Leuchtendes Land
bekommen.«
Mrs. Morgan seufzte. »Der arme Mann würde sich im Grabe umdrehen, wenn er die Bescherung hier sehen könnte. Wie das Leben so spielt, Lil – die arme Mrs. Warburton hat nicht lange genug gelebt, um sich an ihrem Haus erfreuen zu können.« Mrs. Morgan senkte die Stimme. »Es heißt, sie wäre an Krebs gestorben.«
»Ach nein!«
»Wenn ich es dir sage. Sie hat ein Jahr lang gelitten. Damals ist Miss Lavinia hergekommen und hat sie bis zum Ende gepflegt. Aber der alte Herr hat sich die Sache so zu Herzen genommen, dass er ihr schon bald ins Grab gefolgt ist.«
Jordan steckte den Kopf zur Tür herein. »Hast du eine Tasse Tee für mich, Köchin?«
»Natürlich. Wie steht es mit dem Frühstück?«
»Hab’ schon gegessen, aber wir müssen auch den Arbeitern etwas bringen, um sie bei der Stange zu halten.«
Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Wie geht es dir, Lil? Das war vielleicht eine Nacht!«
»Vielen Dank, Jordan, mir geht es gut. Hoffentlich erholt sich Miss Lavinia wieder.«
»Sie bekommt die beste Pflege, mehr kann man nicht verlangen. Mr. Warburton bleibt eine Weile in Perth, so dass ich hier alles in Ordnung halten muss.«
»Wie soll das gehen?«, fragte Mrs. Morgan. »Lil kann sich um den unversehrten Teil des Hauses kümmern, aber die Zimmer an der Treppe sind nur noch ein Trümmerhaufen.«
»Wir räumen auf, sehen nach, was noch brauchbar ist, und reißen den ganzen Flügel ab. Er muss völlig neu aufgebaut werden.«
»O Gott«, stöhnte Mrs. Morgan, »ist es wirklich so schlimm?«
»Ja. Und da wir Erntezeit haben und ich meine Arbeiter nicht entbehren kann, müssen wir Leute aus Perth kommen lassen. Darüber wollte ich mit euch reden. Da die anderen Frauen gekündigt haben, werden wir die Handwerker in den Personalunterkünften unterbringen.« Mrs. Morgan legte sich quer. »Wir können doch nicht mit fremden Männern dort unten leben! Sie könnten uns in unseren Betten ermorden. Oder uns noch etwas Schlimmeres antun.«
Jordan grinste. »Für euch ist dort kein Platz mehr. Du und Lil, ihr werdet ins Haus ziehen müssen.«
»Nach oben?«, fragte Mrs. Morgan voller Ehrfurcht.
»Natürlich nicht in die Familienräume, aber es sind jede Menge Gästezimmer vorhanden.«
»Du lieber Himmel!«
Jordan diskutierte mit der Köchin die anstehenden Probleme. Er musste Handwerker finden, die nicht dem Lockruf des Goldes gefolgt waren, das notwendige Baumaterial auftreiben, damit Minchfield House in altem Glanz wiederauferstehen konnte, und genügend Vorräte beschaffen, um einen Haufen Männer mehrere Monate lang zu ernähren. Lil überdachte ihre Lage und beschloss, noch eine Weile zu bleiben und den Luxus des Hauses zu genießen, bis Miss Lavinia heimkehrte und sie entließ. Es schien klug, sich mit Jordan gut zu stellen, damit er ihr ein anständiges Zeugnis ausstellte.
»Ich kann der Köchin helfen und mich um den Rest des Hauses kümmern«, bot sie an. »Aber wie steht es mit dem Melken?«
»Das sind die einzigen guten Neuigkeiten, die ich im Moment habe. Der ganze Distrikt war so entsetzt über den Brand und Miss Lavinias Schicksal, dass wir genügend freiwillige Helfer haben. Wenn so etwas passiert ist, sind gute Nachbarn unbezahlbar. Wir werden zurechtkommen, bis wir Zeit haben, uns nach neuem Personal umzusehen.«
Er goss seinen Tee in die Untertasse, kippte ihn rasch hinunter und stopfte den Pudding in sich hinein, den ihm Mrs. Morgan vorgesetzt hatte. Dann brach er beinahe grußlos auf und stürzte sich in die Arbeit.
»Er mag dich«, flüsterte die Köchin. »Du solltest ihm eine Chance geben. Er ist Witwer und hat ein hübsches Cottage da unten.«
»Ja, das habe ich gesehen. Aber du vergisst, dass ich noch immer eine verheiratete Frau bin«, entgegnete Lil.
»Solche Fehler kann man ausbügeln. Du sagst, dein Mann sei ein Nichtsnutz gewesen. Von Jordan kann man das nun wirklich nicht behaupten.«
Lil schüttelte den Kopf und ging hinaus, um zuzuschauen, wie die freiwilligen Helfer verkohlte und durchnäßte Möbel auf den Rasen schleppten. Das Gebäude wirkte verkrüppelt, als halte es sich mühsam aufrecht, und Lil verspürte tiefes Mitleid mit dem geliebten Haus.
Was Jordan betraf, musste sie Mrs. Morgan recht geben. Er war letzte Nacht so freundlich gewesen, hatte sie in ihre Unterkunft gebracht, nachdem Ruhe eingekehrt war, und sich sogar nach Caroline erkundigt, die noch bei der Köchin gewesen war. Jordan war ins Haus gelaufen, um Milch aus der
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