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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zunächst muss ich einen Blick auf Yorkey werfen.«
    »Sicher doch! Sie wollen mit Ihren Freunden sprechen, um die Geschichte hieb- und stichfest zu machen.«
    »Übertreiben Sie es nicht, Tanner. Ich zweifle an Ihrer Schuld, aber Sie sollten mich nicht zu sehr provozieren. Sie sind auf mich angewiesen, wenn Sie aus diesem Schlamassel je wieder rauskommen wollen.«
    Tanner musste sich eingestehen, dass Clem recht hatte, doch er traute ihm nicht über den Weg. »Ich komme mit und passe auf, was Sie tun.«
    Das ließ sich wohl kaum verhindern. »Wie Sie möchten. Wir treffen uns morgen früh an der Bahn.« Tanner konnte ihn beobachten, soviel er wollte, aber die Unterredung mit Mike Deagan würde unter vier Augen stattfinden.
     
    Mr. und Mrs. Deagan blieben noch einige Tage in York bei Jocelyns Familie, bevor sie nach Perth aufbrachen. Sie hatten in der Gesellschaft von Alice und George einen kurzen Urlaub auf Lancoorie verbracht. Jocelyn mochte das jungvermählte Farmerpaar sehr und war begeistert über den herzlichen Empfang. Sie genoss Alices Gesellschaft und lachte, als George darauf bestand, dass Mike sich während seines Aufenthalts nützlich machen sollte.
    »Egal, was er getan hat«, berichtete sie ihrer Mutter stolz, »er hat fürchterlich gestöhnt und George mangelnde Gastfreundschaft vorgeworfen, natürlich nur im Spaß.«
    Mrs. Russell freute sich für ihre Tochter. Immerhin hatte sie einen erfolgreichen Goldsucher aus dem Westen geheiratet, der sie offensichtlich sehr liebte. Sie wusste von Mikes Vergangenheit, doch nachdem sie ihn kennengelernt hatte, fand sie nichts mehr an ihm auszusetzen. Schließlich hatte man auch ihren Großvater aus England deportiert, und wer im Glaushaus saß, sollte nicht mit Steinen werfen. Mike war viel älter als ihre Tochter, doch er würde gut für sie sorgen, und das allein zählte. Es stimmte sie traurig, dass das junge Paar nach Melbourne ziehen wollte, aber die beiden mussten ihre eigenen Entscheidungen treffen und hatten versprochen, sie öfter zu besuchen.
    Mike war in die Stadt gegangen, um Plätze in der Kutsche nach Northam zu reservieren. Sie wollten am nächsten Morgen aufbrechen. Als Erstes kaufte er jedoch eine Zeitung und ging in ein Pub, um dort in Ruhe alles über den Londonderry-Zusammenbruch zu lesen. Im letzten Absatz des Artikels wurde die Yorkey-Mine erwähnt.
    »Himmel«, murmelte er, »wie sind die bloß so schnell darauf gekommen?«, Dann lachte er. Man würde Tanner die Schuld geben. Niemand würde darauf kommen, dass er seine Hand im Spiel gehabt hatte. Niemand außer Clem.
    Diese eine Sorge nagte noch an ihm. Clem würde sich über seine Gaunerei mit Sicherheit nicht freuen. Daher wäre ein Besuch bei ihm vielleicht nicht angebracht. Statt für die Kutsche nach Northam kaufte er zwei Tickets für den Omnibus nach Albany.
    »Wieso Albany?«, wollte Jocelyn wissen. »Ich dachte, wir fahren nach Perth.«
    »So geht es schneller, Liebes. Wenn wir in Perth starten, müssen wir erst um die Spitze des Kontinents segeln, ehe wir nach Osten weiterfahren. Außerdem legt das Schiff ohnehin in Albany an. Man hat mir erzählt, dass die Südspitze sehr gefährlich ist, weil dort verschiedene Meeresströmungen aufeinandertreffen. Schon viele Schiffe sind dort gesunken.«
    »Ja, davon habe ich auch gehört«, sagte Mrs. Russell. »Man sagt, die Reise sei fürchterlich.«
    »Aber wir wollten doch Clem in Perth besuchen.«
    »Oh, er wird sicher nicht böse sein, wenn es nicht klappt.«
    »Jocelyn«, warf ihre Mutter ein, »Mike hat recht. Ihr schifft euch besser in Albany ein. Ich mache mir sonst schreckliche Sorgen.«
    Albany war viel weiter entfernt als Perth, doch verglichen mit der Tour von Kalgoorlie nach Lancoorie war die Fahrt nach Albany eine Erholungsreise. Der Südosten Westaustraliens war berühmt für seine landschaftliche Schönheit und die vielen hübschen Kleinstädte, die sich für Zwischenaufenthalte anboten.
    Bevor sie abreisten, schrieb Mike eine Karte an Clem. Die großen Neuigkeiten – den Verkauf des
Black Cat
, seine Hochzeit und den bevorstehenden Besuch in Perth – hatte er ihm bereits geschrieben, doch nun hielt er eine Erklärung für angebracht.
    »Lieber Clem, tut mir leid, dass wir nicht nach Perth kommen können. Das mit Yorkey war nur ein Scherz. Brief folgt. Mike.«
     
    Weil Clem nach der Auseinandersetzung mit Tanner nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, kehrte er nicht ins
Crown
, sondern in sein Hotel

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