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Leute, die Liebe schockt

Titel: Leute, die Liebe schockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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aufgemacht.
    Mein Freund Arthur steht davor. Gleich macht er einen Schritt auf mich zu und streicht seine Haare zurück. »Na, Lelle, wie geht’s?«
    Er gibt mir einen zarten Kuss auf die Lippen und zwängt sich an mir vorbei in den dämmrigen Flur, weiter in mein Zimmer. Da liegen leider ziemlich viele Klamotten auf meinem Bett, weil ich vorhin ein bisschen Probleme hatte, mir das passende Outfit für das Treffen mit Johannes rauszufiltern.

    Arthur sieht irritiert auf den riesigen Kleiderberg. »Entrümpelst du?«
    Ich schlucke und verschränke die Arme vor der Brust. »Nein, äh, ich, äh …«
    Tja, und mehr fällt mir leider auch nicht dazu ein. Arthur guckt mich mit diesem weichen Blick an, so, wie er mich immer ansieht. Voller Liebe und ganz ohne Zweifel, dass irgendetwas zwischen uns stehen könnte. »He, hast du Lust, einen Spaziergang zu machen?«
    Ich zucke mit den Schultern und merke, wie ich die Lippen verspannt zusammenpresse. Mein Herz klopft, und ich könnte echt losheulen, weil es sich so anfühlt, als würde ich mich gerade innerlich von Arthur verabschieden. Aber das will ich nicht. Er ist doch mein Lebenszeuge, er ist mit mir durch die dunkelsten Täler gegangen. Er war fast immer für mich da, nur nicht, als er in Afrika für arme Kinder Hütten und Brunnen gebaut hat. Und unter uns: In dieser Zeit hätte ich ihn wirklich brauchen können. Aber das ist eine andere Geschichte. Leider muss ich in ein paar Minuten los, und es wird schändlicherweise darauf hinauslaufen, dass ich meinen Freund Arthur werde anlügen müssen, in puncto, was ich jetzt vorhabe.
    Ich sage: »Ich würde ja gerne, aber es geht leider nicht, weil ich noch was zu erledigen habe.«
    »Was denn?«
    »Ich muss noch die Backstagekarten für das Tokio-Hotel-Konzert heute Abend abholen.«
    »Du gehst zum Tokio-Hotel-Konzert heute Abend?«
    Habe ich das nicht gerade gesagt? Ich zucke schon wieder mit den Schultern. »Ja, was dagegen?«

    »Überhaupt nicht … Ich wusste nur nicht, dass du Fan von denen bist.«
    »Bin ich ja auch nicht. Aber ich habe es Alina versprochen.«
    »Okay, ist ja gut. Und wo holst du die Karten ab? Soll ich dich hinfahren? Dann können wir ein bisschen plaudern, ist doch nett.«
    Tja, Leute. An sich ist das ein sehr nettes Angebot, das ich unter normalen Umständen gerne annehmen würde. Aber das wäre ja wohl etwas komisch, wenn mich Arthur zu Johannes fährt. Ich meine, soll er so lange im Auto warten, bis ich mit Johannes all meine Fragen in Sachen Liebe und Sehnsucht geklärt habe? Vor lauter Scham bin ich im Kopf schon ganz wuschig. Was sage ich denn jetzt nur?
    »Danke, ist nicht nötig. Ich fahre da schnell mit der U-Bahn hin, mach dir keine Umstände, du bist ja sicherlich auch müde.«
    Arthur guckt mich durchdringend an. »Nein, ich bin nicht müde.«
    »Okay … Trotzdem musst du mich nicht fahren.«
    Mein Freund nickt nachdenklich, wirft noch mal einen Blick auf den Kleiderhaufen und flüstert: »Na, dann viel Spaß heute Abend. Man sieht sich.«
    Und damit dreht er sich um, geht aus meinem Zimmer, und ich laufe hinterher. »Arthur, wir können doch …«
    Aber da ist er schon zur Haustür raus und hat sie hinter sich mit einem lauten Knall zugezogen. Mist, Leute. Es ist ein so schöner sonniger Tag und natürlich würde ich den irgendwie auch gerne mit Arthur verbringen. Ich kann euch nicht sagen, wie hilflos ich mich gerade
fühle. So sehr, dass es sich anfühlt, als würde augenblicklich die Welt untergehen. Ich wende mich hin und her und möchte mich am liebsten auf dem Bett eng zusammenrollen wie ein Ungeborenes im Mutterleib. Kann mir denn keiner helfen und versprechen, dass ich das Richtige tue und alles gut wird? Und gerade als ich anfangen will zu heulen, sehe ich hinter den blühenden Rosenbüschen meine Schwester und Helmuth entlangflanieren.
    Meine Schwester steckt in einem sommerlichen Hängerchen, unter dem sich ihr schwangerer Bauch wunderschön wölbt. Ich habe es euch ja gesagt, Leute: Sie ist tatsächlich die schönste Schwangere, die die Menschheit je bestaunen durfte. Ich würde sogar sagen: Die Schwangerschaft tut ihr gut. Irgendwie sieht sie in letzter Zeit so zufrieden aus. Neben ihr stolziert Helmuth, wie immer im weißen Tennisdress, und schiebt einen schicken Kinderwagen in Grasgrün vor sich her. Das fetzt.
    Einen Augenblick später klingelt es und ich mache auf. Meine Schwester strahlt mich an, wie ich sie noch nie habe strahlen sehen, und küsst mich auf beide

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