Leuchtendes Land
Ende haben. Zur Abwechslung kann sie mich jetzt einmal suchen kommen.«
Er ging zum Fluss hinunter, kaufte sich Bratfisch und Pommes frites an einer Bude am Pier und setzte sich niedergeschlagen auf eine Bank, um über Thoras neueste Laune nachzudenken. Er hatte es wirklich satt, ihren Lastern auch noch Vorschub zu leisten, und fragte sich zum ersten Mal, ob seine Ehe überhaupt eine Zukunft hatte.
Vermutlich war sie von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen. »Sie hat mich nie geliebt«, dachte er, »doch damals war ich so hingerissen von ihr, dass ich sie unbedingt haben wollte und mir eingeredet habe, mit der Zeit würde die Liebe schon kommen. Es gibt so viele arrangierte Ehen, die halten. Jedenfalls kommt es mir so vor.«
Entschlossen, sie aus seinen Gedanken zu verbannen, lief Clem meilenweit am Flussufer entlang und genoss den kühlen Wind. Wäre er doch wieder auf Lancoorie! Auch von dieser Stadt hatte er inzwischen genug.
Schließlich holte er tief Luft und machte kehrt. Sobald das Haus fertig war, würde er mit Thora eine Woche dort verbringen und dann nach Hause fahren. Falls sie nicht mitkommen wollte, konnte sie dort bleiben und tun, was ihr gefiel. Das Spiel war vorbei und ihre Ehe gescheitert. Es interessierte ihn nicht mehr, da es ohnehin nie eine richtige Ehe gewesen war.
Er schlüpfte durch einen Seiteneingang ins Hotel, da er keine Lust auf Gesellschaft hatte, ging auf sein Zimmer, das er mit Fred Vosper teilte, und ließ sich aufs Bett fallen.
»Wo zum Teufel bist du gewesen?«, fragte Vosper und rüttelte ihn wach.
Clem setzte sich benommen auf. Da er sich nur eine Weile hatte ausruhen wollen, hatte er nur die Stiefel abgestreift. »Wie spät ist es?«
»Acht Uhr, der Abend ist noch jung. Steh auf, Mann, die halbe Stadt sucht nach dir.«
»Wieso? Was ist los?«
Fred setzte sich auf Clems Bett. »Das wüsste ich gern von dir. Tanner ist auf der Suche nach dir. Er war schon hier und hat an die Tür geklopft. Hast du ihn nicht gehört?«
»Nein.«
»Ah, der Schlaf der Gerechten, ein gutes Zeichen. Hast du keine Zeitung gelesen?«
Clem wollte einfach nur schlafen. »Muss das sein?«
»Dann weißt du also nicht, dass Londonderry den Bach runtergegangen ist?«
»Um Gottes willen, Londonderry war die beste Mine von allen.«
»›War‹, in der Tat. Sie haben sie geöffnet – und nichts gefunden. Nun heißt es, auch Yorkey sei eine Niete.«
Clem war plötzlich hellwach. »Wer behauptet das? Woher hast du diese Geschichte? Yorkey bringt gute Erträge, sonst hätte Kengally sie nicht gekauft.«
»Jedenfalls braut sich etwas zusammen.« Vosper erklärte, dass er in der Zeitung darüber gelesen hatte. Da er Clem nicht hatte finden können, hatte er mit dem Herausgeber geplaudert und daraufhin Erkundigungen beim Bergbauministerium eingezogen.
»Es sind keine guten Nachrichten, Clem.«
»Unmöglich.«
»Der Hauptprüfer hielt sich in Perth auf und konnte sich an den negativen Bericht über Yorkey erinnern. Er sagt, die Mine sei ausgebeutet. Es lohne sich nicht mehr, in sie zu investieren, da das Quarz nicht mehr genügend Gold enthalte.«
Clem klatschte sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab, um einen klaren Kopf zu bekommen.
»Was hat das alles zu bedeuten? Ich habe noch nie solchen Unsinn gehört. Addison hat die Prüfung vorgenommen und folglich den Bericht verfasst. Weshalb sollte er auf einmal seine Meinung ändern?«
»Ich weiß es nicht. Was meinst du, was könnte geschehen sein? Tanner kocht vor Wut, deshalb wollte er auch mit dir reden.«
»Kein Wunder, er hat den Verkauf in die Wege geleitet und hat Angst, dass er jetzt Schiffbruch erleidet. Und Kengally ist im Begriff, an die Börse zu gehen.«
»Das stimmt alles«, erwiderte Vosper leise, »aber das Bergbauministerium gibt Addison Rückendeckung. Kennst du ihn?«
»Ja, er ist der beste Prüfer. Deshalb habe ich ihn auch beauftragt. Etwas stimmt an der ganzen Sache nicht, vermutlich hat irgendjemand mal wieder ein Gerücht in die Welt gesetzt. Addison ändert seine Meinung nicht von heute auf morgen. Das würde er gar nicht fertigbringen.«
»Das muss er auch gar nicht. Er behauptet, der Bericht, den Kengally in Händen hält, sei eine Fälschung. Kengally stimmt ihm zu. Im Moment hat Tanner den Schwarzen Peter. Es heißt, er habe den Bericht gefälscht, um Kengally bei der Stange zu halten.«
»Sicher nicht!«
Vosper zuckte die Achseln. »Anscheinend will sich Tanner aus der Sache herauswinden. Er gibt dir die
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