Leuchtendes Land
teilen. Das Gebäude ist riesig, so dass sie sich neugierigen Leuten entziehen kann. Außerdem arbeiten dort auch Frauen.«
Zu ihrem Erstaunen fanden diese beiden Männer, die entgegengesetzte politische Meinungen vertraten, ein gemeinsames Ziel in ihrem Anliegen, Clem und Thora beizustehen. Thora wurde durch die Ställe aus dem Wachgebäude geschmuggelt, da die Menge den Eingang blockierte, und in die nahe gelegene Militärkaserne eskortiert, wo früher einmal die Wachen der deportierten Sträflinge untergebracht waren.
Sergeant Bonnington erwartete sie unter dem großen Torbogen. »Meine Frau ist gekommen, um Mrs. Price zu helfen. Sie wird sich um sie kümmern und ihr zur Hand gehen, wenn sie sich für ihren Auftritt vor Gericht zurechtmacht.«
Er wandte sich an Fred. »Sie haben versprochen, mir zu helfen.«
»Das habe ich nicht vergessen. Mr. und Mrs. Price gehört eine Schaffarm namens Lancoorie in der Nähe von York. Seine Schwester und ihr Ehemann werden in die Stadt kommen und im Cottage des
Palace Hotel
wohnen, wo Mrs. Price ihren Urlaub verbracht hat.«
Bonnington holte sein Notizbuch heraus. »Namen?«
»Mr. und Mrs. George Gunne. Aber behandeln Sie diese Information vertraulich. Wir möchten den Gunnes keine Unannehmlichkeiten bereiten.«
»Gunne? George Gunne? Ein stämmiger Bursche? Engländer, um die vierzig?«
»Ja. Kennen Sie ihn?«
»Sieht ganz so aus. Er ist hier gut bekannt. Hat ein langes Strafregister vorzuweisen. Was hat er denn mit der Sache zu tun?«
Fred stöhnte. Musste denn alles schiefgehen? »Eigentlich gar nichts. Schien mir ein anständiger Kerl zu sein. Er ist mit Alice Price verheiratet und führt ein vorbildliches Leben.«
»Wussten Sie nicht, dass er ein Deportierter ist?«
»Woher denn?«
Bonnington zuckte die Achseln. »Ich muss ihn überprüfen. Vom Gefängnis in Fremantle ins
Palace
– er hat es ganz schön weit gebracht.«
Chefinspektor Smythe hielt es für unverzichtbar, Mrs. Cornish persönlich zu vernehmen, da sie im Haus des ehemaligen Parlamentssprechers wohnte. Auch im Ruhestand galt Henery Whipple noch als Einflussreicher Mann.
»Es freut mich, dass Sie persönlich gekommen sind«, sagte Henery und führte ihn in den Salon. »Meine Gäste sind es nicht gewohnt, in polizeiliche Untersuchungen hineingezogen zu werden. Diese furchtbare Schießerei hat uns alle sehr durcheinandergebracht.«
Smythe bekundete Henery sein Mitgefühl. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich dieses schreckliche Ende Ihres Abschiedsfestes bedauere. Dies ist wirklich das grässlichste Verbrechen, das mir seit langem untergekommen ist. Es ist kaum zu glauben, dass eine Frau sich ausgerechnet einen solch festlichen Rahmen für den Mord an ihrem Ehemann aussucht.«
»Ihrem Ehemann?«, fragte Henery. »Sie hat nicht auf Mr. Price gezielt, sondern auf Mrs. Cornish, meinen Gast! Das ist eine verdammte Schande.«
»Da irren Sie sich, Henery. Sie war hinter ihrem Ehemann her. Ich bin gekommen, um Ihnen zu versichern, dass Ihr Gast nicht länger belästigt wird. Ich werde Mrs. Cornishs Aussage zu Protokoll nehmen und es dabei belassen. Sie braucht auch nicht vor Gericht zu erscheinen. Der Schock des gestrigen Abends war groß genug.«
»Einen Moment, bitte.« Henery verließ das Zimmer und kehrte mit seinen Gästen zurück. »Darf ich Ihnen Mr. Robert Warburton aus Minchfield House vorstellen?«
»Oh, ein wunderbares Anwesen. Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Sir.«
»Und seine Verlobte, Mrs. Cornish.«
Smythe verbeugte sich. Mrs. Cornish war eine attraktive Frau mit dunklem, glänzendem Haar und einer guten Figur. Sie musste um einiges jünger sein als Warburton. Verständlicherweise wirkte sie sehr nervös.
»Sehr erfreut, Mrs. Cornish. Ich denke mit Entsetzen daran, wie Ihnen diese schreckliche Frau zugesetzt haben muss. Sie wird ihre gerechte Strafe erhalten.«
»Wie geht es Mr. Price?«, wollte Lillian wissen.
»Er schwebt noch immer in Lebensgefahr. Wenn er stirbt, werden wir Anklage wegen Mordes erheben müssen.«
»Es tut mir so leid«, sagte sie.
»Wie auch immer, ich würde gerne auf die ursprüngliche Frage zurückkommen«, warf Henery ein. »Robert und ich haben uns ausführlich darüber unterhalten und sind zu dem Schluss gekommen, dass Mrs. Price versucht hat, Mrs. Cornish zu töten.«
Erstaunt schaute Lillian Warburton an. Sie hatte gehofft, man würde sie aus dieser Sache heraushalten. Bei ihrer Rückkehr von der
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