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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zu begleichen, musste er erfahren, dass Thora das Cottage für drei Monate gemietet hatte. Es würde ihr noch zwei Monate zur Verfügung stehen.
    Clem war so fassungslos, dass er wie blind ins Freie stolperte, hinaus aus der eleganten Halle, in der man so herablassend behandelt wurde und in der er sich ein zweites Mal zum Narren gemacht hatte.
    Hatte nicht Alice steif und fest behauptet, dass Thora nur Urlaub mache und bald nach Hause kommen werde? Von wegen! Zögernd blieb er an der nächsten Ecke stehen. Thora hatte ihn verlassen.
    Nein, das konnte nicht sein. Weshalb hätte sie ihn dann einladen sollen, mit ihr im Cottage zu wohnen, wenn auch in einem separaten Zimmer?
    Wollte sie Zeit gewinnen? Seine Ankunft musste sie völlig überrascht haben. Vermutlich war ihr auf die Schnelle nichts anderes eingefallen, um ihn zu beruhigen. Clem wusste, dass es am vernünftigsten gewesen wäre, diese lächerliche Miete zu bezahlen, Thoras Sachen zu packen und mit ihr nach Lancoorie zu fahren, wo sie in aller Ruhe ihre Probleme besprechen konnten.
     
    Thora blieb an diesem Morgen im Bett liegen und schmollte. Wie konnte Clem einfach auftauchen, ein solches Theater veranstalten und alles verderben? Nanny hatte ihr den Morgentee gebracht und war mit Lydia in den Park gegangen, damit ihre Mutter Ruhe hatte. So still und friedlich es im Cottage war – Thora war nervös. Sie befürchtete, Clem könne zurückkehren.
    Sie hatte die Zeit, die sie hier verbracht hatte, genossen, obwohl sie selten ausgegangen war. Ein Onkel und eine Tante von Thora wohnten in Perth. Sie hatte deren Adresse in ihrem Notizbuch entdeckt und einmal den Versuch unternommen sie zu besuchen. Doch als sie aus der Droschke gestiegen war und vor dem Haus in der Wellington Street gestanden hatte, hatten ihre Nerven sie im Stich gelassen. Da sie nicht wusste, wohin, hatte sie sich vom Kutscher zur Kathedrale fahren lassen, wo sie vier Stunden reglos gesessen hatte.
    Diese Fahrten wurden ihr zur Gewohnheit. Ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen waren nichts anderes als ziellose Ausflüge. Jedes Mal nahm sie eine Droschke, ließ sich eine Weile umherfahren und dann zur Kathedrale bringen, von der aus sie später ohne allzu große Schwierigkeiten zurück zum Cottage fand. Manchmal, wenn sie in ihrer Verwirrung ins Hotel lief und ihr Zimmer nicht finden konnte, wurde sie von einem Angestellten nach Hause begleitet.
    Thora erinnerte sich schwach an einen Hotelpagen, der einmal erwähnt hatte, dass eine bestimmte Frau schon wieder betrunken sei, doch das ging Mrs. Price nichts an. Sie verabscheute die Trunksucht.
    Manchmal kamen Serviererinnen oder Zimmermädchen aus dem Hotel vorbei, um Nanny zu besuchen. Thora hörte sich liebend gern ihren Klatsch über das Leben im
Palace
an. Das gab ihr das Gefühl, ein Teil dieser großen Hotelfamilie zu sein.
    Er klopfte, trat ins Zimmer und zog die Vorhänge zurück, um das Tageslicht einzulassen.
    »Lass das bitte sein, Clem. Ich habe solche Kopfschmerzen. Ich fühle mich nicht wohl.«
    Ihre Worte weckten Schuldgefühle in ihm. Das sollten sie auch. »Was ist los mit dir? Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Wenn du meinen Vater holst, schreie ich laut.«
    »Nicht deinen Vater. Einen Arzt aus der Stadt.«
    »Das ist nicht nötig.«
    Er setzte sich auf die Bettkante. »Dann solltest du aufstehen. Ein bisschen frische Luft wird dir gut tun.« Er beugte sich vor und küsste sie. Thora fühlte sich getröstet. Es war schön, ihn wiederzusehen. Er konnte so reizend sein.
    »Ich werde später aufstehen.«
    »Wir fahren heim, Thora. Wir können den Nachmittagszug noch erreichen. Dann fangen wir noch einmal von vorn an. Vergiss Perth.«
    Sie schoss im Bett hoch. »Perth vergessen? Bist du verrückt? Du kannst fahren, ich bleibe. Ich muss bleiben.«
    »Warum? Liegt es an mir? Gestern Abend hast du gesagt, du würdest mich lieben. Wenn du mich liebst, dann Lass um Gottes willen diesen Unsinn sein. Ich brauche dich, Thora.«
    »Es liegt nicht an dir. Ich will einfach nicht dorthin zurück.«
    »Warum nicht?«, fragte er beharrlich. »Wegen Alice? Oder George? Haben sie dich verärgert?«
    »Nein. Ich habe Alice eingeladen mitzukommen. Sie hätte eine schöne Zeit gehabt.«
    »Wusstest du, dass Alice und George geheiratet haben?«
    »Ja, sie hat es mir geschrieben.«
    »Bist du darüber unglücklich?«
    Thora spürte, dass ihre Nerven sie im Stich ließen, und bekam Angst. Sie wollte nicht, dass Clem einen ihrer Ausbrüche miterlebte.

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