Leuchtendes Land
einen Brandy ein und hatte sich gerade gemütlich hingesetzt, um ihn zu genießen, als der Kurier mit einem braunen Umschlag aus dem Bergbauministerium eintraf.
Entsetzt las Kengally den Bericht, der ebenfalls von Walter Addison unterzeichnet war und genauso aussah wie der, den er bereits hatte, aber grundlegend andere Ergebnisse enthielt.
»Was, in Gottes Namen, geht hier vor?«
Er rief eine Droschke und fuhr zunächst ins Bergbauministerium, wo man ihm Addisons Privatadresse mitteilte. Wenig später klopfte er bei ihm an die Tür.
»Ich weiß nicht, was das hier soll, Sir«, fauchte er und hielt dem Hauptprüfer die beiden Berichte unter die Nase.
Walter holte seine Brille und überflog die Seiten noch auf der Türschwelle. Lord Kengally war viel zu aufgebracht, um sich mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten.
»Dieser hier«, sagte Walter, »ist der richtige. Ich kann mich vage erinnern, dass ich über die mageren Erträge von Yorkey recht enttäuscht war. Zunächst hatte es so ausgesehen, als gäbe die Mine einiges her.« Dann betrachtete er fassungslos den anderen Bericht. »Ich weiß nicht, woher dieser hier stammt. Er ist völlig unzutreffend.«
»Aber Sie haben ihn doch unterschrieben, Mann. Der, den Sie als den richtigen bezeichnen, ist nur eine Kopie. Das hier hingegen ist das Original, das wir von Ihrem Mitarbeiter erhalten haben.«
»Lord Kengally, auch der andere Bericht ist von mir unterzeichnet. Ich fertige immer Kopien für mich selbst an, um sicherzugehen, dass keine Fehler passieren. Wie Sie sehen, habe ich in der rechten Ecke den Vermerk ›Kopie‹ und die Prüfungsnummer eingetragen.«
»Was soll dann das hier?«
Walter trat mit dem Bericht in der Hand ins pralle Sonnenlicht und sah sich das Schreiben aufmerksam an. »Eines kann ich Ihnen sagen. Yorkey ist versiegt, dessen bin ich sicher. Bei diesem Bericht handelt es sich, so leid es mir tut, um eine Fälschung.«
»Wie bitte?«
»Wenn Sie genau hinschauen, wird Ihnen auffallen, dass die Zahlen unterschiedlich geschrieben sind. Ich schreibe eine Zwei beispielsweise ganz anders. Auch die Achten sind nicht einheitlich.« Er seufzte tief. »Aber ich muss zugeben, dass meine Unterschrift hervorragend gefälscht worden ist. Vielleicht sollten Sie hereinkommen, damit wir die Angelegenheit in Ruhe besprechen können.«
Mrs. Addison servierte dem Engländer einen widerlich süßen Sherry, doch dieser nahm ihn dankbar an.
Er brauchte dringend Addisons Rat.
»Wie konnte das passieren?«
»Lassen Sie mich überlegen. Ich habe den Bericht fertiggestellt und meinem Mitarbeiter am Schalter übergeben, damit er ihn den rechtmäßigen Empfängern aushändigt.«
»Könnte er sich daran zu schaffen gemacht haben?«
»Nicht in diesem Ausmaß. Ich verzweifle schon so an seiner Handschrift.«
»Wer dann?«
»Wer hat ihn aus meinem Büro geholt?«
»Edgar Tanner. Er kam damit sofort zu mir.«
Walter seufzte. »Dann könnte Mr. Tanner vielleicht Licht in die Sache bringen. Sind Sie sicher, dass dies die einzige Fälschung ist, die Sie erhalten haben?«
»Das bin ich. Was soll ich jetzt unternehmen?«
»Ich fürchte, wir müssen die Polizei einschalten.«
»Immer mit der Ruhe. Könnte jemand nach Ihnen die Mine noch einmal überprüft haben und zu gegenteiligen Ergebnissen gelangt sein?«
»Nicht mit meiner Unterschrift darunter.«
»O Gott. Ich muss nach London telegrafieren, damit man dort umgehend den Verkauf der Yorkey-Aktien stoppt und die eingezahlten Gelder zurückgibt. Wie sieht es mit der Zahlung aus, die ich an die Besitzer der Mine geleistet habe? Das Geld steht mir doch wohl zu.«
»Haben Sie den Bericht gesehen? Den gefälschten, meine ich?«
»Ja, ich habe ihn Mike Deagan gezeigt, einem der Besitzer.«
»Dann hat er in gutem Glauben an Sie verkauft. Unter diesen Umständen gestaltet sich eine Auflösung des Vertrages schwierig.«
»Also habe ich eine wertlose Mine gekauft?«
»Ja. Dürfte ich jedoch anmerken, dass es in Ihrem Interesse sein könnte, diesen doch ziemlich großen Claim genau zu überprüfen? Möglicherweise finden Sie die Ader wieder. Trotzdem würde ich an Ihrer Stelle umgehend nach London telegrafieren. Immerhin haben Sie einen Ruf zu verlieren.«
»Und die Polizei?«
Walter beugte sich über den Tisch und legte seine langen Finger aneinander. »Sprechen Sie mit Mr. Tanner darüber. Finden Sie heraus, was geschehen ist. Wenn sich Ihre Firma entgegenkommend zeigt und das Geld aus dem Vorverkauf der Aktien
Weitere Kostenlose Bücher