufwiegen. Falls er sein Vorhaben, weiterhin Geld in die Entwicklung der Farm zu stecken, wahr machte, würde auch George davon profitieren. Niemals! Hatte dieser Kerl seine Schwester wegen ihres Geldes geheiratet? Vor gar nicht allzu langer Zeit, dachte Clem hämisch, hatte sie aufgrund ihrer Behinderung wenig Aussichten auf eine Heirat gehabt. Doch ein Mann wie George, der durch die Eheschließung vom armen Schlucker zum Landbesitzer aufgestiegen war, hatte ihr Hinken vermutlich nicht gestört.
Bedrückt ritt Clem durch York. Er hatte den Kragen hochgeschlagen und den Hut tief ins Gesicht gezogen, um nicht erkannt zu werden. Das Haus des Bürgermeisters stand zum Verkauf, und Clem fragte sich flüchtig, was wohl aus dem Mann geworden sei. Für sechzig Pfund sollte das Haus zu haben sein, so stand es auf dem Schild. Clem schüttelte angewidert den Kopf. Als sein Vater noch gelebt hatte, waren sechzig Pfund ein Vermögen gewesen. Und auch, als Tanner Clem den Überziehungskredit eingeräumt hatte, für den er eine Hypothek auf Lancoorie hatte aufnehmen müssen, waren sechzig Pfund viel Geld gewesen. Clem hatte nachts wach gelegen und an andere Farmer gedacht, die ihre Schulden nicht hatten zurückzahlen können. Nun konnte er sich ein Dutzend Häuser wie das des Bürgermeisters leisten, ohne den Ruin fürchten zu müssen, doch Clem war weder aufgeregt, noch freute er sich darüber, dass er als Gewinner heimkehrte. Selbst um dieses erhebende Gefühl hatten sie ihn betrogen.
Während Mike auf den Bericht des Prüfers wartete, grübelte er wütend über die Unterhaltung nach, die er auf Clems Party mit Tanner geführt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits alle tief ins Glas geschaut. Mike war auf der Suche nach Clem, weil dieser ein Lied mit ihnen singen sollte, als Tanner ihm mitteilte, der Ehrengast sei im Salon eingeschlafen.
»Wecken Sie ihn. Ich brauche ihn für unser Quartett.«
Tanner schüttelte den Kopf. »Lassen Sie ihn. Er hat morgen einen weiten Ritt vor sich.« Dann drohte er mit dem Finger. »Und er braucht seine ganze Kraft. Zu Hause erwartet ihn nämlich eine schöne Bescherung.«
»Was für eine Bescherung?«
»Wussten Sie etwa auch nichts davon? Seine Frau hat ihn verlassen.«
»Reden Sie keinen Quatsch.«
»Sie hat ihn verlassen, glauben Sie mir. Thora wohnt im
Palace Hotel
in Perth und macht sich dort eine schöne Zeit.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil ich auch dort abgestiegen bin. Kengally kennt sie ebenfalls und hält sie für einen Engel. Sie ist eine wirklich schöne Frau, die Damen der Gesellschaft könnten sich eine Scheibe von ihr abschneiden.«
Mike wurde augenblicklich nüchtern. »Warum hat Kengally nicht erwähnt, dass er sie kennt?«
»Aus Taktgefühl, mein Lieber. Es war offensichtlich, dass Clem keine Ahnung von den Eskapaden seiner Frau hat. Er sagte, sie warte zu Hause auf Lancoorie auf ihn. Wir wollten nicht mit ihm streiten.«
»Ich glaube Ihnen kein Wort.«
»Ach nein? Woher sollten wir denn dann von Yorkey wissen? Thora hat damit geprahlt, dass ihr Mann mit seiner Mine hier draußen ein Vermögen verdiene.« Tanner lachte. »Sie hat ihn endgültig verlassen. Wir haben uns gut amüsiert, Partys besucht und Picknicks veranstaltet.« Er knuffte Mike vertraulich. »Kengally gegenüber hat sie sich sehr ladylike verhalten, aber mir gegenüber … Thora war nie der Eiszapfen, der zu sein sie vorgibt. Ich meine, immerhin ist Matt Spencer ziemlich weit bei ihr gekommen. Sie war schwanger, als sie Clem heiratete.« Ein Seufzer entrang sich ihm, als er sich die Stunden, die er mit ihr verbracht hatte, ins Gedächtnis rief. »Ich habe es bedauert, sie in Perth zurücklassen zu müssen. Thora hat
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