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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ich bin sicher, dass Mr. Tanner meinem Beispiel folgen wird. Wenn Kengally das Geld von Ihnen bekommt, erhält die Übergabe gleich offiziellen Charakter.«
    »Und was ist mit der Fälschung?«
    Clem lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zündete seine Pfeife an, um Zeit zu schinden. Er suchte krampfhaft nach einer Antwort. Deagan wäre sofort etwas eingefallen, dieser Schweinehund hatte ein gottloses Mundwerk.
    »Früher oder später wird die Wahrheit ans Licht kommen. Wenn ich auch nur irgendetwas darüber weiß, soll mich der Schlag treffen. Ich bin schon genug damit gestraft, dass ich das Geld zurückgeben muss. Das Risiko einer Verleumdungsklage gehe ich nicht ein. Und Sie sollten es auch nicht tun.«
    Rivett seufzte erleichtert, als Clem den Scheck ausstellte. »Das war ein anstrengender Morgen für mich, Mr. Price. Seitdem ich die Tür aufgesperrt habe, rennen mir die Reporter das Haus ein – alle wollen etwas über diesen schrecklichen Einbruch der Londonderry-Aktien erfahren. Was halten Sie davon, wenn wir vor dem Essen im
Crown and Anchor
einen Drink zu uns nehmen?«
    »Nur zu gern«, antwortete Clem erschöpft. Es war zwar nicht gerade sein Traum, mit Rivett zu Mittag zu essen, doch konnte es nicht schaden, wenn er sich mit ihm in diesem beliebten Hotel sehen ließ. Auf jeden Fall konnte er damit Gerüchten vorbeugen, dass es Probleme zwischen dem ehemaligen Besitzer von Yorkey und den Behörden gebe.
    Clem wartete, bis Rivett einen Boten losgeschickt hatte, der Lord Kengally zu einem nachmittäglichen Besuch einladen sollte. Dann schlenderten die beiden Männer über die Straße, beflügelt von dem Gedanken an einen Drink, der die Spannung lösen würde.
     
    Clem hatte recht gehabt. Im
Crown
waren sie richtig. Das Hotel war nach dem Vorbild eines englischen Gasthofs gestaltet worden. Der Gastraum wurde von dunklen Holzbalken und glänzenden Messingbeschlägen beherrscht. Clem gefiel das Lokal ausgesprochen gut, doch er fragte sich, ob es in einem echten englischen Gasthof ebenso ruhig zuging wie hier. Den älteren Beamten und Einflussreichen Geschäftsleuten, die hier hauptsächlich verkehrten, fehlte der Drang, sich ihrer Freundschaft lautstark zu versichern. In den anderen Kneipen von Perth herrschte eine viel volkstümlichere Atmosphäre. Clem war dankbar für die Ruhe. Er setzte sich mit Rivett in eine holzgetäfelte Nische ans Fenster, und augenblicklich tauchte ein Kellner mit gestreifter Schürze auf. Clem entnahm Rivetts reichlich blasierter Unterhaltung mit dem Kellner, dass dies sein Stammtisch war.
    Andere Gäste blieben an Rivetts Tisch stehen, um mit ihm ein Schwätzchen über die Londonderry-Katastrophe zu halten. Dieses Ereignis wurde weitaus wichtiger genommen als das Problem mit der Yorkey-Mine. Rivett zeigte sich jedoch wie Clem darauf bedacht, mögliche Gerüchte über Yorkey bereits im Keim zu ersticken, und stellte Mr. Price seinen Bekannten vor. Clem musste zugeben, dass der Beamte diplomatisches Geschick besaß.
    Da es noch früh am Tag war, hielt Rivett in aller Ruhe Hof. Clem genoss seinen Whisky und malte sich derweil aus, wie sich seine Hände um Mike Deagans Hals schlossen.
    »Wieso nur?«, fragte er sich unablässig. Er zweifelte nicht an Mikes Schuld, der im Gegensatz zu Tanner eine lange Karriere als Fälscher vorzuweisen hatte. Für Clem war Mike der Hauptverdächtige, so ungern er es sich auch eingestand. Rivett hingegen war nach wie vor davon überzeugt, dass Tanner den Bericht gefälscht hatte. Wieder und wieder hatten Rivett und Clem die Sache durchgekaut. Die Indizien sprachen am Ende jedes Mal gegen Tanner.
    Doch was steckte wirklich dahinter? Clem zerbrach sich den Kopf. Er traute Tanner eine solche Dummheit einfach nicht zu. Tanner hätte gewusst, dass der Verdacht sofort auf ihn fallen würde. Zu Mitteln dieser Art griff man nur, wenn man schnelles Geld verdienen wollte und seinen Abgang schon vorbereitet hatte. Tanner hatte einfach kein Motiv.
    Mike allerdings auch nicht! Clem wurde einem weiteren Bekannten vorgestellt und gab eine weitere Runde aus, was Rivett für eine Selbstverständlichkeit zu halten schien.
    Mike war auf das Geld aus dem Verkauf von Yorkey nicht angewiesen. Was kümmerte es ihn, wenn die Mine versiegt war? Die ersten Funde hatten ihn und Clem für ihre Mühen durchaus entschädigt, doch das
Black Cat
war noch immer lukrativer als eine Goldmine. Wieder einmal ging Clem durch den Kopf, dass er froh war, das Bordell los zu sein. Schon

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