Leuchtendes Land
sagte er voller Hohn, »ein schöner Name für ein heruntergekommenes Cottage, das nur noch auf das Abreißkommando wartet.«
Doch da war Thora. Durchs Fenster konnte er sie in einem Sessel sitzen sehen. Sie sah so hübsch aus, dass sein Herz einen Sprung machte. Das Licht der Lampe fiel weich auf ihr Haar. Das Bild, das sich Clem bot, strahlte so viel Behaglichkeit aus, als säße diese Frau in ihrem eigenen gemütlichen Wohnzimmer.
Er ging über die Veranda zur Tür. Die Bretter knarrten unter seinen Schritten. Ein junges Mädchen öffnete ihm.
»Ich möchte bitte Mrs. Price sprechen.«
»Wen darf ich melden?«
»Mr. Price«, erwiderte er knapp.
»Oh, du bist es!«, rief Thora, ohne sich aus ihrem Sessel zu erheben. »Wie geht es dir?«
Clem starrte sie fassungslos an. Als wäre er nur ein paar Stunden fort gewesen! Verwirrt sah er das Mädchen an, mit dem ihn Thora nicht einmal bekannt gemacht hatte.
»Ich bin Lydias Nanny«, sagte sie rasch. »Sie schläft, Mr. Price, aber ich kann sie gerne holen.«
»Schon gut«, murmelte er, »später.«
Sie knickste und zog sich zu seiner Erleichterung zurück.
»Was zum Teufel machst du in diesem Haus?«, fuhr er seine Frau an. »Ich dachte, du würdest im Hotel wohnen.«
»Mir gefällt es hier. Setz dich, Clem, und mach nicht so ein Theater. Wir haben schon Tee getrunken. Soll Nanny dir etwas bringen?«
»Nein.«
»Auch gut. Nun erzähl mir von deinen Abenteuern.«
»Zum Henker mit meinen Abenteuern!«, brach es aus ihm heraus. »Ich verlange eine Erklärung von dir! Wie kannst du es wagen, Lancoorie zu verlassen, ohne mir ein Wort zu sagen? Wie willst du das rechtfertigen? Du hast verdammtes Glück, dass ich noch immer deine hübschen Hotelrechnungen bezahle, sonst würdest du nämlich längst auf der Straße sitzen. Und wie viel kostet dich das Privileg, in diesem Schuppen zu leben?«
Thora brach in Tränen aus. »Schrei mich nicht an. Ich kann es nicht ertragen. Ich wünschte, du würdest mich in Ruhe lassen.«
»Ich soll was?«, Er war so aufgebracht, dass ihr Weinen keinerlei Wirkung auf ihn hatte. »Deine Tränen werden dir auch nicht weiterhelfen. Sieh mich an, Thora! Ich will die Wahrheit wissen. Seit Monaten habe ich kein Wort mehr von dir gehört. Ich musste sogar nach dir suchen. Ich verlange eine Erklärung, und zwar eine überzeugende.«
»Was für eine Erklärung denn? Ich wollte einfach in Perth leben. Was ist so schlimm daran?«
»Wie kannst du nur so dumm sein? Und seit wann brauchst du ein Kindermädchen für Lydia, wo du doch den ganzen Tag auf deinem Hintern sitzt? Oder bist du dir plötzlich zu gut für die Ausübung von Mutterpflichten?«
»Ich habe gesellschaftliche Verpflichtungen. Du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich allein in diesem Cottage lebe. Ich brauche eben eine Nanny.«
»Du brauchst nirgendwo allein zu leben!«, schäumte Clem. »Was ist mit uns? Ich bin immerhin dein Ehemann! Und wie werde ich hier begrüßt?«
»Es ist nicht meine Schuld«, schluchzte sie. »Ich wusste nicht, dass du kommst.«
»Hätte es denn einen Unterschied gemacht?«, fragte er bitter. »Ich habe genug von alldem. Ich gehe. Du packst, und ich bringe dich und Lydia morgen in mein Hotel.«
Dies zeigte endlich Wirkung. »Ich werde nicht hier ausziehen. Nanny kann in Lydias Zimmer schlafen und du in ihrem, aber wir werden auf jeden Fall hierbleiben. Ich bin sehr glücklich in meinem Cottage. Bei Tageslicht wird es dir auch gefallen. Ich sehe nicht ein, wieso ich von einem Hotel ins andere ziehen sollte.«
Clem gab sich geschlagen, zog einen Stuhl heran, setzte sich neben Thora und ergriff ihre Hand. »Thora. Bedeute ich dir denn gar nichts mehr?«
»Natürlich, was für eine alberne Frage.«
»Warum tust du mir das alles an? Ist es die Strafe dafür, dass ich so lange fort war? Wenn ja, tut es mir leid, aber ich konnte nichts daran ändern. Auch du wolltest, dass ich auf die Goldfelder gehe. Du weißt, dass ich dich liebe und immer lieben werde. Ich habe dich furchtbar vermisst.«
Einen Augenblick dachte er, er sei zu ihr durchgedrungen. Sie schaute ihn traurig an. »Ich liebe dich auch, Clem. Sei nicht böse mit mir.« Dann war der Augenblick vorüber. »Wie lange wirst du bleiben?«
Er stand so abrupt auf, dass der Stuhl umkippte. »Ich bin wieder da«, schrie er. »Mit den Goldfeldern ist Schluss. Je eher du das begreifst, desto besser. Wir sehen uns morgen früh.«
Doch als er am Morgen im Hotel vorsprach, um die Rechnung
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