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Leute, die Liebe schockt

Titel: Leute, die Liebe schockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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macht nun doch Anstalten, sich auf diese gefährliche Diskussion einzulassen. Obwohl sie genau weiß, dass dabei nichts als sehr schlimmer Ärger herauskommt, an dessen Ende etwas zu Bruch geht. Sie macht den Mund auf und stottert: »Aber wie hättest du denn gefördert …«
    Und zack! Sofort ist Cotsch in ihrem Element. All die bitteren Enttäuschungen der letzten Jahre, in denen sie so sehr gehofft hatte, von Mama und Papa zu Sonderbegabten-Workshops chauffiert zu werden oder im Ausland zur Schule zu gehen, kommen wieder hoch. Sie ruft: »Wie ich hätte gefördert werden können? Ich hätte wenigstens ins Ausland gehen und praktische Erfahrungen sammeln können wie jeder andere Vollidiot auch, wie
dieser Johannes, mit dem Lelle da immer noch was am Laufen hat …«
    Mir bleibt das Herz stehen, Leute. Ich muss nicht sagen, dass Arthurs Garten direkt an unseren anschließt! Nur eine Mauer steht dazwischen. Ich zische: »Willst du nicht noch lauter sprechen? Das wäre super, damit die ganze Nachbarschaft Bescheid weiß, besonders Arthur, denn den geht diese Angelegenheit in jedem Fall etwas an!«
    Erschrocken schlägt sich meine Schwester die Hand vor den Mund. Na klar, sie war zu sehr mit ihren Problemen beschäftigt, als dass sie meine noch hätte im Auge behalten können. »Oh! Entschuldige! Ich hab nicht dran gedacht. Ist Arthur drüben im Garten? Meinst du, er hat gehört, was ich gerade über Johannes und dich gesagt habe? Ich meine, so eindeutig war das doch gar nicht, oder? Ich meine, ihr könnt ja auch einfach nur befreundet sein …«
    Ich hole tief Luft und merke, wie meine Ohren anfangen zu glühen. »Tja, wer weiß das schon so genau?«
    Eilig laufe ich über die schmale Rasenfläche hin zur Mauer. Nur leider kann ich nicht mehr drübergucken, seitdem Papa im vorletzten Sommer endlich das Klettergerüst abgebaut hat. Meine Schwester und ich haben uns früher, als wir noch kleine Mädchen waren, auf die Querstangen gestellt und zu den Nachbarn rübergeguckt, um zu prüfen, was bei denen in den Gärten so lief. Hilfe suchend drehe ich mich zu Helmuth um. Jetzt brauche ich tatsächlich mal seine starken Unterarme. Er muss mir augenblicklich Räuberleiter machen, damit ich recherchieren kann, ob Arthur sich gerade im Garten aufhält
oder nicht. Ich will wissen, ob er etwas gehört haben könnte. Ich meine, wenn ja, weiß er jetzt, dass er nicht der Einzige in meinem Leben ist. Das wäre nicht gut. Definitiv nicht.
    Helmuth kratzt sich am Kopf. »Wovon redet ihr eigentlich?«
    Meine Schwester gibt ihm einen leichten Schubs. »Nicht so wichtig. Stell dich lieber rüber an die Mauer und mach Lelle Räuberleiter.«
    Helmuth kommt mir hinterhergeeiert und stellt sich brav neben mich. »Kannst du mir sagen, was du vorhast?«
    Ich flüstere: »Ich will mal eben zu Arthur rübergucken, um zu sehen, ob er im Garten ist.«
    »Warum? Geh doch einfach rüber.«
    »Ausgeschlossen. Glaub mir, mir wäre es auch lieber, wenn wir auf den Quatsch verzichten könnten.«
    Helmuth zuckt mit den Schultern und stellt sich dann dicht an die Mauer, nah an Papas heilige Blumenrabatte, und faltet seine Hände, sodass ich daraufsteigen kann. Um nicht wegzukippen, halte ich mich an seinen massigen Schultern fest und ziehe mich nach oben, sodass ich über die Mauer gucken kann.
    Nirgendwo im verwilderten Garten ist Arthur zu entdecken, allerdings steht seine Terrassentür offen, und drinnen läuft Klaviermusik. Vielleicht ist er gerade erst rein gegangen? Mist, Leute. Wenn er jetzt mitbekommen hat, dass ich noch was mit Johannes habe! Dann trennt er sich doch sofort von mir. Das will ich aber gar nicht. Ich meine, ich habe mich ja noch längst nicht entschieden, wer nun am Ende mein Freund sein soll. Außerdem habe ich ja gar nicht wirklich was mit Johannes am Laufen.
Ich treffe ihn ja nur und das muss doch nichts hei- ßen. Vielleicht bin ich nachher total genervt von ihm und will ihn nie wieder sehen. Das wäre das Schönste! Dann wäre ich endlich wieder frei. Eins ist schon mal klar: Meiner Schwester werde ich nie wieder was erzählen. Das Gute an ihrem Fauxpas ist allerdings, dass sie sich jetzt ausnahmsweise mal schuldig fühlt und darum ihre Wut auf Mama vergessen hat.
    Ich steige wieder von Helmuths Händen runter, die jetzt leicht sandig sind. Er klopft sie gegeneinander und ich tätschele ihm die Schulter. »Danke, Helmuth.«
    Er nickt und auf seiner Stirn stehen Schweißperlen. »Gerne doch.«
    Und um die knifflige

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