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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Lancoorie ab. Er wies sie an, im offenen Wagen zu bleiben, bis er den Papierkram erledigt habe.
    Alice hielt es für übertrieben, erwachsene Männer wie Kinder zu behandeln, doch die beiden grinsten nur, tippten sich an die Mütze und holten Tabakdosen hervor. Sie eilte hinter Clem und dem Wachtmeister in die Küche.
    Da sie volljährig war, war es Alices Aufgabe, die Dokumente im Namen der Besitzer von Lancoorie zu unterzeichnen. Sie bestand darauf, sie vorher sorgfältig durchzulesen.
    »Welcher ist welcher?«, wollte sie wissen, als sie die Namen der beiden Sträflinge entdeckt hatte. Sie betrachtete die beiden schweigenden Männer durch die Tür.
    »Der große Bursche heißt George Gunne und der etwas kleinere Rothaarige ist Mike Deagan.«
    Alice fragte nervös: »Was haben sie getan?«
    »Es steht alles da drin. Sie haben eine Kopie ihrer Akten, die im Übrigen weitergeführt werden müssen. Im Hinblick auf ihr Benehmen und so weiter. Das kann Clem übernehmen.« Fearley wandte sich an den Herrn des Hauses. »Clem, ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass sie auch ihre Rechte haben, selbst wenn es Schurken sind. Gib ihnen harte, aber nicht zu harte Arbeit. Das Gleiche gilt für das Essen. Sie sollten vernünftig beköstigt werden. Habt ihr Waffen im Haus?«
    »Ja.«
    »Dann solltet ihr sie tunlichst außer Reichweite der beiden aufbewahren. Bei solchen Typen muss man gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«
    Alice schaute erschrocken hoch. »Sie sind doch nicht gefährlich, oder?«
    »Man muss sich vor allen Fremden hüten«, gab Fearley vorsichtig zurück.
    »Aber nicht alle Fremden sind Verbrecher. In Mr. Gunnes Papieren steht, dass er wegen tätlichen Angriffs und Raub deportiert worden ist. Seine Bewährung wurde zweimal wegen Diebstahls widerrufen.«
    Fearley zuckte die Achseln. »Was erwarten Sie denn? Nur die harten Burschen sind noch übrig. Die Mehrheit hat ihre Strafe verbüßt und ist frei, und die Schwerverbrecher werden das Gefängnis von Fremantle niemals verlassen. Bleiben also nur Burschen wie diese hier. Wir nennen sie Schlusslichter – es sind zwar Kriminelle, aber recht harmlose. Beiden ist eine Strafverlängerung aufgebrummt worden, aber der Richter wollte ihnen eine letzte Chance geben. Sollten sie noch einmal gegen das Gesetz verstoßen, landen sie für weitere sieben Jahre im Bau. Wie Sie sehen, liegt es ganz bei ihnen.«
    »Davon hast du mir nichts gesagt«, wandte sich Alice vorwurfsvoll an ihren Bruder.
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen. Es wird schon gutgehen. Es liegt in ihrem eigenen Interesse, sich vernünftig zu benehmen.«
    »Stimmt genau«, warf Fearley ein.
    »Aber sie sind so viel älter als Clem. Diese Männer müssen schon um die vierzig sein.«
    »Das macht doch keinen Unterschied«, schnappte Clem. »Sie sind hier, weil wir sie brauchen.«
    Alice war noch nicht überzeugt und blätterte besorgt die Papiere durch. »Hier steht, dass der eine von ihnen, Mr. Deagan, als Fenier deportiert wurde. Was ist ein Fenier?«
    »Ein irischer Unruhestifter«, antwortete Fearley. »Sechsundfünfzig von ihnen wurden lebenslänglich nach Australien verbannt. Dieser dort hat ein großes Mundwerk und kennt seine Rechte, aber Sie sollten ihm keine Beachtung schenken. Er hat eine zusätzliche Strafe wegen eines Fluchtversuchs abgesessen.«
    »Und wegen einiger anderer Dinge«, bemerkte Alice steif. Er war während seiner Arbeit in Perth mehrmals wegen Fälschung verurteilt worden, doch sie war sich nicht im Klaren darüber, welchen Nutzen er daraus hätte ziehen können.
    Sie folgte Clem nach draußen und sah zu, wie Fearley ihm die beiden Arbeiter offiziell übergab. Er ermahnte sie zu Gehorsam und Fleiß. Die Männer hörten sichtlich gelangweilt zu. Dann holten sie ihre Bündel aus dem Wagen und warteten lustlos auf weitere Befehle. In Alices Augen wirkten sie nicht so sehr wie Schurken, sondern wie Männer, die gelernt hatten, Demütigungen einzustecken und sich trotzdem nicht unterkriegen zu lassen. Sie freute sich darüber und trat mit ausgestreckter Hand auf die beiden zu, da der Wachtmeister sie nur mit Clem bekannt gemacht hatte.
    »Ich bin Miss Price.«
    Überrascht wischte sich Gunne die staubige Hand an der Hose ab und antwortete: »Erfreut, Sie kennenzulernen, Miss.«
    Deagan tat es ihm nach. »Ebenso, Miss Price.«
    »Das Essen ist fertig«, sagte sie und schaute sich unsicher um, da sie nicht wusste, was die Regeln für diese Situation vorsahen. Schließlich fiel ihr

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