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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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mitteilen?«
    »Minchfield House.«
    Er zögerte. »Verstehe. Nun, ich werde Sie nicht weiter belästigen, bis der Termin für die Verhandlung feststeht. Ich werde Sie davon in Kenntnis setzen.«
    »Wieso?«, fragte Robert aufgebracht. »Was hat Mrs. Cornish damit zu schaffen? Wir haben Ihnen doch erklärt, dass sie nur zufällig in diese Sache hineingeraten ist.«
    »Wäre ich bei meiner ursprünglichen These geblieben, hätte es sich vermeiden lassen, sie vorzuladen«, entgegnete der Inspektor glatt. »Da Sie und Mr. Whipple jedoch darauf bestehen, dass Mrs. Price nicht auf ihren Mann, sondern auf eine Frau gezielt hat, wird Mrs. Cornish vor Gericht aussagen müssen.« Er nahm seine Mütze. »Mr. Whipple, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass dieses Höllenweib sich ausgerechnet Ihren großen Tag für ihr Verbrechen ausgesucht hat. Dass das Fest so enden musste! Alle grämen sich darüber. Auch meine Frau möchte Ihnen ihr Bedauern aussprechen. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Gentlemen. Mrs. Cornish.«
     
    Nach all der Aufregung kam Robert und Lillian Minchfield House wie ein ruhiger Hafen vor. Caroline freute sich unbändig, ihre Mutter wiederzusehen, und zeigte ihr stolz die Stoffpuppe, die die Köchin für sie genäht hatte.
    Robert hatte Lillian auf dem Boot strengste Anweisung erteilt, mit niemandem über die Schießerei zu sprechen. Aus Angst, ihn zu verärgern, gehorchte Lillian und hielt sich von dem endlosen Klatsch der Dienstboten über die Frau, die ihren Mann niedergeschossen hatte, fern.
    Jeden Tag ging sie die Zeitungen durch und faltete sie danach wieder ordentlich zusammen, doch Robert warf nie einen Blick hinein. Er interessierte sich nicht für das, was um ihn herum vorging. Lillian hingegen verschlang jedes Wort. Über die Prices wurde viel geschrieben. Clems Zustand war noch immer kritisch. Seine Schwester Alice und ihr Mann wachten ständig an seinem Bett. Thora wartete in der Kaserne auf ihre Verhandlung. Sie war des versuchten Mordes angeklagt worden. Mehrere Zeitungen brachten ein Foto von ihr. Darauf sah man sie, von Polizisten umgeben, auf den Stufen des Gerichtsgebäudes stehen. Lillian hätte sie kaum wiedererkannt. Das war nicht mehr das hochaufgeschossene, schlanke Mädchen, das durch York stolziert war, bevor es Clem Price heiratete. Diese Frau sah einfach atemberaubend aus, wie die Mannequins in den Modejournalen. Seltsamerweise konnte Lillian sich nicht daran erinnern, wie Thora bei dem Fest im Rathaus ausgesehen hatte. Nur der Anblick der auf sie gerichteten Waffe hatte sich in ihr Gedächtnis gegraben. Wann immer sie an diese Augenblicke dachte, erschauerte sie, und häufig fuhr sie schreiend aus dem Schlaf hoch.
    Auch dafür würde Thora Price bezahlen.
    Dann fand sie es. Ein Bild von ihrer Tochter, Carolines Schwester, mit der Bildunterschrift: »Die Unschuldigen haben darunter zu leiden«.
    Es war eine hübsche, ovale Fotografie, die ein richtiges kleines Engelsgesicht mit üppigen Locken und einem reizenden Lächeln zeigte – das Ebenbild von Caroline. Lillian brach in Tränen aus.
    Diesmal zögerte sie nicht. Sie schnitt das Foto aus und verbrannte die Zeitung in der Hoffnung, dass Robert ihr Fehlen nicht bemerken würde.
    Natürlich fanden auch noch andere Zeitungen den Weg ins Haus, und Lillian wartete auf den Tag, an dem ein Dienstbote die Ähnlichkeit zwischen Caroline und der Tochter der Prices erwähnen würde, doch ihre Befürchtung bewahrheitete sich nie, und so konnte sie schließlich erleichtert aufatmen.
    Jeden Tag wurde in den Zeitungen über die Schießerei im Rathaus berichtet. Manche Zeugenaussagen wirkten ziemlich weit hergeholt. Eine Frau behauptete sogar, dass die Schützin von einem Banditen beauftragt worden sei, den Damen die Juwelen zu rauben. Man diskutierte offen darüber, ob Thora Price gehängt werden sollte, selbst wenn ihr Mann überlebte. Die öffentliche Meinung richtete sich mehrheitlich gegen sie. Noch immer wurden im Gefängnis von Fremantle regelmäßig Hinrichtungen vollzogen. Keine Zeitung erwähnte je die mysteriöse Jocelyn oder Mrs. Cornish. Lillian vermutete, dass das Henery zu verdanken war. Lillian ging hinunter zur Anlegestelle und schaute auf das samtige, dunkle Wasser des Flusses.
    »Was wäre mit meinen Kleinen geschehen, wenn mich diese Wahnsinnige erschossen hätte?«
    Mrs. Cornish war in einer gefährlichen Stimmung, nur konnte sie im Gegensatz zu Thora Price völlig klar denken. Sie würde

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