Leuchtendes Land
offensichtlich hatte sich ihre Herkunft nicht auf ihren Verstand ausgewirkt. Während Clem daran gearbeitet hatte, sich in Perth einen guten Ruf zu erwerben, hatte sie sich wie eine Idiotin benommen und vorgegeben, im
Palace
zu wohnen, obwohl man sie längst in dieses lächerliche Cottage verbannt hatte.
Im vergangenen Monat hatte man ihn und seine Frau zu verschiedenen privaten Festen und Essen eingeladen, doch er hatte stets abgesagt und anderweitige Verpflichtungen vorgeschoben, weil er Angst gehabt hatte, sie würde sich weigern mitzukommen oder in letzter Minute ihre Meinung ändern, was noch schlimmer gewesen wäre. Wegen ihrer lebte er in ständiger Sorge. Hatte Angst, dass sie ihn nicht liebte, wo sie ihm doch so viel bedeutete.
Oder vielleicht doch nicht? Allmählich war er mit seiner Geduld wirklich am Ende.
Thoras Begeisterung für das Strandhaus war ein weiteres Problem. Sie war regelrecht verrückt danach, dort einzuziehen. Von Perth aus erreichte man es in einigen Stunden, doch lag es in einer sehr einsamen Gegend. Dort tobte ebenso wenig das Leben wie auf Lancoorie. Thora schien das bis jetzt nicht bemerkt zu haben und bezeichnete es bereits als ihr »Heim«.
»Mr. Price«, unterbrach Rivett seine Gedanken, »verzeihen Sie, aber der Minister ist eingetroffen.« Der Beamte strich sein graues Haar zurück. Seine Augen funkelten aufgeregt. »Ich hoffe, Sie vergeben mir, aber er hat mich zum Essen gebeten.«
Erst jetzt bemerkte Clem, dass die Manschetten an Rivetts Hemd verschlissen waren und dass sein abgewetzter Anzug glänzte. Er fühlte sich niedergeschlagen.
»Nein«, antwortete er freundlich, »es macht mir gar nichts aus. Wir sind ja nur auf einen Drink hergekommen. Ich möchte Ihnen jedoch mitteilen, dass ich morgen nach Kalgoorlie fahre. Ich werde mich mit Mr. Addison treffen und nach einer erneuten Prüfung der Mine mit ihm zusammen eine Erklärung abgeben. Sie wird vermutlich dahingehend lauten, dass Yorkey nicht profitabel ist. Sie können Lord Kengally entschädigen. Mehr kann ich nicht für ihn tun.«
»Das ist eine sehr ehrenwerte Haltung, Mr. Price, ich danke Ihnen vielmals und bin sicher, dass der Minister sehr erleichtert sein wird.«
Clem wusste, dass die Gefahr noch nicht vorüber war. Wenn sich herausstellte, dass sein früherer Partner den Bericht gefälscht hatte, würde kein Geschäftsmann von Perth mehr etwas von Clem wissen wollen. Wer würde ihm noch abnehmen, dass er nichts mit dem Betrug zu tun hatte? Zwei wichtige Fragen mussten daher geklärt werden: Wie hatte Mike den Austausch der Berichte bewerkstelligt? Und wie konnte Clem die Angelegenheit bereinigen, ohne seinen Partner und damit auch sich selbst zu belasten? Er konnte es nicht zulassen, dass man Tanner die Schuld gab.
»Wenn man vom Teufel spricht …«, dachte er, als er Tanner die schweren Türen aufstoßen, sich umschauen und direkt auf Rivett zumarschieren sah.
»Ich werde Sie auspeitschen lassen, Sie Mistkerl!«, schrie er Rivett an und zog ihn von seinem Stuhl hoch. »Ich bin also ein Betrüger, was? Das werden wir noch sehen!«
Rivetts Begleiter wichen fassungslos zurück, als Tanner den Beamten am Revers packte und schüttelte.
Clem eilte auf die beiden zu. Er wollte Tanner zwingen, den zappelnden Mann loszulassen.
»Verschwinden Sie«, zischte Rivett, »Sie machen alles nur noch schlimmer.«
»Dass du nicht weit bist, hätte ich mir denken können«, brüllte Tanner. »Ihr steckt unter einer Decke. Du kommst auch noch dran.«
»Raus!«, Clem packte Tanner am Arm und schob ihn durch die Menge nach draußen. Tanner war noch immer derart außer sich, dass er sofort eine Schlägerei beginnen wollte.
»Du versuchst, mich als Betrüger hinzustellen, Price«, knurrte er. »Damit kommst du nicht durch.«
»Benehmen Sie sich gefälligst«, rief Clem und stieß ihn beiseite. »Wenn Sie sich nicht zusammenreißen, schlage ich Sie zu Boden. Ich habe Sie nie als Betrüger bezeichnet und glaube auch nicht, dass Sie einer sind.«
Tanner hielt inne. »Was?«
»Für so dumm halte ich Sie nun auch wieder nicht«, fuhr Clem zornig fort. »Sie können ruhig aufhören, mich überall als Verschwörer zu verleumden. Ich bin nämlich auch nicht dumm.«
Verblüfft starrte Tanner ihn an. »Wer soll es denn sonst gewesen sein? Was zum Teufel ist passiert?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, werde aber gleich morgen nach Kalgoorlie fahren und es herausfinden. Es hat irgendeine Verwechslung gegeben, doch
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