Leuchtendes Land
anderem erzählen, Fred! Wer war die Frau?«
»Ich habe es genau gesehen. Sie hat nicht auf ihn, sondern auf seine Freundin geschossen.«
»Er ist ein Held! Er hat sich in die Schußlinie geworfen und hat die Kugeln abgefangen, die für sie bestimmt waren.«
»Wer ist Jocelyn?«
»Stimmt, er ist ein Held. Erzähl uns mehr über ihn.«
»Wieso ist er nicht mit seiner Frau gekommen, wenn er schon keine Freundin hat?«
»Sieht toll aus, die Frau. Kannst du uns ein paar Fotos besorgen?«
»Wie heißt seine Freundin?«
Als ein Polizist auftauchte, ergriff Fred die Gelegenheit zur Flucht und verschwand mit ihm in ein ruhiges Zimmer, um seine Aussage zu machen.
»Nach dem, was die Reporter sagen, scheint mehr dahinterzustecken, als ich glaubte«, sagte er verwirrt. »Sie sprechen von einer anderen Frau, doch davon weiß ich nichts. Clem hatte Streit mit seiner Frau, soviel ist mir klar, und sie hat ein aufbrausendes Temperament …«
»Milde ausgedrückt«, bemerkte der Polizist trocken.
»Aber er war definitiv nicht mit einer anderen Frau dort. Seit wir in Perth sind, teile ich das Zimmer mit ihm. Es gibt keine andere Frau, das kann ich Ihnen versichern. Er liebt seine Ehefrau. Ich dulde nicht, dass man ihn in dieser Weise verleumdet. Sergeant, der Mann könnte sterben, lassen Sie ihm Gerechtigkeit widerfahren.«
Der Sergeant machte sich umständlich Notizen. »Dennoch sagen die Zeugen im Rathaus, dass die Ehefrau mit Absicht auf die andere Frau gezielt hat und nicht auf ihn.«
»Gut, sie war sicher nicht zurechnungsfähig. Ist durchgedreht. Kam zum Ball, sah ihn mit jemandem tanzen und schoss in einem Anfall von Eifersucht auf diese Frau, die sie überhaupt nicht kannte.«
Der Polizist ging seine Notizen durch. »Der Name der Frau ist Lillian Cornish. Kennen Sie sie?«
»Nie gehört. Clem kannte sie auch nicht. Mir fällt nämlich gerade ein, dass er sich nach der Frau erkundigte, die mit Henery Whipple den Ball eröffnet hat. Eine sehr attraktive Frau.«
»Das ist sie. Mit ihr hat er getanzt.«
»Mag sein, doch er kannte sie nicht. Hat mich nach ihr gefragt. Ich kannte sie auch nicht. Da haben Sie den Beweis.«
Plötzlich hielt er inne. »O Gott! Ihre Tochter! Was wird mit ihr geschehen? Sie ist noch so klein. Was soll aus ihr werden, wenn ihr Vater im Krankenhaus liegt und ihre Mutter im Gefängnis sitzt?«
Robert hatte den Arm um Lillian gelegt, als die Sanitäter das Opfer von der Tanzfläche trugen. Sowohl er als auch Lillian standen unter Schock und hielten sich von der Menge fern, die Thora Price bedrängte. Doch sie hatten viele Fragen.
Lillian zitterte noch immer am ganzen Körper. »Warum hast du das getan, Robert? Sie hätte dich erschießen können.« Noch nie hatte sich jemand einer solchen Gefahr ausgesetzt, um ihr das Leben zu retten. Eins stand fest: Robert Warburton war der mutigste Mann, dem sie je begegnet war. Diese eine Tat wog alle seine Fehler und Schwächen auf, seine Hypochondrie ebenso wie sein ewiges Gejammer. Nun, da der Ernstfall eingetreten war, hatte Robert seine Charakterstärke unter Beweis gestellt.
»Ich konnte dich doch in dieser Situation nicht allein lassen«, sagte er. »Ich musste etwas unternehmen.«
Lillian weinte wie noch nie in ihrem Leben. Er mochte sie wirklich, und sie hatte ihn die ganze Zeit nur benutzt. Hatte geglaubt, für ihn nur eine nette Abwechslung, eine gute Haushälterin und Bettgenossin zu sein, die zu heiraten er sich gerade erst entschlossen hatte.
Noch nie hatte er gesagt, dass er sie liebte. Und auch sie hatte sich ihm gegenüber nie besonders leidenschaftlich verhalten.
Robert und Henery führten sie zur Garderobe.
»Komm schon, altes Mädchen«, sagte Robert, »Kopf hoch. Es ist vorbei.«
Lillian stammelte, an Henery gewandt: »Haben Sie gesehen, was er getan hat? Als Thora mit der Waffe auf mich zielte? Er hätte sterben können.«
»Ich weiß, meine Liebe. Heute Abend gibt es zwei Helden: Robert und Mr. Price. Leider wurde er getroffen. Sie sagten soeben ›Thora‹ – ich nehme an, das ist der Name seiner Frau. Woher kennen Sie sie?«
»Aus York. Es ist lange her. Allerdings muss sie mich mit jemandem verwechselt haben. Sie nannte mich Jocelyn, doch ich kenne niemanden, der so heißt. O Gott, Robert, sie wollte mich erschießen!«, Lillians Stimme klang jetzt hysterisch. »Mir ist schlecht.«
»Henery, du solltest dich um deine Gäste kümmern«, sagte Robert. »Ich bringe Lillian zu dir nach Hause. Bist du so gut und
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