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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Rechnungen werden jedenfalls bezahlt. Vermutlich können wir auf ihn warten, bis wir schwarz werden. Außerdem kapriziert sie sich möglicherweise noch mehr, wenn sie erst Rückendeckung durch ihren Mann hat. Ich werde noch einmal mit ihr sprechen und sie davon überzeugen, dass die Cottages zum Hotel gehören.«
    Der Geschäftsführer erhob sich und strich seine Weste glatt. »Sagen Sie ihr, dass sie einen Mietvertrag für das Cottage unterzeichnen muss. Drei Monate sind üblich, wir vermieten nicht tage- oder wochenweise. Vielleicht lässt sie sich davon abschrecken. Erklären Sie ihr, dass wir jede erdenkliche Mühe auf uns nehmen, um sie mit Kind und Nanny zu beherbergen, doch wenn sie nicht auf unseren Kompromißvorschlag eingehen wolle, müsse sie sich ein anderes Hotel suchen. Dann sieht es wenigstens so aus, als hätten wir alles Menschenmögliche getan.«
     
    Mrs. Price stand furchtbare Ängste aus, doch den Grund dafür hatte sie vergessen. Ihre Panik hatte irgend etwas mit dem wunderbaren Satinkleid zu tun, das nun in Papier eingeschlagen in ihrem Koffer lag.
    Auf Nannys Rat hin hatte sie ein Glas Cognac zum Essen getrunken, doch auch das hatte nicht geholfen. Erst als Miss Devane zum Plaudern heraufgekommen war, war Thora wieder eingefallen, dass sie ursprünglich nach Perth gekommen war, um ein Haus zu suchen. Ihr eigenes Haus.
    Thora mochte Miss Devane, die so vernünftig und weltgewandt wirkte, und versuchte sich auf die Unterhaltung mit ihr zu konzentrieren. Das, was Miss Devane sagte, hatte etwas mit einem überfüllten Hotel zu tun und war leider sehr kompliziert. Jeder wusste, dass es in diesem Hotel geschäftig zuging. Aber es lag doch in der Natur der Sache, dass ein gutes Hotel viele Gäste hatte. Um Miss Devane eine Freude zu machen, unternahm Thora mit ihr einen Spaziergang um den Block. Sie sahen sich ein hübsches Cottage an, von dem aus man einen Blick auf den Park hatte.
    »Das ist nett. Gehört es Ihnen?«
    »Nein, es gehört zum Hotel. Wir haben es für unsere besten Gäste reserviert. Für Leute, die nicht ununterbrochen von Fremden belästigt werden möchten. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen einmal. Es verfügt über drei Schlafzimmer, eine Küche und einen Wohnraum, der auf die Veranda hinausgeht. Und es hat ein Badezimmer. Ich finde, für Damen ist es unangenehm, wenn sie sich ein Bad mit den anderen Gästen teilen müssen. Meinen Sie nicht auch?«
    »Richtig tragisch«, stimmte Thora zu. »Ich finde es furchtbar, im Morgenmantel Schlange zu stehen, während sich eine andere Frau alle Zeit der Welt lässt. Ich habe ihnen gehörig meine Meinung gesagt.«
    »Das hat man mir bereits gesagt«, murmelte Miss Devane. »Natürlich wohnen hier nur die ›richtigen‹ Leute, wenn sie verstehen, was ich meine. Die, die ein eigenes Badezimmer für hygienischer halten.«
    »Selbstverständlich ist es das. Ich fand es schon immer abstoßend, das Bad mit anderen Gästen zu teilen. Wer wohnt hier zurzeit?«
    »Noch niemand. Wir werden bald die ersten Buchungen erhalten.«
    Thora bewunderte die saubere Bettwäsche, die Landschaftsbilder, sogar die altmodischen Möbel im Wohnzimmer. Das Flair von Unberührtheit sprach sie an, und es kam ihr plötzlich vor, als sei dies das unbewohnte Haus, nach dem sie gesucht hatte. Sicher wollte Miss Devane wieder gehen, doch Thora konnte sich nicht von ihren Phantasien losreißen. Dies war ihr Heim. Sie würde nie wieder nach York zurückkehren müssen, wo sie so viele Demütigungen erduldet hatte. Lancoorie hatte sie inzwischen ganz vergessen, und auch die Erinnerung an ihr Hotelzimmer begann ihr zu entgleiten.
    Als sie den Mietvertrag unterzeichnete, war ihr, als sei sie übergangslos von ihrem erbärmlichen Elternhaus in York in dieses kleine, himmlische Nest gelangt, das sich zwischen Wildgras und Eukalyptusbäume schmiegte. In ihren Augen war dies kein altes Arbeitercottage auf einem Grundstück, das man seit dem letzten Sommer sich selbst überlassen hatte. Als sie auf der Hintertreppe stand, die den Blick auf eine baufällige Wäscherei freigab, sah Thora lachend zu den roten und grünen Papageien empor, die durchs Geäst huschten. Dann fiel ihr Blick auf das Cottage nebenan.
    »Wer wohnt dort?«
    »Niemand, Mrs. Price.«
    »Das ist gut. Ich möchte keine Besuche aus der Nachbarschaft. Sie sind so langweilig.«
    Zur Freude des Geschäftsführers bezogen Mrs. Price, ihre Tochter und die Nanny am nächsten Morgen das Cottage. Der Umzug ging ohne

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