Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Sie floh in die Küche.
    Thora wartete einen langen, kalten Nachmittag lang. Eine Wolkenbank hing drohend über der Stadt, und von den Hügeln tönte fernes Donnergrollen, das Regen versprach, der am Ende doch nicht kam. Unablässig schlugen Zweige gegen die Fenster, und ein Hund bellte ängstlich. Nanny machte mit Lydia ein Nickerchen in deren Zimmer und fuhr sie danach im Kinderwagen spazieren, ohne Thora um Erlaubnis zu bitten. Thora indessen starrte noch immer auf die Tür. Eine Stickarbeit lag unberührt neben ihr.
    Als Clem lachend hereinpolterte und sie auf die Wange küsste, erstarrte sie. Alles, was sie ihm hatte sagen wollen, blieb ihr in der Kehle stecken. Er enthielt sich jeden Kommentars über ihre Aufmachung, falls er sie überhaupt bemerkt hatte, und überreichte ihr eine große Pralinenschachtel mit roter Schleife.
    »Das Haus sieht gut aus, die Gipser kommen gut voran. Nächste Woche lasse ich die Möbel rausfahren. Du kannst mitkommen und die Möbelpacker anweisen, wohin sie die Sachen stellen sollen. Willst du deine Pralinen nicht probieren?«
    »Später.«
    »Geht es dir auch gut? Du wirkst so still.«
    »Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Du solltest etwas dagegen einnehmen. Man sagt, ein Magnesiumpräparat würde helfen.«
    »Wer sagt das?«
    »Keine Ahnung. Jeder.« Er zog den Mantel aus. »Ich habe nachgedacht. Warum soll ich im Hotel wohnen? Ich kann meine Sachen ebenso gut herbringen.«
    Thora schaute weg. »Nein. Ich möchte meinen Haushalt nicht durcheinanderbringen.«
    »Sei nicht albern, Thora. Wie auch immer es in deinem Haushalt aussehen mag – ich werde ihn nicht durcheinanderbringen.« Er ging in die Küche, schnitt Brot ab, öffnete das Fleischfach und schmierte sich ein Brot. Er benahm sich, als wäre nichts geschehen. Als wäre er ein anständiger Ehemann und nicht der Besitzer eines Freudenhauses. Nicht der Liebhaber einer Hure, der auch noch die Stirn besaß, in ihr Bett zu kommen.
    Endlich sah sie ihn, wie er wirklich war. Es lag ihr auf der Zunge, ihm das zu sagen, doch letztlich erschienen ihr die Anschuldigungen, die sie gegen ihn vorzubringen hatte, doch zu schrecklich, um sie in Worte zu fassen. Er merkte ihr nichts an. »Du hast dich so herausgeputzt. Hat das einen besonderen Grund?«
    »Nein. Ich will, dass du gehst. Lass mich in Ruhe.«
    »Was?«, Er starrte sie mit offenem Mund an.
    »Sind eigentlich alle Leute um mich herum taub?«, fragte sie kalt. »Ich will, dass du gehst.«
    »Was zum Teufel ist nun schon wieder los? Wir hatten uns gerade so gut verstanden. Thora, du bist letzte Nacht so zärtlich zu mir gewesen, dass ich dachte …«
    Der Gedanke an die vergangene Nacht machte sie fast krank. »Du hast mich ausgenutzt«, schrie sie. »Wage es nicht, die letzte Nacht je wieder zu erwähnen.« Sie schaute nervös zur Tür, weil sie fürchtete, dass Nanny zurückkehren und die Auseinandersetzung mitbekommen könnte.
    »Ich werde es so oft erwähnen, wie es mir passt«, knurrte Clem. »Wir sind verheiratet. So, wie du dich benimmst, könnte man glauben, wir hätten eine Sünde begangen.«
    Wie konnte er von Sünde reden? Es war einfach zu viel. Thora sprang auf, rannte an ihm vorbei ins Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Clem folgte ihr.
    »Raus!«, kreischte sie, »verschwinde! Du kannst nicht einfach weggehen und mich verlassen und dich dann wieder in mein Leben drängen. Das geht einfach nicht.«
    »Oh Gott, nicht das schon wieder! Ich dachte, das wäre ein für alle Mal erledigt.«
    »Du sollst nicht fluchen. Wie kannst du es wagen, den Namen des Herrn zu missbrauchen?«
    Er stand völlig verwirrt auf der Schwelle. »Thora, ab jetzt werde ich in unserer Ehe ein Wörtchen mitreden. Ich habe mein Bestes für dich getan, und es ist an der Zeit, dass auch du etwas gibst.« Er packte sie am Arm und drückte sie aufs Bett. »Hör mir gut zu! Ich werde mir deine Launen nicht länger bieten lassen. Wenn du mich loswerden möchtest – ich kann mich durchaus alleine durchschlagen …«
    »Vermutlich mit einer anderen Frau«, schnappte Thora schlagfertiger, als sie sich zugetraut hätte.
    »Wieso nicht? Ich verschwende mit dir nur meine Zeit. Wenn du mich sehen willst, findest du mich im
United Services Hotel
. Du bist die verwöhnteste, launischste Frau …«
    »Verschwinde«, schluchzte sie, »du hast alles verdorben.«
    »Allmählich wird das zu einer schlechten Angewohnheit«, murmelte er, als er wieder einmal aus dem Cottage stürmte. »Das muss ein

Weitere Kostenlose Bücher