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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Europa?«
    »Natürlich. London als Ausgangspunkt, von da nach Paris und Florenz, das Herz der Kunstwelt.«
    »Florenz? Wo liegt das?«, Sie kam sich unsagbar dumm vor.
    »In Italien, meine Liebe.«
    »Und wann fährst du?«
    »Sagte ich das nicht? Morgen. Ich habe mich mit einer Schifffahrtslinie in Verbindung gesetzt und eine Luxussuite auf der
Mandalay
, einem Schiff der East India Company, gebucht, das bald in Fremantle ausläuft. Ich weiß, dass es kurzfristig ist, doch das Packen des Schrankkoffers wird nicht lange dauern. Vielleicht könntest du einige Dinge aufschreiben, die ich noch in Perth besorgen muss.«
    Lillian war wie betäubt. »Was ist mit mir?«, wollte sie fragen. »Was ist mit deinem Heiratsantrag?«, Doch sie nickte nur. »Ja, natürlich.«
    Wollte er sie auf den Arm nehmen? Vielleicht plante er doch, sie mitzunehmen?
    Es hatte sich allerdings nicht so angehört.
    Der Tag verging mit Reisevorbereitungen. Roberts Hemden mussten gestärkt, der Schrankkoffer gelüftet, die Abendanzüge gedämpft und gebügelt, die Schlafanzüge ordentlich gefaltet, Schuhe und Socken getrennt eingepackt werden. Die Taschentücher mit den Initialen wurden zusammen mit den Krawatten verstaut, die Manschettenknöpfe und perlenbesetzten Krawattennadeln kamen in kleine Schubladen. Während Lillian seinen schweinsledernen Koffer mit den notwendigen Dingen für den kurzen Zwischenaufenthalt in Perth packte, staute sich eine ungeheure Wut in ihr auf. Es war das zweite Mal, dass ein Mann sie verließ.
    »Wann kommst du zurück?«, fragte sie nervös.
    »Wer weiß, meine Liebe? Wenn ich Europa leid bin, komme ich nach Minchfield zurück. Wie du weißt, langweile ich mich sehr schnell.«
    »Verstehe. Soll ich bis dahin hierbleiben?«
    »Natürlich. Niemand könnte Minchfield so gut leiten wie du. Ich habe veranlaßt, dass Jordan dir dein Gehalt zahlt, so dass du dir darum keine Sorgen zu machen brauchst.« Er ergriff ihre Hand. »Ich zähle auf dich, Lillian. Bitte Lass mich nicht im Stich. Ich werde dir schreiben, und du musst mir berichten, wie die Dinge hier stehen. Versprich mir das. Ich werde viele interessante Dinge erleben. Hier habe ich das Gefühl, auf der Stelle zu treten.«
    Das gesamte Personal versammelte sich an der Anlegestelle, um Mr. Robert zu verabschieden. Als er inmitten seines Gepäcks im Boot stand, winkten und lächelten die Hausangestellten, als bedeute er ihnen etwas.
    Auch Lillian tat, als freue sie sich für ihn und habe nicht bemerkt, dass er sich von ihr ebenso förmlich verabschiedet hatte wie von den übrigen Dienstboten. Als wäre ihr nicht bewusst, dass das Personal hinter ihrem Rücken über sie lachte. Sie hatte zwar mit dem Boss geschlafen, doch nun hatte er sie fallenlassen.
    Sie lächelte und winkte. Als das Boot verschwunden war, raffte sie ihre Röcke, ging zum Haus zurück und rief alle Dienstboten zusammen.
    »Nur weil Mr. Robert eine Weile abwesend sein wird, dürfen wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen. Zugegeben, ohne den Herrn wird etwas weniger Arbeit anfallen …« Sie sah das Grinsen auf den Gesichtern und hatte die entsprechende Antwort parat.
    »… doch solange sich alle Mühe geben, werde ich niemanden entlassen.«
    Das Grinsen erstarb.
    Mrs. Cornish tat alles, um ihren Status aufrechtzuerhalten. Sie sorgte dafür, dass an diesem Abend der Tisch im Speisezimmer für sie gedeckt wurde, und aß an ihrem üblichen Platz. Dazu hatte sie eine Flasche des besten Rotweins dekantiert.
    »Das wäre alles«, sagte sie zu der Serviererin, als diese das Hauptgericht aufgetragen hatte. »Sie können morgen früh abräumen.«
    Dann genoss sie ihr einsames Mahl in vollen Zügen. Das Roastbeef und die Gemüsebeilage waren perfekt zubereitet. Auf dem Sideboard stand eine Fotografie von Robert in einem silbernen Rahmen, die, wie er ihr oft genug erklärt hatte, auf dem Gelände des Government House in Perth aufgenommen worden war. Sie erhob ihr Kristallglas und prostete ihm zu.
    »Auf dich, du Bastard!«
     
    »Ich lasse dich in dieser Situation nur ungern allein«, sagte George, doch Alice wollte nichts davon hören.
    »Der Zug fährt in einer Minute ab, George. Steig bitte ein. Es ist Schurzeit. Du musst auf Lancoorie sein, bevor die Scherer eintreffen.« Sie küsste ihn. »Vergiss nicht, Mrs. Postle schickt dir eine Köchin. Sie kann die Bestellungen aufgeben und wird wissen, was sie an Vorräten für die Scherer braucht. Und übernimm dich nicht.«
    Er stieg erst in den Zug,

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