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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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witzig, dass Jocelyn seinen Anteil – offensichtlich mit Mikes Unterstützung – gekauft hatte.
    In Gedanken wünschte Clem den beiden Glück. In seinem Leben hingegen hatte sich alles zum Schlechten gewandt. Zuerst hatte er sich nur auf die Suche nach Gold gemacht, um Lancoorie vergrößern zu können und Thora eine Freude zu machen. Dann war es ihm wie allen anderen gegangen: Er konnte nicht genug bekommen. Inzwischen war er dank der Goldfunde, des
Black Cat
und der ausgezeichneten Erträge von Lancoorie ein reicher Mann geworden. Außerdem hatte er sein Wissen über die Goldfelder in bare Münze umgesetzt, indem er erfolgreich in Goldaktien investiert hatte.
    »Geld zieht Geld an«, dachte er, als Rivett vom Tisch aufstand, um seinem eigenen Boss, dem Staatssekretär, der gerade mit seinem Gefolge die Bar betrat, seine Ehrerbietung zu erweisen. Zweifellos wollte er ihm mitteilen, dass er mit dem früheren Yorkey-Besitzer hier saß.
    Clem schaute sich um, nickte einigen Bekannten zu, die wie er in verschiedenen Ausschüssen tätig waren, und beschloss, in Zukunft häufiger herzukommen. Inzwischen ging es ihm nicht mehr ums Geld, sondern um die Karriere. Durch Vosper hatte er einen Eindruck davon gewonnen, wie es in der Welt der High-Society zuging – und Clem genoss es, sich unter den Mächtigen, der Elite von Perth, ja von ganz Westaustralien zu tummeln. An Vospers Kampf um einen Sitz im Parlament hatte er kein Interesse mehr. Er zog die Gesellschaft der Farmer, Siedler, Schaf- und Viehzüchter vor. Wenn er mit ihnen zusammen war, fühlte er sich wohl. Er kannte einige Männer, die aus dem Norden stammten und deren Anwesen als die größten der Welt galten. Bei dem Gedanken daran, dass ihm Mitglieder Einflussreicher Familien wie der Forrests und der Duracks die Hand geschüttelt hatten, musste er lächeln. Er gratulierte sich selbst zu seinem Einsatz gegen die Urbanisierung des Staates.
    »Bei Ihnen dürfte das kaum eine Rolle spielen«, hatte er zu einem der jüngeren Duracks gesagt, der in seinem Alter war.
    »Das stimmt, unser Problem sind die großen Entfernungen. Es fehlt uns an guten Häfen und Straßen, fachmännischer Unterstützung im Kampf gegen das Ungeziefer und an vielem mehr. Wir sind daher gezwungen, uns in Perth über die neuesten Entwicklungen auf dem laufenden zu halten. Man darf sich nicht auf seiner Schaffarm vergraben, muss aber trotzdem die Kontrolle darüber behalten. Zur Zeit unterstützt die Regierung blindlings alles, was mit Gold zu tun hat. Sie bauen die verdammte Eisenbahn nach Kalgoorlie, und es heißt, dass sie außerdem eine Wasserleitung von den Hügeln hier bei Perth bis auf die Goldfelder legen wollen.«
    Clem war entsetzt. »Das kostet ein Vermögen und ist völlig überflüssig! Draußen auf den Goldfeldern regnet es ab und zu, aber das Wasser versickert einfach. Man könnte Dämme bauen oder Brunnen bohren. Es sind nur zusätzliche Kondensatoren vonnöten …«
    »Die Beamten in Perth interessiert das einen feuchten Kehricht, solange sie mit ihren Projekten Aufsehen erregen. Und zwar auf unsere Kosten.« Durack seufzte. »Clem, ich gebe Ihnen einen guten Rat: Sie dürfen Ihre Farm nicht im Stich lassen. Sie ist das Zentrum Ihres Lebens. Dennoch müssen Sie den Finger am Puls des Geschehens haben, hier, wo alle Entscheidungen getroffen werden, sonst landet Ihre Wolle in irgendeinem Lagerhaus am Hafen und vergammelt dort. Das Problem ist, dass Leute, die – wie Ihr Freund Vosper – ins Parlament wollen, nur an Tarifpolitik denken, während den Beamten nur das Gold im Kopf herumspukt. Wir zählen überhaupt nicht.«
    Clem wusste, dass Duracks Rat vernünftig war. Doch er war sich ebenso darüber im Klaren, dass es ihm Freude bereiten würde, Sprecher der Schafzüchter zu werden und mit den sechs angesehensten Familien seines Heimatstaates zusammenzuarbeiten.
    Wie gerne hätte er all diese Dinge mit Thora besprochen, doch sie hörte ihm einfach nicht zu. Sobald er dazu ansetzte, ihr von den Visionären zu erzählen, die er bei diversen Versammlungen und Banketten getroffen hatte, versank sie in ihren Phantasien. Obwohl sie keinen von ihnen kannte, verachtete sie die Farmer, tat so, als stünden sie gesellschaftlich unter den Stadtbewohnern.
    Rivett unterhielt sich immer noch mit seinem Vorgesetzten, und Clem bestellte einen weiteren Drink.
    Allmählich dämmerte ihm, dass Thora eine sehr törichte Frau war. Sie mochte zwar die Tochter eines Arztes sein, doch

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