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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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verständigst einen Arzt? Nach diesem Schock braucht sie ein Beruhigungsmittel.«
    »Sicher. Die Musiker haben mich gefragt, was sie tun sollen. Meinst du, sie sollten weiterspielen?«
    »Es ist schade, dass dieser wunderbare Abend so enden muss, aber du solltest sie besser nach Hause schicken.«
    Lillian hörte verwundert zu, wie Robert dem ehemaligen Parlamentssprecher, der völlig außer sich war, mit ruhiger Stimme einen Rat erteilte.
    »Meinst du wirklich?«
    »Ja. Die meisten Leute sind ohnehin im Aufbruch. Ich denke, man sollte die Nationalhymne spielen und das Fest damit offiziell beenden.«
    Lillian liefen noch die Tränen die Wangen hinunter, als sie sich bereits auf dem Heimweg befanden. »Ich muss dir von Thora Price erzählen.«
    »Nicht jetzt, Lillian, warte bis morgen. Dann fühlst du dich besser.«
    Lillian fürchtete sich davor, ihm am kommenden Tag die ganze Wahrheit zu erzählen. Clem könnte sterben. Thora würde ins Gefängnis kommen. Was also würde mit ihrem Kind geschehen, mit Carolines Schwester? Selbst wenn man Thora freiließe, würde man ihr keinesfalls das Sorgerecht für ihre Tochter zusprechen. Immerhin war sie geisteskrank. Lillian wollte ihr Kind zurückhaben, doch musste sie überaus vorsichtig und geschickt vorgehen, wenn sie dieses Ziel tatsächlich erreichen wollte. Vielleicht sollte sie Robert doch nicht alles erzählen. Er hatte sich an diesem Abend anständig und mutig verhalten, doch Lillian war sich darüber im Klaren, dass er sich deswegen nicht von Grund auf ändern würde. Vermutlich hätte er keine große Lust, eine Frau zu heiraten, die ein zweites Kind mit in die Ehe bringen wollte.
    Sie seufzte. Robert hasste öffentliches Aufsehen. Dank der verrückten Thora war seine Verlobte nun in ein Drama hineingezogen worden, von dem ganz Perth sprechen würde. Falls jemand herausfand, dass Thoras Baby in Wirklichkeit Lillians Tochter war, würden die Zeitungen die Geschichte ausschlachten.
     
    Auch Lord Kengally versuchte seiner Verwirrung Herr zu werden und Thora zu beschützen. Er hatte sie auf die Wache begleitet, wo man sie trotz seines Protestes in eine Zelle sperrte.
    »Sehen Sie nicht, dass diese Frau krank ist? Sie befindet sich in einem beinahe katatonem Zustand und weiß überhaupt nicht, wo sie ist.«
    Als sie in dem hässlichen Backsteingebäude ankamen, ging es dort ausgesprochen ruhig zu, doch das sollte sich ändern. Bald waren alle Polizisten von Perth auf den Beinen, um sich aus erster Hand über das Drama berichten zu lassen. Die Reporter drängten sich ebenfalls neugierig im Wachzimmer, und niemand fragte, ob sie überhaupt das Recht dazu hatten.
    Schließlich traf der Chefinspektor ein. Er trug noch seinen Abendanzug und schien nicht gewillt, auf Kengallys Proteste zu reagieren.
    »Was erwarten Sie von mir? Ich kann sie nicht freilassen. Sie wird angeklagt, vielleicht sogar des Mordes, das wird abzuwarten sein. Jedenfalls geht es ihr besser als ihrem Ehemann. Eine Nacht in der Zelle wird sie nicht umbringen.«
    »Da haben Sie unrecht. Sie braucht einen Arzt.«
    »Dann sollten Sie einen verständigen, Sir. Mir ist klar, dass für Ihre Bitte humanitäre Gründe ausschlaggebend sind, doch wäre ihr mit einem Anwalt besser gedient. Ich nehme an, Sie sind kein Verwandter?«
    »Nein. Soweit ich weiß, ist ihr einziger Verwandter in dieser Stadt ihr Ehemann.«
    Der Inspektor nickte. »Daran hätte sie denken sollen, bevor sie ihn niederschoß. Ich werde sie persönlich verhören.«
    »Natürlich«, dachte Kengally ärgerlich, »damit du in die Schlagzeilen kommst.«
    »Dürfte ich beim Verhör zugegen sein? Sie wird ohnehin keine vernünftige Aussage machen. Wenn sie nur eine Nacht schlafen könnte, würde sie sich vielleicht klarer an alles erinnern können.«
    »Soll ich ihr etwa Zeit geben, sich eine gute Geschichte auszudenken?«, erwiderte der Inspektor barsch. »Das ist wohl kaum im Sinne des Gesetzes.«
    Er wandte sich an die Menge. »Wenn Sie sich in Geduld üben, werde ich in Kürze eine Erklärung abgeben.«
    »Wie wird die Anklage lauten?«, rief jemand.
    »Versuchter Mord.«
    »Wird sie hängen, wenn ihr Ehemann stirbt?«
    »Das wird sie«, antwortete der Chefinspektor grimmig. Kengally hielt den Inspektor auf, als dieser zur Zelle marschieren wollte. »Das ist ungeheuerlich! Sie haben ein Gerichtsurteil vorweggenommen, Sir! Falls sie überhaupt vor ein Gericht kommt.«
    Der Inspektor band seine Fliege los und nahm den steifen Kragen ab. »Warum gehen

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