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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Schwierigkeiten vonstatten. Auch weiterhin wurden die Rechnungen nach Lancoorie geschickt. Aus lauter Dankbarkeit lud der Geschäftsführer Miss Devane zum Abendessen ein.
     
    Die Köchin behauptete, Mr. Warburton sei ein Künstlertyp, da er seit kurzem wieder zu Palette und Pinsel gegriffen und eine Staffelei am Flussufer aufgestellt hatte. Lil sagte nichts dazu.
    Die Zeiten hatten sich geändert. Robert hatte nichts mit seiner Schwester gemein und interessierte sich nicht im Geringsten für Lils Haushaltsführung, solange seinen Bedürfnissen Rechnung getragen wurde. Er gab nicht länger vor, Jordan bei der Leitung der Farm zu überwachen, und dank Jordan und Lil nutzte niemand diese Nachsicht aus.
    Zu ihrer Überraschung stellte Lil fest, dass Robert ein schwacher Mensch war. Sein Desinteresse an seinen Nachbarn war nur vorgetäuscht. In Wirklichkeit wünschte er sich nichts sehnlicher, als gesellschaftlicher Mittelpunkt des Distrikts zu sein. Minchfield House war das eindrucksvollste Anwesen am Fluss, doch er wusste nichts aus diesem Vorteil zu machen. Als Lil vorschlug, er solle ausgewählte Gäste zu einer Dinnerparty einladen, stimmte er begeistert zu und machte im letzten Moment einen Rückzieher, erfand Entschuldigungen und jammerte über die Kreaturen, die zu unterhalten er gezwungen sein würde.
    »Sie passen einfach nicht zu mir.«
    Er beklagte sich auch über die hohe Rechnung für die Renovierungsarbeiten, die durch das Feuer verursacht worden waren. Lil pflichtete ihm bei, da die Preise des Bauunternehmers tatsächlich überzogen waren. Doch als es zum offenen Schlagabtausch zu kommen drohte, fügte sich Robert und bezahlte doch.
    Ein schwacher Mann, sagte sich Lil. Ohne Rückgrat. Andererseits konnte sich das auch als nützlich erweisen. Sie wusste nun, weshalb Lavinia ein so strenges Regiment hatte führen können. Ihr Bruder hatte sich ihrem Willen gefügt, da er von ihr abhängig gewesen war, und ihre Exzesse geduldet, um nicht Gefahr zu laufen, das Dach über dem Kopf zu verlieren. Seine Schwester einweisen zu lassen war die härteste Maßnahme gewesen, zu der er sich je durchgerungen hatte, und auch das hatte er nur gewagt, weil sie im Krankenhaus gelegen hatte – weitab vom Schuß. Lil empfand nun seltsamerweise Respekt für Miss Lavinia und verachtete ihren eigenen Liebhaber, diesen weinerlichen Mann, der seine Zeit mit Nichtstun verschwendete. Er war weder der Gentleman-Farmer, den er Lord Kengally gegenüber zu sein vorgab, noch war er ein Künstler oder Intellektueller. Um sich weiterzubilden und Robert zu beeindrucken, hatte Lil Bücher aus der Bibliothek mitgenommen und dann in ihrem Zimmer entdeckt, dass viele Seiten verschimmelt und verklebt waren, weil niemand je darin las.
    Der einzige regelmäßige Besucher war Henery Whipple, der einmal pro Woche aus Perth anreiste, um mit Robert geschäftliche Angelegenheiten zu besprechen. Er beriet ihn beim An- und Verkauf von Aktien. Whipple war ein großer, fülliger Mann mit einer dröhnenden Stimme, die, wie Robert Lil erklärte, eine Voraussetzung für seinen Beruf war. Er hatte als Auktionator begonnen und es bis zum Parlamentssprecher gebracht.
    Mit seiner Glatze und seinem riesigen Schnurrbart sah er nicht nur komisch aus, er hatte auch die Angewohnheit, sich selbst am Klavier zu den albernsten Liedchen zu begleiten. Lil hatte sich zunächst über ihn amüsiert, jedoch bald herausgefunden, dass er keineswegs ein Narr war.
    Robert und er waren in jeder Hinsicht grundverschieden, so dass Lil sich wunderte, dass die beiden Männer sich überhaupt miteinander angefreundet hatten. Irgendwann erfuhr sie, dass sie miteinander verwandt waren und, was noch interessanter war, Henery Whipple eine starke Abneigung gegen Miss Lavinia gehegt hatte. In diesem Moment fiel es Lil wie Schuppen von den Augen. Während Lavinia im Krankenhaus gewesen war, hatte Robert bei Henery in Perth gewohnt und in dieser Umgebung die Kraft gefunden, sich von Lavinia zu befreien, um Herr auf Minchfield zu werden. Den Dank für seine Unterstützung erhielt Henery nun in Gestalt der Provisionen, die er als Börsenmakler kassierte. Lil war fasziniert von den Machenschaften der beiden Männer, und als geschickte Strategin beschloss sie, sich mit Henery gut zu stellen und ihm stets seine Lieblingsgerichte vorzusetzen.
    Henery bemerkte bald, was sich zwischen Robert und seiner Haushälterin abspielte, und nahm es als gegeben hin. Er komponierte sogar Liedchen über die

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