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Leute, die Liebe schockt

Titel: Leute, die Liebe schockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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ja sein, dass ihre bestürzenden Erfahrungen mit ihren Eltern tatsächlich helfen, gute Songtext-Ideen zu finden. Vielleicht kann sie darüber hinaus gleich noch ihr Trauma verarbeiten und mit einem gewissen Frieden auf ihre nicht ganz leichte Kindheit sehen. Das würde ich ihr in jedem Fall wünschen. Ab und an schreibt sie mir ein paar SMS und die klingen alle durchweg begeistert. Von wegen: »Die Jungs sind so süüüüüüüß!« Alina hat gerade einen echten Höhenflug.
    Im Gegensatz zu mir.
    Ich liege in meinem Zimmer auf dem Bett, die Sonne
drückt sich hell und freundlich durch Papas Rosenbüsche zu mir herein, und ich weiß nicht, was ich machen soll. Irgendwie habe ich Lust, zu Arthur rüberzugehen. Bestimmt sitzt er oben auf seinem Hochbett und hat Kopfhörer auf. Oder er ist am Computer und versucht, die Zusammenhänge auf der Welt zu begreifen. Ich vermisse ihn. Aber ich traue mich nicht, bei ihm zu klingeln. Er will mich nicht sehen. Das weiß ich. Vor ein paar Tagen, als wir um die Siedlung spazieren gegangen sind und ordentlich viele Zigaretten geraucht haben, hat er mich rundheraus gefragt, ob ich in einen anderen Jungen verliebt bin. Seine Stimme hat plötzlich gezittert, als hätte er diese Frage schon ganz lange vor sich hergeschoben: »Lelle, bist du in einen anderen Jungen verliebt?«
    Aus Reflex habe ich erst mal gesagt: »Quatsch, wie kommst du denn darauf?«
    Aber dann dachte ich, wenn Arthur schon spürt, dass etwas Unsichtbares zwischen uns steht, und er wissen will, was es ist, habe ich die Verpflichtung, es ihm auch zu sagen. Da habe ich ihm die Sache mit Johannes gebeichtet. Wieder mal saßen wir oben auf seinem Hochbett, haben noch mehr Zigaretten geraucht als sonst und uns vernünftig unterhalten. Ich habe ihm erzählt, wie gern ich Johannes mag, aber dass die Sache nun endgültig ausgestanden ist, weil er eine neue Freundin hat. Arthur hat ganz ruhig zugehört, genickt und ab und an ein paar Fragen gestellt, zum Beispiel, ob ich mit Johannes geschlafen hätte. Das konnte ich zum Glück verneinen. Leute, darüber war ich so was von froh! Obwohl ich natürlich schon gerne wüsste, wie es sich angefühlt hätte. Bestimmt toll. Johannes konnte wirklich toll küssen. Unsere Lippen
waren wie füreinander geschaffen. Aber jetzt, jetzt habe ich Johannes für immer aus meinem Herzen gestrichen. Das tat vielleicht weh. Ich habe mir klargemacht, dass es zwischen uns keine Treffen mehr geben wird und all unsere schönen Begegnungen der Vergangenheit angehören. Für immer. Ich habe sie in meiner Vorstellung in ein goldenes Kästchen gelegt, es zugeklappt und abgeschlossen. Darin ist jetzt unsere gemeinsame Vergangenheit, voller Verliebtsein, Zärtlichkeit und Lachen.
    Und nun fühle ich erst wieder, wie viel Arthur mir nach all der Zeit, die wir uns schon kennen, bedeutet, und ich möchte ihn definitiv nicht verlieren. Nur, wie soll ich sein Vertrauen wiedergewinnen? Ich an seiner Stelle würde mir nicht mehr glauben. Ich wäre tief verletzt und würde sagen, dass er für immer aus meinem Leben verschwinden soll und so weiter.
    Ich habe sogar mit Helmuth über die Sache geredet. Als ich gestern an den Tennisplätzen vorbei spazieren gegangen bin, war er gerade mit seinen Trainingsstunden am Ende. Er hat mich durch das hohe Gitter der Umzäunung gesehen und nach mir gerufen, wie ich so traurig vorbeigeschlendert bin. »Lelle, warte mal!« Zuerst wollte ich so tun, als hätte ich ihn nicht gehört. Aber er hat immer weiter gerufen und dann bin ich doch stehen geblieben und Helmuth kam in seinem weißen Tennisdress mit den Schweißbändern über den Platz gewetzt und ist mit mir ein Stück des Weges gegangen.
    Er hat gefragt: »Mensch, meine Lütte. Warum siehst du denn so traurig aus?«
    Ich habe geseufzt und mit den Schultern gezuckt. »Ach, weil ich Arthur verraten habe.«

    »Wie: verraten?«
    Ich bin stehen geblieben und habe so ein bisschen losgeweint. Und Helmuth hat mir hilflos über den Rücken gestreichelt. Dabei habe ich sein Aftershave gerochen, mit dem er sich immer übergießt. Er hat gemeint: »Nun erzähl mal!«
    »Na ja, ich habe mich in einen anderen Jungen verliebt, du weißt ja, Johannes. Na ja, und den konnte ich irgendwie nicht vergessen und darum habe ich mich noch einmal mit ihm getroffen. Da war aber nichts. Arthur hat trotzdem mitgekriegt, dass ich in Johannes verliebt bin, und ist jetzt total enttäuscht und vertraut mir nicht mehr.«
    Da hat Helmuth genickt und seinen

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