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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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Afrika wiederkommt.«
    Scheiße, da hat er recht. Also sage ich: »Das ist was ganz anderes. Ich weiß ja nicht mal, ob Arthur überhaupt wiederkommt.«
    »Ach ja? Und was ist, wenn er wiederkommt? Was wird dann aus uns?«
    Ich gebe zu, die Angelegenheit wird immer kniffliger. Johannes hat natürlich einigen Grund, sich diese Frage zu stellen. Die Frage ist ja auch, was würde Arthur dazu sagen, wenn er wiederkommt und ich ihm gestehe, dass ich bereits seit Anfang des Sommers, also kurz nachdem er nach Afrika gegangen ist, einen neuen Freund habe? Das, so befürchte ich, ist ein wesentlich größerer Vertrauensbruch als das einmalige Rumknutschen mit Alina.
    Diese komplexen Gedankengänge lasse ich mir allerdings nicht anmerken, sondern frage ganz nüchtern: »Wie oft genau hast du mit Alina rumgeknutscht?«
    »Nur einmal. Ganz kurz. Danach nie wieder.«
    »Und warum?«
    »Weil du mir echt gefehlt hast, okay? Und als Alina dann bei mir zu Besuch war, kam es mir ein bisschen so vor, als wärst du da gewesen. Verstehst du? Weil ihr so gut miteinander befreundet seid. Irgendwie.«
    Ich nicke. »Ja, das verstehe ich. Mach das aber nie wieder, kapiert?«
    »Versprochen.«
    Johannes steckt seine Hände in die Jeanstaschen und seine Zähne klappern stark aufeinander. Offenbar ist ihm kalt. Was kein Wunder ist. Er ist total durchnässt. Ich befürchte, er muss sich dringend was Trockenes von Papa ausleihen. In meine Sachen wird er kaum hineinpassen. Doch: Wie stelle ich es an, dass mein Vater Johannes keine wischt? Immerhin ist er ziemlich enttäuscht von ihm. Von der Knutschaffäre weiß Papa zum Glück nichts. Das ist gut. Das ist sehr gut. Ich werde ihm einfach sagen, dass Johannes durch die Schuld von Samuel gezwungen war, im Polizeipräsidium zu sitzen, anstatt mich vom Bahnhof abzuholen. Das ist perfekt. Ich beschließe aber auch, dass ich meinen Eltern in Zukunft nichts Negatives mehr über Johannes erzählen werde, weil es ansonsten zunehmend schwieriger wird, sie positiv auf ihn einzustimmen. Und das genau ist mein Ziel. Sie sollen ihn als den neuen Mann an meiner Seite akzeptieren. Das ist mir sehr wichtig. Arthur haben sie damals voll akzeptiert, weil er ein vernünftiger Mensch ist. Papa hat besonders gut gefallen, dass er so ordentlich ist. Ordnung ist für meine Eltern das Wichtigste, weil man dann auch »innerlich sortiert« ist.
    Ich sage zu Johannes: »Ich besorge dir mal eben etwas Trockenes zum Anziehen.«
    Doch bevor ich das Zimmer verlassen kann, kommt mein Freund mit ausgestreckten Armen auf mich zu und lächelt schüchtern. Er zieht mich an seine nasse T-Shirt-brust und flüstert: »Liebe Elsbeth, bitte verzeih mir!«
    »Ja, okay.«
    »Du hast mir wirklich gefehlt. Ich kann nicht ohne dich. Wirklich nicht.«
    Dann küsst er mich ganz sanft auf die Lippen, und ich spüre, dass er die Wahrheit spricht. Ich küsse ihn kurz zurück, und dann gehe ich raus in den Flur, um für ihn was zum Anziehen zu besorgen. Bei der Gelegenheit stopfe ich in der Küche Helmuths Bademantel in eine Tüte. Ich muss ihm das nasse Teil ja noch zurückbringen.

7
    L eute, es hat aufgehört zu regnen. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen, wie ich finde. Johannes und ich gehen durch die regenfeuchte Luft, die zwischen den Häusern der Siedlung hängt, und die ganze Zeit denke ich, es ist mein Vater, der mir da verliebt den Arm um die Schultern legt. Johannes ist nämlich von Kopf bis Fuß in Papas gelbe Klamotten gekleidet. Sogar die Socken sind gelb. Er sieht aus wie ein original Briefträger, wenn ihr mich fragt. Aber Johannes findet das Outfit »ziemlich stylish«. Überall in den Vorgärten steigen Nebelschwaden auf, ziehen sich an den Hecken entlang und über uns bricht die Sonne ein letztes Mal sehr hell zwischen den dunklen Wolken hervor und wärmt unsere nackten Arme. Der Sommer geht und der Herbst kommt mit Kraft und bringt uns neue Gerüche und Farben.
    Johannes drückt sich fest an mich und küsst mir auf die Schläfe. Dazu murmelt er: »Meine Elsbeth.«
    So nennt er mich, seitdem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Das war bei einer Theateraufführung in der Schule meiner anderen Freundin Tessi. »Frühlingserwachen« hieß das Stück. Tessi hat die eine Hauptrolle gespielt - Johannes und ich haben es trotzdem nicht bis zur Pause im Zuschauerraum ausgehalten. Wir saßen in der letzten Reihe und haben nichts als Hinterköpfe gesehen. Also sind wir raus und haben in so einer Eckkneipe ein Bier getrunken. Bei der

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