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Leute, die Liebe schockt

Titel: Leute, die Liebe schockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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verdammten Karten ab.«
    Was denkt sich Mama eigentlich? Dass ich mir selbst nicht genüge und mir die Bestätigung bei anderen Jungs abholen muss? So wie meine Schwester? Da pfeif ich drauf. Wenn, dann sollen die Jungs mir hinterherlaufen. Ich gebe denen höchstens mal einen kleinen Hinweis, dass es an der Zeit wäre, ein wenig um mich zu werben. Johannes muss quasi wieder angewärmt werden. Und wenn er dann angewärmt ist, wird er nicht mehr aufhören können, an mich zu denken und mich zu vermissen. So stark, dass er Tag und Nacht SMS schickt und nichts lieber möchte, als mit mir alt zu werden.
    In dem Fall werde ich mich dann rarmachen und mich super fühlen, weil ich zwei Jungs zur Auswahl habe. Das ist nicht das Schlechteste, weil man so verhindert, je allein zu sein. Und wenn ich eins nicht leiden kann, dann allein zu sein. Also hat Mama irgendwie doch recht, dass ich mich von den Jungs abhängig mache. Einigen wir uns darauf, dass ich die Sache geschickt angehe. Okay?

    Ich hebe also cool die Hand zum Gruß und will durch den Garten und durch die Hintertür verschwinden. »Ich wünsche noch einen schönen Nachmittag. Ich bin später wieder da.«
    Bevor Mama noch irgendeinen Einwand hinterherschieben kann, ruft meine Schwester plötzlich: »Aua!«
    Sofort springt Helmuth auf. »Bella, gehen die Wehen los?«
    Und ich komme schleunigst wieder zurück. Auch Mama ist schon drauf und dran, heißes Wasser zu organisieren, so als stünde uns eine unerwartete Hausgeburt bevor.
    Nur meine Schwester bleibt entspannt und meint mit ganz weicher Stimme: »Lelle, fass mal auf meinen Bauch.«
    Und gleich legen auch noch Helmuth und Mama ihre flachen Hände auf Cotschs Bauch und halten gespannt den Atem an. Es tut sich nichts. Er fühlt sich einfach nur wie ein fester aufgeblasener Ballon an.
    Ich flüstere: »Was war denn?«
    Helmuth wispert voller Rührung mit Tränen in den Augen: »Ich würde sagen, unsere Tochter hat gestrampelt.«
    Und da, Leute, jetzt spüre ich es auch. Ein ganz leichtes Treten von innen gegen die Bauchdecke. Könnt ihr euch das mal bitte vorstellen? Da drinnen, im Bauch meiner wilden, ungezügelten Schwester, wächst ein kleines, wildes, ungezügeltes Baby heran, um zu uns auf die Welt zu kommen. Das ist magisch.

11
    Leute, ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll: Eben, als ich längst in der U-Bahn sitze, auf dem Weg zum Treffen mit Johannes, schickt er mir eine SMS mit der Botschaft, dass eine Planänderung stattgefunden hat. Nämlich dass wir uns nicht wie verabredet im Park am Kanal treffen, wo wir uns früher während unserer total verliebten Phase gerne rumgedrückt haben, sondern stattdessen im Freefight-Boxstudio, wo Samuel sein Freefighting trainiert. Sehr romantisch.
    Ich muss also an der nächsten Haltestelle wieder aus der U-Bahn steigen und in die andere Richtung zurückfahren, weil sich dieses Freefight-Studio auf so einem Industriegelände befindet. Ich selbst war noch nicht da. Ich weiß nur, wo dieses beängstigende Industriegelände zu finden ist. Mehr nicht. Wenn ich da bin, soll ich Johannes anrufen, dann will er mich an der U-Bahnstation abholen. Von Mama habe ich gelernt, unkompliziert zu sein und mich anderen nicht in den Weg zu stellen, sondern ihnen und ihren Vorschlägen entgegenzukommen. Und das tue ich jetzt. Trotzdem hätte mich Johannes höflicherweise mal fragen können, ob mir sein stranger Vorschlag passt, anstatt hier mit Begriffen wie »Planänderung« herumzuhantieren. Na ja. Dazu werde ich nachher schon ein Wort verlieren müssen. So viel ist mal klar.

    Erst einmal allerdings steige ich aus der U-Bahn und in die glühende Hitze des Nachmittags. Ich habe Durst und der Himmel ist wolkenlos. Das Licht ist gleißend hell, und ich hätte mich mal besser mit Sonnenmilch einsprühen sollen, ich bin nämlich eher der hellhäutige Typ, der leicht einen ziemlichen Sonnenbrand bekommt. Sofort spüre ich, wie meine Haut anfängt, im Nacken und an den Armen und im T-Shirt-Ausschnitt zu spannen und zu jucken. In jedem Fall habe ich Johannes noch nicht auf seine Befehls-SMS geantwortet. Ich wüsste auch gar nicht, was. »Sir, yes Sir!« Oder: »Zu Befehl!« Ich bin doch nicht vom Militär. Der soll sich mal ein bisschen wundern, ob ich seiner Anordnung wirklich nachkomme oder ob er doch lieber noch mal einen hingebungsvolleren Ton anschlagen sollte.
    Ich gucke nach rechts und links, und als ich sicher bin, dass gerade keine Bahn kommt, laufe ich schnell über die

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